Doppelkopf-Strategien: Ein altes Thema: Spiel man als 9-trümpfiger Re-Mann mit mäßigen Trümpfen Trumpf auf?

Tront, 05. Juli 2012, um 15:22

Das Blatt vom Vereinsabend zum Diskutieren.
Man sitzt in Vorhand und hält 9 Trümpfe.
Trumpf: Kreuz-Dame, Herz-Dame, Kreuz-Bube, Pik-Bube, Herz-Bube, Karo-Bube, Karo As, Karo König, Karo 9
Fehl: Kreuz 10, Pik König, Herz 9

Ich denke über das Erstausspiel mit dieser Karte sind die Meinungen wie sooft geteilt. Die Frage ist nur teilt es sich auch 50-50.

Dass ich mit der vorliegenden Karte mit Trumpf eröffnet habe, könnt ihr euch inzwischen denken. Aber was spielt ihr mit der Karte an und warum?

Ich habe die Erfahrung gemacht das ansagefreudige Spieler öfter zu Trumpf greifen als zum Fehlanschub. Weil man möglicherweise mehr doch Informationen erhält?

Ich denke einige gute Spieler bevorzugen hier einen Fehlanschub und spielen den auch mit Erfolg. Warum?

Und es gibt vielleicht auch Spieler, die mal mit Trumpf und mal mit Fehl eröffnen. Würde mich auch interessieren.

Hoffe auf rege Beteiligung, um eine Auswertung vornehmen zu können. Ich möchte endlich wissen, ob die Trumpfaufspieler oder die Fehlvorspieler in der Mehr- bzw. Minderheit sind.
Die Besonderheit der Karte sind ja die immerhin 9, aber eher mäßigen Trümpfe und Fehlverlierer aus 3 Farben.
U. U. muss ich dann mein Spiel ja umstellen!

jensbonath, 05. Juli 2012, um 15:45

Karobube raus und schauen wie es läuft.

Ex-Füchse #5718, 05. Juli 2012, um 15:48
zuletzt bearbeitet am 05. Juli 2012, um 15:50

Also grundsätzlich sollte es egal sein, weil man ja nur "zufällig" den Partner trifft. Ich spiele bei 8+ Trumpf eigentlich immer öfter Trumpf, weil mein Partner nach Klärung der Partnerschaft dann meine Trumpflänge kennt. Ich verstehe aber auch diejenigen, die Fehl schieben. Ich versuche als Kontra ein hohes Fehl zu schieben (Kontra schmiert wo Re sich ziert) und als Re ein niedriges Fehl.

Je nach Tagesform schiebe ich hier entweder Pik König oder Karo 9 (aus dem gleichen Grund Kontra schmiert ...). Früher habe ich immer Herz geschoben nach dem Motto: Kontra schiebt Schwarz und Re schiebt Rot. Ist glaube ich auch überholt. Aber ich bin da auch gespannt was die Könner da spielen.

Ich habe aus der Bundesliga auch schon gehört: Kontra schiebt Pik und Re Kreuz. Das halte ich aber für eine künstliche Konvention ;-).

Lottospieler, 05. Juli 2012, um 15:56

interessantes Thema ohne Frage (wie viele von dir) bei der Karte kann man würfeln, es gibt Argumente für oder gegen ein Trumpfanspiel.
Früher hätte ich eindeutig Trumpf vorgezogen, jetzt würde ich eher Fehl spielen, weil ich alle Farben bedienen muß.
Als Favorit würde für mich Kreuz Zehn in Betracht kommen aus folgenden Gründen:
ich oute mich dann nicht durch Anspiel von Herz 9 oder Pik König als re, Es besteht für Kreuz im zweiten eine sehr gut Abwurfmöglichkeit. Egal ob jetzt Spieler an Pos2 mein Partner ist oder nicht.
Wenn ich auf den starken Kontra Mann an Pos2 mit Dulle und 2-3 Assen treffe habe ich eben Pech gehabt, dann gibts Abfrage mit Dulle an 2 oder nach hinten sowieso, ich erschwere durch das Anspiel der Kreuz 10 das frühzeitige erkennen der Parteizugehörigkeit an der mir eher nichts liegt :-)

Ex-Füchse #42585, 05. Juli 2012, um 16:36

@ mannewolf: komisch, ich habe das noch nie gehört. Wer vertritt denn diese Meinung?

zu dem Blatt: Mein Stärke ist die Trumpflänge. Um diese noch mehr zur Geltung zu bringen spiele ich einen kleinen Trumpf auf.

