Doppelkopf-Strategien: Gegenspiel gegen Bubensolo

Spartakus, 24. September 2012, um 10:35

Leif (tront) hat dieses Spiel bereits in einem anderen Themenstrang platziert. Mir persönlich ist es dort zu versteckt und zu knapp beschrieben. Ich möchte daher dem aus meiner Sicht interessantem Thema einen gesonderten Themenstrang widmen.

Die Ausgangssituation
Man hält als Ausspieler folgende Karte
Kreuz-BubeKreuz-KönigPik-ZehnPik-KönigPik-DamePik-NeunHerz-AssHerz-KönigHerz-NeunKaro-ZehnKaro-DameKaro-Neun
Es wird an Pos. 3 ein Bubensolo gemeldet und unsere Aufgabe besteht darin dem Solisten mit der Spieleröffnung möglichst weh zu tun.

Spielplan 1: Dem Freunde blank
Beim Skat eine erfolgversprechende Strategie ist es dem Freund eine blanke Fehlfarbe vorzuspielen um im Fall des möglichen Rücklaufes dem Solisten eine Standkarte abstechen zu können. Also Anspiel Kreuz-König, hoffen auf ein Kreuz-Ass an Pos. 2, um das hoffentlich zu erwartenden Rückspiel Kreuz mit dem Kreuz-Bube einstechen zu können, der ja ansonsten vermutlich bei Erreichen des Anspiels des Solisten abgeholt werden würde. Grundlage dieses Gedankens ist, dass der single Trumpf auf diese Art und Weise die meisten Augen für die eigene Partei einbringt. Sitzt der Solist an Pos. 4, sollte diese Variante unstrittig der Favorit sein. Die Frage ist ob dieser Spielplan auch hier der Favorit ist.

Spielplan 2: Dem Feinde lang
Durch Vorspiel einer langen Farbe wird der Solist in einer aus seiner Sicht mutmaßlich kurzen Farbe attackiert. Die Gefahr, dass dem Solisten eine Stellung entwickelt wird, ist weniger groß als im Spielplan 1. Außerdem besteht aufgrund der eigenen Farblänge die Möglichkeit, dass ein Spieler hinter dem Solisten in der Farbe frei ist und seinerseits mit einem Buben das As des Solisten stechen kann. Also Anspiel Pik-König oder Pik-Dame. Dieser Spielplan ist sicherlich der Favorit, wenn der Solist an Pos. 2 sitzt. Denn jetzt sitzen 2 Partner hinter dem Solisten und könnten eventuell in der Farbe frei sein und dem Solisten in die Parade fahren. Die Frage ist wie dieser Spielplan bei Angriff des Solisten an Pos. 3 zu bewerten ist.

Spielplan 3: Tempokampf
Die Spielpläne 1 und 2 zielen darauf ab, entweder den eigenen oder einen Partnertrumpf ins Spiel zu bringen, bevor der Solist das Anspiel erreicht. Die Position von 1 auf 3 erscheint für beide Spielpläne nicht ideal, so dass stets die Gefahr besteht, dass der Solist ungeschadet das Anspiel erreicht. Um das zu vermeiden, beginnt man trotz fehlender 10 mit dem Herz-Ass. Wir möchten auf alle Fälle vermeiden, dass dem Solisten zum Ansagezeitpunkt in die Parade gespielt wird und beginnen sofort mit dem Kampf um jedes Tempo. Die Idee ist das Erwischen des Solisten in einer empfindlichen Farbe. Außerdem besteht aus Sicht des Solisten die Gefahr, dass ein Spieler mit dem drohenden Nachspiel einen Trumpf einsetzen kann. Die Idee ist also, dass der Solist zum Ansagezeitpunkt nicht sicher sein kann ob er wirklich das Anspiel erreicht, ohne dass ihm jemand in die Suppe spuckt. Ihm soll also vorwiegend die Ansage erschwert werden. Umgekehrt besteht natürlich gerade wegen der fehlenden 10 die Gefahr, dass dem Solisten die Farbe zu seinem Gunsten entwickelt wird. Zum Beispiel wenn er As, 10, x auf der Hand hält. In solchen Fällen rechnet der Solist eh mit 2 Abgebern in der Farbe.

Spielplan 4: Der sichere Zusatzstich
Die bisher aufgezeigten Spielpläne zielten darauf ab, dem Solisten durch Einsatz von Trümpfen in die Parade zu fahren, bevor er das kontrollierte Anspiel erreicht. Es ist in sämtlichen dieser Spielpläne keineswegs sichergestellt, dass das Vorhaben gelingt. Es besteht demnach stets die Gefahr, dass der Solist das Anspiel erreicht und mir den Kreuz-Bube abholt. Durch Vorspiel des Kreuz-Bube bekomme ich diesen Stich sicher. Ich darf in etwa 16 Augen einplanen, da ich beim einem Lustsolo aus Mittelhand heraus von einer Trumpflänge ausgehen darf, so dass vermutlich zumindest einer meiner Partner von der Bedienpflicht ausgenommen ist und einen entbehrlichen Vollen, also eine Zehn, entsorgen kann. Die Idee dieses Spielplans ist, dass der Solist sein Spiel mit 4 kontrollierten Abgebern plant und jetzt der Zusatzstich entsteht, der der Kontrapartei den Sieg bringen soll, da jetzt in den 4 zu erwartenden Fehlstichen nur noch 104 statt 120 Augen erreicht werden müssen was ungleich leichter erscheint. Der Vorteile dieser Variante gegenüber den doch etwas unsicheren Spielplänen 1-3 liegen auf der Hand. Ebenso aber auch die Nachteile. Da haben wir zum Einen die Tatsache, dass dem Solisten vor seinem geplanten Ansagezeitpunkt gezeigt wird wie die Trümpfe sitzen. Hätte er sich nach anderen Anspielen eventuell schwer getan mit einer Ansage, weil er nicht weiß wie die Buben sitzen, bekommt der Ausspieler jetzt vielleicht gerade mal 8 Augen und die Buben sind alle wech. So hat er zu einem die Augen kontrolliert und zum Anderen weiß er, dass ihm niemand mehr durch Vorspiel lang oder blank in die Parade fahren kann.

