Doppelkopf-Strategien: Die bedingte (kleine) Re-Abfrage - ein aus der Mode gekommenes Überbleibsel?

Tront, 24. April 2012, um 13:19

Folgendes zu spielendes und diskutierendes RE-Blatt bekamen alle Spieler eines inzwischen bestimmt 10 Jahre zurückliegenden DODGE-Turnieres. DODGE = Doppelkopf mit vorbestimmten Karten, die in Boardtaschen verdeckt an alle Tische weitergereicht werden. Somit scheidet ein Glücksfaktor (Aussage:Ich hatte nur miese Karten!) als Ausrede für schlechtes Abschneiden aus.

Trumpf: Kreuz-Dame, Pik-Dame, Kreuz-Bube, Kreuz-Bube, Herz-Bube, Karo-Bube, Karo As, Karo 10, Karo König, Karo König
Fehl: Kreuz 10, Pik 10
Wichtig ist noch die Sitzpositon 3 mit dieser Karte.

Spieler 1 eröffnet mit Herz As, Spieler 2 bedient mit Herz 9, was nun? Eine volle RE-Abfrage an Spieler 1 scheint sehr mutg, riskant und erfüllt mit ziemlicher Sicherheit nicht die Voraussetzungen dafür. Spieler 3 könnte natürlich auch eine schwarze 10 entsorgen, ohne zunächst eine Ansage zu treffen. Oder aber er gibt das Re nach dem ausgespielten Herz-As von Spieler 1 , nach gelegter Herz 9 von Spieler 2 ist es nun die Aufgabe von Spieler 1 auf die bedingte (einladende) Abfrage von Spieler 3 zu entscheiden, ob seine Zusatzstärken (falls vorhanden) ausreichen, um keine 90 zu verantworten. Zusatzstärken können z. B. eine Dulle. u. U. ein weiteres schwarzes As oder Trumpflänge sein.

Mich würde interessieren, ob die letztgenannte Variante im On-Line-Doko überhaupt angewendet wird, denn im Live-Spiel in Turnieren begegne ich ihr aüßerst selten.

Ansonsten wie immer die Frage, wie behandelt und optimiert ihr diese Karte?

Stoni, 24. April 2012, um 13:32

Ich verstehe nicht, warum die kleine Re-Abfrage aus der Mode gekommen ist. Aber es scheint so zu sein. Jedenfalls habe ich auch schon negative Reaktionen bekommen. Auch wenn es die meisten wohl noch verstehen.

Im Dodge gelten die verlangten Wahrscheinlichkeiten für Abfragen und Absagen nicht mehr.
Denn man gewinnt ja nicht nur den einen Absagepunkt, sondern u.U. ein Vielfaches dessen, weil man ja im vergleich zu den anderen Paarungen bewertet wird.
Es ist ein komplett anderes Spiel. Deshalb müsste man nicht nur unterscheiden, ob mit oder ohne Kleiner ReAbfrage, sondern auch ob Dodge oder Normal-DoKo.

Ex-Füchse #16890, 24. April 2012, um 13:38

Ich werfe Kreuz 10 ab.
Die einladende RE-Abfrage wie hier (und im ES) beschrieben, spiele ich nicht mehr, weil dadurch zu viele Missverständnisse produziert werden.
Viele Mitspieler antworten konsequent, und dann geht man eben baden, weil man keine richtige 90-Abfrage hatte.
Wie das auf Spitzenniveau aussieht, weiß ich nicht, dass kann uns wohl der Verfasser selbst am Besten sagen.

Stoni, 24. April 2012, um 14:00
zuletzt bearbeitet am 24. April 2012, um 14:01

Im Normal-DoKo werfe ich (ohne kleine ReAbfrage) auch eine schwarze 10 ab. Ich habe keine saubere grosse ReAbfrage, zumindest nicht auf ein HerzAs, und nicht an 3. Ich versuche die Augen so zu verteilen, dass ich mit jedem gewinne. Bei einem HerzAs sind die weiteren Fehl-Erwartungen, Tr-Stärken, Dullenbesitz gering.

Im Dodge kann eine fehlende Absage- und Gewinnstufe schon den Unterschied zwischen "gewinn" und "Verlust" ausmachen, zwischen Plus- und Minuspunkten. Ich muss hier riskanter spielen und Abfragen.

Ich glaube, Thomas hat zu Abfragen/Absagen im Dodge mal eine Ausarbeitung gemacht.

Ex-Füchse #15119, 24. April 2012, um 14:38

Ich finde es hier im Fuxtreff recht schwierig klein abzufragen.
Das Problem ist, dass wenn ich von 3 das Re auf ein Ass brülle, dauert es erstmal, bis Pos.1 antworten kann, da der Button kurz verschwindet. Das bedeutet ich muss erstmal warten und dann wird die Frage immer wie eine große beantwortet, auch wenn Manne hier mal aus dem Es zitierte, dass eine kleine Frage immer klein bleibt, was mMn auch Sinn macht...