Ex-Füchse #5718, 05. Juli 2012, um 16:53

@Ivan: Ich habe auch nur gehört das jemand .... Ein Mitglieder der DMM aus Bremen hat mir sowas erzählt. Aber wer genau das erzählt hat, weiß ich nicht.

Belzedar, 05. Juli 2012, um 16:55

Ich habe mir inzwischen angewöhnt nur trumpf zu schieben wenn ich auch eine Ansage damit habe.

Ex-Füchse #16890, 05. Juli 2012, um 17:23

@Mannewolff
"Ich versuche als Kontra ein hohes Fehl zu schieben (Kontra schmiert wo Re sich ziert) und als Re ein niedriges Fehl. "

Diese Regel hat für das vorliegende Beispiel mE keine Anwendungskraft, da man ohnehin nur von jedem Fehl eine Karte hat.

Ansonsten spiele ich mit diesem Blatt ausnahmsweise auch mal ohne Ansage Trumpf.
Begründung:
Meine Stärke ist nicht nur meine Trumpflänge, sondern vor allem das Stechen beider schwarzen Fehlläufe.
Durch ein Trumpfanspiel mache ich es der statistisch trumpfkürzeren GegenPartei schwerer erfolgreich CrossRuff zu spielen.

Ex-Füchse #5718, 05. Juli 2012, um 17:28
zuletzt bearbeitet am 05. Juli 2012, um 17:29

Für mich ist das das Entscheidungskriterium für Kreuz- oder Pikanschub.

Ex-Füchse #16890, 05. Juli 2012, um 17:39

Und wie begründest du das in einem Fall bei dem du ohnehin keine Steuerungsmöglichkeit für die Fehl hast?

Ex-Füchse #5718, 05. Juli 2012, um 17:45
zuletzt bearbeitet am 05. Juli 2012, um 17:46

Wenn ich schwarz anschieben will, dann ist es doch Wurst ob ich Kreuz oder Pik anschiebe. Getreu dem Motto "... wo Re sich ziert" schiebe ich als Re die kleinere der beiden Farben. Thats it. Es gibt tatsächlich Leute, die sich im 7. dann noch daran erinnern. Ich kann es nicht.

Auch eine künstliche Konvention.

niveauflexibel, 05. Juli 2012, um 17:46

ich spiel Karo 9...an ganz frech abfragenden Tischen kann man über Fehl nachdenken...ansonsten seh ich schon Tr im Vorteil...
um das Leersetzen der Kontradulle besonders schmerzhaft zu machen, die 9...einem Re-Spieler tut die leergesetzte Dulle in der Regel nicht so weh und er wird sie für Ausspielasse samt Re legen...
Im Gegensatz zu Hotte bin ich sehr wohl an Ansagen interessiert bei 9 eigenen Tr, auch wenn ich sie selber kaum treffen werde...

Schelmut, 05. Juli 2012, um 18:24

Jau, mit 9 Tr. sollte man nicht ungeblökt gewinnen wollen ... auch wenn man sich mit 'ner eigenen Ansage schwertut.

Spartakus, 06. Juli 2012, um 08:39

Ich gehöre zu den Spielern, die so gut wie nie Trumpf ins Blaue spielen. Sitzt ein vernünftiger Kontramann mit Dulle an Pos. 2, fragt dieser nach hinten ab und erhält von einer hinter ihm sitzenden Partnerdulle die Antwort. So kommt Kontra sofort mit Initiative und Ansage ans Spiel.

Beim Fehlanschub (ich schiebe vermutlich Pik König) halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass sofort durch Abfrage- oder Ansagevarianten eine Forcierung ins Spiel kommt. Obwohl ich mit 9 Trümpfen optisch gut ausgestattet bin, verspricht die Karte gar nicht so viele Augen, weil ich keine Fehlfarbe kontrolliere und eben keine Dulle habe. Deswegen bin ich mit dieser Karte gar nicht mal an forcierenden Varianten interessiert.

