Doppelkopf-Strategien: Grundsätzliche Handhabung eines strukturierten Blattes

Tront, 13. Oktober 2012, um 18:31

Ebenfalls vom Vereinsabend
Man hält mit Ausspiel diese Re-Karte, wo sich die Geister um ein bevorzugtes Anspiel scheiden werden, wie ich vermute.
Herz-ZehnKreuz-DameKaro-DamePik-BubeHerz-BubeKaro-ZehnKaro-KönigKreuz-ZehnKreuz-ZehnKreuz-KönigKreuz-NeunPik-Zehn

Man ist mir dieser Karte sicherlich an einer Ansage interessiert, möchte sie am liebsten sogar selbst vornehmen. Aber wie eröffnet man am besten?

a) neutraler Trumpf
b) (unerlaubte) Dulle zwecks Fortsetzung und Partnerfindung
c) lange Fehlfarbe Kreuz (vorzugsweise eine 10 weil doppelt)
d) Pik 10

Ich erwarte zwar nicht dass alle Vorschläge zu jeweils 25% gleichermaßen ihre Befürwortung finden, könnte mir aber gut vorstellen, dass keiner meiner Vorschläge kategorisch abgelehnt wird.

Terry hatte kürzlich mal erwähnt, dass er in seiner "Testphase" mit manchen Blättern neuerdings zu Trumpf greife. Daran musste ich gestern denken, weil ich in meiner "Testphase" jetzt manchmal umgekehrt (zu meinem bisherigen Spiel) zum Fehlvorspiel greife. Die Auflösung für dieses Spiel folgt nach euren Meinungen und Vorlieben für dieses Blatt als Ausspieler!

EvilNephew, 13. Oktober 2012, um 18:34

Spiele ich Kreuz-Zehn, sehe ich nur dann einen Vorteil, wenn ich auf Herz-Ass, das folgt, groß abfrage. Das gibt das Blatt niemals her.

Daher beginne ich mit Pik-Zehn.

EvilNephew, 13. Oktober 2012, um 18:36

Im Übrigen würde ich dem Inhaber dieses Blattes eine große Re-Abfrage noch weniger verübeln als das Vorspielen der Dulle.

akaSilberfux, 13. Oktober 2012, um 19:10

Kreuz-Neun ist mein Favorit. Treffe ich meinen Partner, ist alles gut. Treffe ich ihn nicht, kann ich immer noch beide Kreuzvollen auf ihn spielen.

Bleibt Kreuz bei Spieler 2 und unterbleiben Parteiklärungen vor mir, gebe ich das Re wohl auch gegen beide Stiche (Kreuz-AssPik-Ass) - in Abhängigkeit von den eingesammelten Augen.

Ich freue mich, daß auch Tront noch neugierig ist. Über Erfahrungsberichte freue ich mich.

Spartakus, 13. Oktober 2012, um 19:52
zuletzt bearbeitet am 13. Oktober 2012, um 19:55

Eine interessante Anspielkarte. Pausetaste drücken und Blatt sowie Möglichkeiten abschätzen.

Ich gebe dem Blatt in der tront-Skala eine 65, bin also auf jeden Fall an einer aktiven Spielweise interessiert. Das muss nicht zwangsweise eine Ansage sein (Unterschied zu tront), sondern eine Kontraabfrage im Wissen eines guten Gegenspiels ist mir ebenfalls recht (lässt sich außer beim unkonventionellen b) eh nicht vermeiden).

a) so etwas spiele ich mit solchen Blättern nie. Macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Im konkreten Fall bin ich mit 7 Trumpf nicht mal übermäßig lang. Ich weiß nicht ob ich im späteren Verlauf den Herz oder / und den 2. Piklauf stechen muss. Spiele ich meine Trümpfe frühzeitig ab, bringe ich mich dabei selber in Not. Außerdem sehe ich in solchen Fällen immer den armen Remann an Pos. 2. Legt er seinen hohen Trumpf, verliert er seine Stärke, auf die ich später angewiesen bin. Bleibt er richtiger Weise klein, kommt Kontra durch Abfrage noch besser ins Spiel als nach einem Fehlanschub.