Tront, 24. April 2012, um 14:54

Auf dem sog. Spitzennineau (Bildchenwerfer meint sicher die Bundesliga) finde ich die kleine RE-Abfrage selten vor. Kürzlich gab es sie einmal, in Verbindung einen Doppelkopf erzielen zu wollen.
Situation: Pik As, Pik 10 liegen auf dem Tisch, Spieler 4 sagt RE, um die Chance zu einem Doppelkopf zu erhalten. Nachdem Spieler 3 seine Karte gelegt hat, kann Spieler 1 jetzt wiederum mit Zusatzstärken keine 90 absagen. Sollte Spieler 4 nach der gelegten Karte länger zögern, gilt es logischerweise als uneingeschränkte volle Abfrage an Spieler 1.

Ex-Füchse #16890, 24. April 2012, um 15:01

Aber das ist doch etwas anderes, oder?

Spieler 1. Pik-Ass

Kommt jetzt ein RE von Spieler 4, dann ist das für mich eine einladende Abfrage

Spieler 2. Pik-10

Kommt jetzt ein RE von Spieler 4, dann ist das für mich ein Re ohne irgendwelche Zusatzstärken mit dem Ziel, dass ein Partner an 3 den Doko vollmacht.

Spieler 3. Pik ???

Kommt jetzt ein Re von Spieler 4, dann ist das für mich immer eine große Abfrage.

Sehe ich das richtig?

Ex-Füchse #15119, 24. April 2012, um 15:13

Wird auf Pik 10 Re gesagt, würde ich mich als Aufspieler mit Zusatzstärken auch ohne eigenes Re zu den 90 verpflichtet fühlen.
Das man diese Abfrage dann von klein auf groß ändern kann macht auch Sinn, sagt aber direkt auf ein Ass das Re, wie in Bw´s ersten Bespielund es passiert nichts außergewöhnliches in dem Stich (zB. kommt 10 10 trotz des Re´s), sehe ich keinen Grund, warum sich an der Frage was ändern sollte.
Hat der fragende sein Spiel vernünftig geplant, reicht es halt nicht zur großen Frage und er hat sich ja schon der Schmierung von Kontra beraubt...

akaSilberfux, 24. April 2012, um 15:30

Ich finde die Bewertung der Ansagen als einladende (bei Aufspiel) und forcierende (sobald der Stich den Fragenden erreicht hat) Anfrage gerade falsch herum. Wie von Hawking angemerkt beraubt sich der Abfragende der Kontraschmierungen, indem er das Re sofort gibt. Damit sollte unter dem Gesichtspunkt der Folgerichtigkeit die stärkste Abfrage diejenige sein, welche sofort getätigt wird, weil sie sich der Kontraschmierungen begibt. Weswegen das ES es genau anders herum sieht, habe ich nicht verstanden.
Aus Gründen der Konventionstreue spiele ich es aber so, wie es das ES vorgibt. Häufig kommt diese Anfrage aber nicht vor, wahrscheinlich auch weil sie nicht genauer definiert ist.

Bei dem Dodge-Spiel ist die Katastrophe da: hält der Partner noch eine Dulle und ein durchschnittliches Blatt, wird er wahrscheinlich selbst die 60 sagen, sofern er im kritischen Stich weiter hinten sitzt. Hält er keine Dulle und kein schwarzes Doppel-As, sind die 90 in Gefahr. Sticht man ihn ab, hat man sich gegenüber denjenigen, die mit 10 Trumpf immer fragen, gerade ins Abseits katapultiert. Im Normalspiel würde ich auch einen schwarzen 10er versenken; beim Dodge würde ich fragen. Allerdings bin ich keine Referenz, was das Dodge-Spielen betrifft.

Ex-Füchse #4596, 24. April 2012, um 18:36

Ich sehe die Situation mal nicht Dodge- spezifisch.

Klarer Fall, der Abwurf wertet das eigene Blatt auf und is richtig. Ich steche prinzipiell nicht in unklare Fehlläufe und sehe für Kontra immer eine Abfrage gerechtfertigt, schon um den Vortrag des Partners nicht zu stören. Als Re werfe ich still ab wenn ich anschließend keine eigene Ansage zustande bringe. So ist mein stiller Abwurf ein Re- Bekenntnis.

Etwas heikel ist das natürlich beim HerzAs, der Abwurf steht natürlich auch Kontra gut, andererseits sticht man Herz sowieso um richtige Asse zu bringen, was die Abfrage wieder überflüssig macht.

Um die Verlässlichkeit zu erhalten frage ich als Kontra auch wenn mein Interesse an einer Antwort gering is. Vorteile ergeben sich da wenn ich keine Antwort erhalte. Bin ich nach dem einstechen zu schwach kann ich mein As ohne Ansage spielen und gebe meinem tatsächlichen Partner ne Chance mit den beiden Stichen die Ansage zu finden, genauso wenn ich ihn beim weiterschieben treffe, falls ich kein eigenes As habe.

Im vorliegenden Spiel weiß der Aufspieler meinen Abwurf einzuordnen und kann selbst Re sagen oder mir durch passendes Fehlnachspiel seine Partnerschaft signalisieren.

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