Ein Fall, der mich persönlich vom Fehlanschub überzeugt, kommt in der Praxis nicht selten vor. Man erwischt durch den Anschub z.B. Pik einen Kontramann, der kein weiteres As hält. Dieser spielt dann oft die Farbe zurück in der Hoffnung ich war der Kontraanschieber, der jetzt den zweiten Lauf stechen kann. Nun kann ich in diesem Fall auf meinen möglichen Partner meine Kreuz 10 abladen und bin somit in jedem Fall eine frische Farbe frei, was das Blatt erheblich aufwertet und vielleicht sogar die Reansage ermöglicht.

Bregoulou, 06. Juli 2012, um 12:13

ich spiele ebenfalls pik kö, um an- und absagemöglichichkeit offen zu halten
sitzt pik ass an pos. 2 und folgt ohne ansage kr ass oder he ass bis zu mir, dann wird es ein billiges spiel.

vielleicht treffe ich an 2 auf re partner, der mit re ansage kr ass legt, so erhalte ich die möglichkeit zur k9 absage im dritten.
ist 2 kontra und spielt wegen ermangelung gangbarer anderer asse pik zurück, so kann u.u. an (neuer)pos. 2 oder 3 ein ko oder re oder erfolgen und bei dessen mitnahme mit tr oder ass ich meine kr 10 feuern, oder selber hacken kann und ggfls. kr 10 einkarten, falls rechter nebenmann besagter ko schreier ist..

summierend habe ich also mehrere möglichkeiten, um doch noch ein eigenes re loszuwerden, oder sogar k9 einzustreuen, je nach verlauf.

ob bei meiner tr länge ein kontra oder re gefunden wird bei tr aufspiel sehe ich auf jeden kleiner 40% (Bauch).

niveauflexibel, 06. Juli 2012, um 12:44

Dass beide Dullen bei Kontra sitzen ist schon mal nur zu 1/3 der Fall...
In diesem Fall stören mich die Fälle, wo mein Parter an 2 oder 3 sitzt - bleiben 22%
Wenn er an 3 sitzt, kann man noch den Fall abziehen, dass 2 DD besitzt...
Dann kommt dazu, dass Kontra bei meinen eigenen 9 Tr erstmal eine Frage haben muss und die schadet auch nur, wenn der starke Kontramann vor dem schwächeren (mit vllt Dulle) liegt...
Andersrum: nimmt mein Re-Partner auf Trumpf die Dulle, hat er wohl immer ein Asse-Re (sonst würde er die Dulle wohl nicht legen) und ich bekomme so meine erhoffte Ansage - kommt Kontra ans Spiel bin ich sowieso eher weniger an einer eigenen Ansage interessiert und die Kontra-Spieler müssen erstmal das Kontra finden und dann das Spiel noch gewinnen...
Den Fall, dass Pos 2 bei Fehlanschub von mir nur 1 Ass hat und die Farbe zurückgespielt, wo ich dann abwerfen kann, halt ich doch für überschaubar gering

Von daher komm ich zu dem Fazit, dass das Tr-Ausspiel in ca. 80 Prozent nicht schädlich ist...Ich weiß nicht, ob ich auf ähnliche Werte beim Fehlschub komme - schließlich schiebe ich schonmal zu 2/3 den falschen Mann an...

Tront, 06. Juli 2012, um 17:14

Danke, niveauflexibel. Endlich jemand, der viele Spiele ähnlich behandelt, wie ich selbst.

Um auf Spartakus zurückzukommen, würde ich mal sagen, ich spiele ungern ein Fehl ins Blaue an. Und ich halte die Karte auch für überdurchschnittlich und bin an einer Ansage interessiert. Und um sie evtl. selbst treffen zu können, muss ich eigentlich Trumpf aufspielen.

Im Gegensatz zu Spartakus und Bregoulous´ Spielen kommt bei mir in weniger als 2% der Fälle, die von mir angespielte Farbe sofort zurück. Zu 80% folgt entweder ein 2. As oder ein Fehlweiterschub. Beides ist für mein vorliegendes Blatt, auf welches ich gern etwas ansagen würde, kontraproduktiv. Auf Trumpf wird bei 6 fehlenden Assen doch häufig eine Dulle gesetzt. Vom Re-Mann, der meist danach ein Re geben kann oder vom Kontra-Mann, der dadurch Stärke einbüsst, und ich doch noch zum eigenen Re komme.