b) kommt hier nicht in Betracht. Abgesehen von den moralischen Verfehlungen bzw. Vertrauenverlusten wegen Konventionsbruch fehlt die Dulle im Folgenden wirklich, was Noddy ja so oft bei den Dullenanspielen kritisiert. Hier würde ich mich dieser Auffassung in jedem Fall anschließen. Da fehlt einfach die Blaue.

c) Mein Favorit. Ob ich zur 10 greife, weiß ich nicht. Die beiden Kreuz 10 später sicher zum Partner bringen, halte ich für ein mögliches Spielziel. Ich neige daher zum Kreuz König. Ich gehe davon aus, dass irgendjemand in Kreuz frei ist. Dieser Spieler wird häufig ohnehin von sich aus eine aktive Aktion (Abfrage / Ansage) vornehmen. Dann bin ich in meiner persönlichen Lieblingsposition mir das Spiel von hinten anschauen zu können, einem Kontramann eventuell in die Suppe zu spucken oder eben einen Remann mit voller Wucht zu unterstützen, ohne dass hohe Trümpfe verschleudert wurden. Der Abwurf der Pik 10 auf Herz ist ein gutes taktisches Element in dieser Karte, welches ich sowohl bei offensiver als auch bei defensiver Spielentwicklung (Blindabwurf = guter Farbentausch) einsetzen kann.

d) geht. Ist etwas unflexibler als die Eröffnung mit Kreuz, da mir die gute Abwurfmöglichkeit fehlt. In vielen Spielen wird das egal sein. Nämlich dann wenn eh Pik folgt. Aber bei den eventuellen Herznachspielen habe ich eben eine gute Möglichkeit weniger.

Pausetaste beendet und Anspiel Kreuz König. :-)

EvilNephew, 13. Oktober 2012, um 20:03

Spartakus, dir fehlt die Abwurfmöglichkeit. Wann willst du denn was abwerfen?

akaSilberfux, 13. Oktober 2012, um 21:02

Pik-Zehn auf Herz.

EvilNephew, 13. Oktober 2012, um 21:06

Aber das ist doch arg vage. Man hat als Voraussetzungen:

- Kreuz erreicht den Partner
- Partner hat ein eigenes Re
- Partner hat kein besseres Pikas als sein Herzas

Schätzen wir mal die Wahrscheinlichkeiten:

- Kreuz erreicht den Partner: 33%
- Partner hat ein eigenes Re: 50%
- Partner hat kein besseres Pikas als Herzas: 25%

1/3 * 1/2 * 1/4 = 1/24. Das ist knapp mehr als 4%.

Das ist es euch wert, Kreuz statt Pik anzufassen? Bei Pik habe ich die häufigere Chance, dass Pik zurückgespielt wird und ich vor einer eigenen Ansage sehe, ob der zweite Piklauf friedlich oder verseucht ist.

Tront, 13. Oktober 2012, um 23:45

Auch falls sich noch nicht alle Spieler gemeldet haben, löse ich schon mal die Kartenverteilung auf.

Ich spielte meine Kreuz 10 vor, denn wenn ich schon mal Fehl spiele, dann eine für mich logische Farbe, die mir die meisten Informationen bringt. Pik 10 käme für mich daher überhaupt nicht in Betracht, da würde ich lieber zu (wie auch in diesem Spiel wieder einmal) besserem Trumpfvorspiel greifen.

Zum tatsächlichen Spielverlauf:
1. Stich: Kreuz-ZehnKreuz-AssKreuz-KönigKreuz-Ass
2. Stich: Pik-AssPik-ZehnPik-NeunPik-Zehn (ohne eine Regung oder gar eine Ansage von keinem der Spieler, ein Re wäre jetzt wohl eher eine Harakiri-Ansage, selbst für die Spieler Silberfux und Spartakus, die ja ihre Kreuzvollen ja noch beide besitzen.

Die zunächst grundsätzlich gute Idee von Spartakus, sich in eine bessere Ansageposition zu bringen und erstmal abzuwarten, was passiert ist also doch fehlgeschlagen. Da er das Blatt mit einer 65 bewertet, soweit ok, kann ich aber in der Regel nicht unbedingt erwarten, dass ein Gegenspieler oder Mitspieler ein besseres Blatt in diesem Spiel in der Hand hält, ergo keine Reaktion oder Abfrage startet.