Die Entscheidung:
Ich habe mich mit Leif lange mit dieser Situation auseinandergesetzt, und ich darf Euch sagen, dass wir uns an der Stelle überhaupt nicht einig sind. Umso interessanter finde ich, dass im Nachbarthemenstrang bereits nach wenigen Kundgebunden 3 dieser 4 Spielpläne favorisiert werden. Ist das Gegenspiel gegen ein Bildersolo wirklich so schwierig oder führen tatsächlich mitunter mehrere Wege nach Rom?

@tront
Ich hoffe Du hast nicht dagegen, wenn ich dieser Thematik nochmals einen etwas ausführlichlicheren Thread gewidmet habe.

@all
Viel Spaß bei der Analyse und Bewertung.

EvilNephew, 24. September 2012, um 10:47

Wenn du einen eigenen Themenstrang eröffnest, solltest du vollständigkeitshalber die bisherigen Postings dazu rüberkopieren.

Spielplan 4 halte ich für Müll.

Spartakus, 24. September 2012, um 11:08

Gute Idee und Danke evil.

Talentfrei:
"b mit der Hoffnung den Kreuz-Bube nutzen zu können."
b ist hier der Kreuz-König

Bildchenwerfer:
"Mir gefallen blanke Anschübe mit einem Solo an Position 3 nicht, da
man den Solisten häufig umsonst ein Anspiel schenkt oder ihm seine lange
Farbe klärt. Erschwerend kommt hinzu, dass man den Kreuz-Bube verstechen müsste und so dem Solisten eine wertvolle Information über die Bubenverteilung gibt.

Ich spiele Herz-Ass."

Seb1904:
"wissen meine P, daß ich Kr blank bin, wenn ich den K vorspiele? Oder
gehen sie davon aus, daß ich lang habe? Dann müsste zur Klärung wohl ein
co kommen, wenn ein P den Stich macht?

Ich unwissender spiele Pik K."

evilsagtbyebye:
"3. finde ich interessant.

Ich spiele wohl Herz-Ass mit Zögern. Wirklich verkehrt ist es nur bei einer 3-3-2-2 -Verteilung mit Herz-AssHerz-ZehnHerz-Neun beim Solisten oder einem Dreier-Bubenzug bei dem Herzblanken.

Meistens hat der Solist dann, wenn wir Gewinnchancen haben, ohnehin
keine Dulle, weil er das schlechte Solo einem schlechten Normalspiel
vorgezogen hat. Das verringert die Gefahr, eine Herz-Zehn hochzuspielen.

Tront, 24. September 2012, um 14:46

@ Spartakus

Ich finde es gut von dir, das Thema noch einmal aufzugreifen. Ich dachte, wir untersuchen hauptsächlich die Idee blank oder lang. Also Kreuz- oder Pik-König als geeigneteres Vorspiel.

Und nun führt plötzlich schon Herz-As-Vorspiel als mögliche Alternative. Darf man diese Farbe also doch aufmachen, weil es Herz ist, der Solist also eher keine Herz 10 hält?

Würde aber gern noch weitere Meinungen zum sog. besten Vorspiel gegen das Solo von euch hören.

Belzedar, 24. September 2012, um 15:09

Also meiner Meinung nach, ist auf jedenfall schon ein 4er Ass ohne Deckung mit zehner ein guter Angriff, denn wenn das zu einem Vorteil für den Solisten in dieser Farbe führen sollte, muss ein Kontra Mann frei sein, oder die Verteilung ist zwei Zehner beim Solisten, der Rest 2-2, und das andere Ass wird dazu gelegt.

akaSilberfux, 25. September 2012, um 22:24

Beim Buben- und Damensolo muß das As nicht gedeckt sein. Dort geht es meist nicht um das Entwickeln von Farben, sondern um das fette Abräumen der Stiche und das Abstechen gegnerischer Asse.
Drei Herz sind mir aber zu wenig, weswegen ich Pik-Zehn eröffnet hätte.

Ex-Füchse #4596, 25. September 2012, um 22:45

Dirk, eine wichtige Regel aus dem Skat hast Du ausgelassen: Mit Kreuzbuben sticht man nicht. Der hat da natürlich ne höhere Bedeutung, weil er allein die Trumpfkontrolle repräsentiert. Im Doko klärt der verstochene Bube aber auch dem Solisten das Trumpfspiel.

Ansonsten seit Jahren nix neues, schnelles überrumpeln statt das Gegenspiel in optimierte Stiche zu entwickeln.

EvilNephew, 25. September 2012, um 23:36

Gilt nur für den Grand.

Ex-Füchse #4596, 25. September 2012, um 23:41

Bubensolo is ein Grand :-)

Wenn ich jetz aber noch mit vom Vollen weg komme statt dem Freunde kurz, was seit wohl 30 Jahren überholt is überfordere ich wieder alle.

Spartas Skatweisheiten sind übrigens genau so veraltet und unausrottbar wie Re spielt Trumpf und Kontra Fehl.

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