Doppelkopf-Strategien: Ab welcher Augenzahl (Erwartungswert) gebt ihr beim As-Solo das Re?

Tront, 04. Juli 2012, um 03:08

Mal ein Thema ohne ein vorgestelltes Spiel.

Ich habe in meiner Zeit als Vereinsspieler und auch in der Bundesliga die Erfahrung gemacht, dass viele Spieler ihre Minimalaugensumme kennen, ab der sie ein Re auf ihr eigenes As-Solo geben. Diese Zahl liegt in der Regel bei 114 - 120 Augen.

Gehen wir erst einmal von dem günstigen Fall aus, dass die sog. lange Farbe zu 100% herausfällt. Das klassische 6 + 1 + 1 As-Solo also.
Ab wie vielen Augen gebt ihr ein Re?
Ist der Unterschied ob es 115 oder 119 Augen Minimum sind egal, da das Solo dann sowieso gewonnen wird, falls man einen gegnerischen Vollen zieht oder unterscheidet ihr diese Fälle?

Wenn die lange Farbe im ersten Stich von allen bedient wird und man nicht 4 von oben hält, verschieben sich dann die Werte?

Gebt ihr das Re noch, wenn ein Spieler eure lange 6er-Farbe im ersten Stich nicht bekennt? Der 4. höchste Wert euer langen Farbe ist ein König.

Ich hoffe auf rege Beteiligung!

Lusche, 04. Juli 2012, um 10:00

6/1/1 = 112+(4 für jede 9, 2 für jeden B, 1 für jede D in der eigenen Beikarte) als Minimalwert.
Bei 112-116 ist die Zahl der eigenen 10er in meiner Beikarte für mich relevant. Bei mehr als einer 10 werden mich einigermassen spielstarke Gegner wenn nicht 5-6 Volle auf einer Hand liegen unter 120 halten, ergo gebe ich hier kein Re. Komfortabler fühle ich mich wie von Dir oben erwähnt auch ab 115. Ab 117 gebe ich wohl immer das Re, was aber damit zusammenhängt das mein Glas immer halb voll ist.
Die Wahrscheinlichkeit für die berühmte "10 zu viert" mögen die Mathematiker ausrechnen. Da meine Entscheidung für das Solo und die Ansage ja auf der Annahme basiert, das ich die 10 herausbekomme, ändert sich wohl an der Entscheidung für die Ansage nichts, wenn die 10 nicht im ersten herausfällt und ein Gegenspieler seine erste Karte nicht auffällig als "Stopper" markiert.
Sehe ich nach dem ersten As ein 5/1/0 oder 4/2/0 gegen mich sitzen, verzichte ich auf die eigene Ansage, da ich auf einen Stopper sehr wahrscheinlich ein Contra bekomme. Bei 3/3/0-Sitz oder wenn die 10 bei den 2 von den 4/2/0 sitzt ärgere ich mich über die verschenkten 6 Punkte.
Gerade so ein "krummer Sitz" hat aber manchmal doch noch Siegchancen, wobei dann insbesondere die Deckung der beiden Seitenasse eine große Rolle spielt.

Southern, 04. Juli 2012, um 10:00

Ui Leif...

Würde mich gerne daran beteiligen, aber ich glaube, das ist für mich noch zu kompliziert... Ich hoffe aber auch, das sich Einige daran beteiligen werden...

Ich gebe das Re noch immer nach Bauchgefühl, wenn ich ehrlich bin... Mit dem EW habe ich es nicht so... Schäm...

makri, 04. Juli 2012, um 11:11

Sind wir schon 2, southern;) Mal ne Frage hierzu: Für 9, B, D jeweils 4, 2, 1 hinzuaddieren ist ja leicht zu merken, zieht man dann dementsprechend 6 ab für ne 10 in der Beikarte?

Spartakus, 04. Juli 2012, um 11:14

Ich handhabe das ziemlich konsequent. Ab sicheren 115 gebe ich das Re, bei 112-114 lasse ich es weg.

Man gewinnt immer, wenn von den 10 gegnerischen Vollen (abzgl. evtl. 10 von mir) 5 oder mehr auf einer Hand liegen ("überladen"). Ferner gewinne ich immer, wenn bei einem Kontraspieler einer Voller in einer Farbe eines Seitenas fallen muss.