Das sog. Horror-Szanario, wo Spieler 2 auf Trumpf abfragt, kommt sicherlich vor, nur hätte dieser Spieler nicht ebenso auf Fehl abgefragt?
Und zu allerletzt: Ein Re-Mann an Position 2 wird ja wohl so gut wie nie die Kreuz-Dame setzen, dann ist er selbst schuld, wenn eine gegen uns getroffene Ansage erfolgt.

Bin trotzdem gespannt, ob am Ende die Trumpfvorspieler nach Eingang weiterer Meinungen am Ende überhaupt vorne liegen.

niveauflexibel, 06. Juli 2012, um 17:30

Horrorszenario ist wohl eher, Re Mann ohne Dulle an Pos 2 mit schönen Assen mit Abfrager an Pos 3, wo Kontra ohne Dulle ans Spiel kommt...
Sitzt der gute Kontramann an 2, ist es ihm der Fehlanschub ja wohl sogar noch lieber als Tr...schließlich hat er meist selber das Ass oder kann nach hinten fragen bei Chicane...
Für mich werden die Fälle, wo das Tr-Anspiel schlecht sein soll, immer weniger ;)

akaSilberfux, 07. Juli 2012, um 20:40

Gebetsmühlenartig wiederhole ich mein Argument: was hat Euch Spieler 2 getan? Spieler 2 ist mein Freund, gerade am Anfang der Partie. Ihm kann ich kaum wieder Punkte zuschustern, er muß am besten raten, was ich will und kann mir am meisten helfen.
Mit der Beispielkarte denke ich über ein Re auf verteilte Stiche nach. Spiele ich Trumpf, werden wahrscheinlich beide Stiche bei einer Person landen. Im weiteren Verlauf werde ich Spieler 2 im Regelfall nur noch Trumpf vorsetzen können.

Hohe Trümpfe zum unterbrechen oder Stiche gewinnen fehlen ebenfalls, also werde ich Kontra nicht vom Cross-Ruff abhalten können, es sei denn, mein Partner bringt Qualität mit.

Tront, 07. Juli 2012, um 20:46

Terry, obwohl ich deine Argumentation gut nachvollziehen kann, teile ich deine Ansicht in diesem Falle nicht. Ich könnte ja auch fragen, was hat dir Spieler 4 getan? Er kommt erst auf Trumpfstiche dran, wenn bereits alle Asse gelaufen sind. Schade, eigentlich.
Mit welchen Blättern greifst du zum Trumpfvorspiel?

akaSilberfux, 09. Juli 2012, um 22:13
zuletzt bearbeitet am 09. Juli 2012, um 22:13

Spieler 4 wird im Normalfall noch ca. dreimal von mir nach
hinten gesetzt und hat somit gute Aussichten, eine Menge Augen einzusammeln und
sein Material optimal einzusetzen.

Blind Trumpf spiele ich nur, wenn ich entweder kein sauberes Fehlanspiel habe (Bsp.
8 Tr, 4 Herz) oder sehr viele Trumpf (9+) ohne Fehlverlierer, aber ohne Anfrage
- sei es groß oder still - habe (z.B. Herz-AssHerz-AssHerz-NeunKreuz-DameHerz-DameKaro-Dame.

Falls mein Partner an 4 sitzt, wird es doch ohnehin schwer, ihn ans Spiel zu
bringen oder zur Ansage zu bewegen, die nur wegen des Trumpfanspiels möglich
wird. Ans Spiel bringe ich ihn z.B. aber in 10% der Fälle durch sein Doppelas
in der angespielten Farbe.

Für die Ansageoption unterstelle ich, daß das Trumpfanspiel nicht auf eine
Parteizugehörigkeit, sondern auf Trumpflänge (gerne mit einer Farbe frei) oder
eine ungewöhnliche Struktur hindeutet. Spieler 4 wird dann stets mit dem Risiko
leben müssen, daß ich ein starker Kontramann bin, der nur auf den Gegenschuß
wartet, falls er auf den falschen Spieler seine Ansage gemacht hat. Durch das
Trumpfanspiel wird damit meines Erachtens die Ansage für alle anderen
erschwert, soweit sie sich nicht zur Kontraanfrage haben durchringen können.
Weswegen ich gerade Kontra eine Ansageoption einräumen sollte und meinem
Partner die Ansage erschwere, erklärt sich mir nicht.

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