Dazu gibt es die zahlreichen Fälle mit Abwurfproblemen bei Kontra. An Tischen ohne saubere Asanzeigen und Wahrnehmung dessen sind diese Probleme nahezu unlösbar. Und selbst mit Asanzeigen muss die "Kommunikation" der Gegenspieler erst mal sauber passen.

Nach meiner Einschätzung gewinne ich ca. 80% aller Assesoli 6-1-1 mit enem Minimalwert von 115.

irki, 04. Juli 2012, um 11:24
zuletzt bearbeitet am 04. Juli 2012, um 11:26

Hi Makri,
für den Minimalwert spielt es keine Rolle ob du 10en oder Könige hast.
Du fängst natürlich leichter ne 10 wenn du keine selbst hast.

makri, 04. Juli 2012, um 11:29

Habs mir schon fast gedacht, dass es nicht so einfach ist. Aber irgendwas müsste man doch in Abzug bringen, da ein eigener Abgebe-Voller in der Beikarte zumindest die Chance verringert, dass die Gegner nen Vollen beilegen müssen, oder?

Lusche, 04. Juli 2012, um 11:46

Dirk gibst Du das Re bei Min=116 aber 30 eigenen Punkten als Abgeber (10, 10, 10, 9)?

akaSilberfux, 04. Juli 2012, um 11:47

Wir hatten das schon einmal vor längerer Zeit betrachtet und gerechnet. Für mich geblieben ist ein Re ab 115 ohne die Abgabe eines Vollen, mit einem Vollen ab 118, mit zwei Vollen als Abgeber ab 120. Dabei unterstellt ist die saubere Signalisierung der Asse. Ansonsten kann man ab 115 Re geben.

irki, 04. Juli 2012, um 11:47

Es geht hier noch nicht um den Erwartungswert. Sondern um den errechneten Minimalwert der zu erreichenden Punkte (unter der Voraussetzung dass die Lange Farbe hält).
Bei einem 6+ 2 hast du im ungünstigsten Fall 112 Punkte.
mit 2 9en und ner Dame als Abgeber ist er unverlierbar.

Ex-Füchse #16890, 04. Juli 2012, um 12:19

https://www.fuchstreff.de/forum/diskussionen/...

Mein Fazit:
Ohne eigenen Vollen kann man immer ab einem Minimalwert von 115 Re sagen, ansonsten mache ich das von der Struktur meiner eigenen Hand abhängig.
Hierbei halte ich keine eigenen Volle und eigene lange Asse für günstig.

Wenn wir z.B. annehmen, dass man in der Karo: AA1010KK hält, dann halte gebe ich auf
a) Pik: Ass, 10. Kreuz Ass 10. Herz: K B
trotz eines Minimalwerts von 115 kein Re. Viel schlechtere Chancen einen Vollen zu fangen, sind nicht möglich.
b) Pik Ass Ass, K, B. Kreuz 10, Kreuz 10
trotz eines Minimalwerts von 115 und zwei eigenen Vollen das Re, weil ich allein schon in Pik zu deutlich über 50% einen Vollen fange.

usw.

HDF, 04. Juli 2012, um 12:36

ich rechne das vorher nicht mal aus :-))

Lusche, 04. Juli 2012, um 12:40

Leif sprach ja eingangs auch von Vereins- und Bundesligaspielern ;O))

HDF, 04. Juli 2012, um 14:01

stimmt, bin ja auch ein reiner hobbyspieler oder wie michael bader es immer so schön zu nennen pflegt "kaffeehausspieler" :-))

Lottospieler, 04. Juli 2012, um 14:47

ich halte mich einfach an die Regel:
meine lange Farbe sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit stehen, zb As,As,10,K,K,9 paßt dies nicht ist das Solo meist sowieso um. Dann noch von weiterem guten Sitz ausgehen, zb das ich eine Zehn des Gegners fange mache ich nicht und bin dabei bis jetzt sehr gut gefahren. Von der einfachsten Regel in 7 Stichen 8 Volle zu machen und umgekehrt und zu versuchen dieses Ziel zu erreichen spricht hier keiner weil sie als allgemein bekannt vorausgesetzt wird. Da gibts natürlich Ausnahmen das man auch in seltenen Fällen selbst dann noch verlieren kann zb ohne eigene 9 und mit zwei Vollen als Abgeber.
Auf jeden Fall wird hier der Level gleich so hoch angesetzt und Anfänger aber auch Fortschrittene verstehen nur Bahnhof. Ich bin überzeugt davon das es viele gibt die nicht mal die 7-8 Regel kennen bzw ihr Spiel danach ausrichten, ansonsten - weitermachen :-)

Lottospieler, 04. Juli 2012, um 14:55

ich frage mal ernsthaft wieviele hier beim Assesolo nach Erwartungswerten spielen, sicher weniger wie 10% eher 5%. Es ist sicher erstrebenswert dies zu tun wenn man ein guter-sehr guter Spieler werden will. Für mich macht dies aber erst Sinn wenn man in der Lage ist sein Blatt punktgenau einzuschätzen, dazu gehören Risiken und schlechten Sitz mit einzukalkulieren usw.
Das sind alles Punkte die wenige hier erfüllen.

Lusche, 04. Juli 2012, um 15:18

@Hase: Bitte um eine Beispielkarte in der ich als Solist mit 7/8er bzw. 8/7er verliere wenn ich lediglich Re angesagt habe. Dachte immer das sei eine Regel ohne Ausnahme. Herzlichen Dank.

Ex-Füchse #16890, 04. Juli 2012, um 15:28
zuletzt bearbeitet am 04. Juli 2012, um 15:34

Ich habe schon viele 7/8er verloren. 8/7er sowieso.

Beispiel:
An Position 4 spielte ich (wenn ich mich recht erinnere):
Kreuz AA10
Pik A1010
Herz: AKK
Karo: A10K

Im ersten wurde ich in Kreuz eingeschoben und fing gleich eine Kreuz 10.
Ich spiele Pik 10 mit Re nach und verlor das Spiel...

Lottospieler, 04. Juli 2012, um 15:39

es gibt sie echt, frag mal BW (Christian) er wird dir das bestätigen, er ist der solofreak, allerdings wahrscheinlichkeit deutlich unter 5% glaube ich, passiert
nur wenn ich keine 9 halte und keinen buben (soweit mir bekannt)
vor kurzem so ein ding verloren und ich hab bauklötze gestaunt, da hatte ich weder 9 noch buben und 118. interessant ist die frage unter welchen vorraussetzungen so was passieren kann, ob meine annahme stimmt.
ich möchte aber hier keinesfalls die diskussion über erwartungswerte unterbrechen und ein eigenes thema aufmachen, EWs im assesolo sind was für die 'Profis' denen meine Bewunderung dafür gehört :-)

Ex-Füchse #5718, 04. Juli 2012, um 16:04
zuletzt bearbeitet am 04. Juli 2012, um 16:10

Was heißt das jetzt Hase? Es dürfen nur Dinge diskutiert werden, die > 10% der Leute interessiert?

Die 7/8 Regel wird auch Obelix-Regel genannt, benannt nach gleichnamigen Spieler. Die Regel besagt, dass ein Fleischloses Solo mit 7 Stichen und 8 Vollen (oder mit 8 Stichen und 7 Vollen) fast immer gewonnen ist. Das "fast" ist da sicherlich der Harken denn es gibt auch Konstellationen, bei denen die Regel nicht greift. Aber als Faustformel ist sie sehr gut.

Ein klassisches Obelix, was nicht gewinnt ist ein 5-3 mit Worst Case Verteilung. Dort werden 4 Volle in der 5-er Länge gefangen, plus die 3 Vollen als Seitenasse, dennoch gibt es im Worst Case nur 119 Punkte, wenn die ausbleibenden 4 Karten allesamt >=Könige sind und die Gegenseite optimal abwerfen kann. Man fängt dann mit seinen Karten alle 8 Neunen/Buben/Damen (40 Punkte) + seine eignen Karten z.B. As As 10 10 K As As As == 79.

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