3. Stich: Herz-KönigHerz-AssHerz-NeunKaro-Zehn, jetzt kann ich nichts mehr umtauschen und
4. Stich Kreuz-ZehnKreuz-NeunHerz-BubeKreuz-Bube . Nun hat mein Partner endlich das Anspiel erreicht. Zu spät. Hätte ich gleich Trumpf gespielt wäre die Dulle aus dem Spiel gewesen oder mein Partner wäre zu seinem blanken Kreuz-As vielleicht mit eigenem Re oder Legen seiner Kreuz-Dame ans Spiel gekommen, damit ich Re sagen kann. Jetzt haben wir das Spiel mit 108 Augen verloren.

Gut, dass der Kontra-Mann an Position 2 nicht noch kurz abgefragt hat, weil ihm ja seine Dulle noch geblieben ist, das hätte mir gerade noch gefehlt - 4 statt - 2 Punkte, weil ich den Gegner so gut ans Spiel bringe.

Das erwähne ich natürlich, weil es viele Anhänger geben wird, die Fehl vorspielen, ich gehörte ja dieses Spiel ebenfalls dazu, mein Testphase ist ja noch nicht beendet, aber mein erster Eindruck ging schon wieder nach hinten los.

Gut, um Objektivität bemüht, gebe ich gern zu, dass (wieder einmal) mein Partner an Position 4 sass.
Das Spiel, wo er an Position 2 sitzt, bekomme ich vielleicht in den nächsten Monaten auch noch einmal.

Aber im Ernst: Warum soll man nicht Trumpf vorspielen, um aus meiner Sicht bessere Erkenntnisse aus den ersten Stichen zu bekommen? Das ist mir immer noch ein Rätsel. Falls die Dulle von Spieler 2 für beide schwarzen Asse gesetzt wird, was ja nun nicht undedingt der größte Fehler aller Zeiten wäre; einige Spieler werden sogar behaupten, es wäre der einzige Spielzug, er hatte ja 2 Asse einfach besetzt, da greifen viele Spieler (irrtümlich?) zur Dulle oder fragen auf die andere Dulle ab. Dann habe ich meine Aktionen, von denen andere Spieler sie sich im Fehlvorspiel erhofften.

Wenn meine weiteren Testspiele ähnlich verlaufen, werde ich wieder auf mein geliebtes Trumpfvorspiel zurückkommen. Gerhard Berger würde sogar die Dulle spielen, da bin ich ja kein Freund von, aber selbst dieses in den Augen vieler Spieler unzureichende Vorspiel hätte mir den Spielsieg fast garantiert, ich erhalte einen Trumpfvollen, nämlich den Fuchs von meinem Partner und weiss, wie ich mein Spiel auszurichten habe. Falls ich den Vollen von Spieler 2 erhalte, ist auch nichts schiefgelaufen, oder? Nun können wir gern weiter diskutieren.

EvilNephew, 13. Oktober 2012, um 23:53

Sitze ich als Re-Spieler an 2 mit zwei schwarzen Assen, aber keiner Dulle und kaum Trumpfstruktur, lege ich auf Trumpfaufspiel nen Fuchs dazu.

Ex-Füchse #4596, 13. Oktober 2012, um 23:55

Was sagt Dir jetzt das eine Spiel? Mach es 100 mal und zähle dann Deine Punkte.

Dann spiel die nächsten 100 Spiele Kreuz von unten wie Re das nicht ohne Grund macht und guck noch wer da Herz weitergeschoben hat.

fritz9000, 13. Oktober 2012, um 23:59

Dank für diese ausführliche Erklärung,stehe immer wieder mal vor diesem Problem des richtigen Ausspiels,denn in genau so einem Thema, Anfang letzten Jahres wurde propagiert nur Fehlanspiel sei richtig,

akaSilberfux, 14. Oktober 2012, um 01:05
zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2012, um 01:06

Den Pik-Zehn werfe ich auch auf einen potentiellen Gegner ab, z.B.
Kreuz-NeunKreuz-AssKreuz-KönigKreuz-Neun
Herz-AssHerz-KönigHerz-NeunPik-Zehn
(mit Re)
Herz-KönigHerz-AssHerz-NeunPik-Zehn
oder 2. Stich:
(erst recht mit Re)

Für den Kreuz spricht (neben diesem Abwurfelement) vor allem, daß ich die Kreuzstellung vor meiner Ansage sehe.

akaSilberfux, 14. Oktober 2012, um 01:07

Und meine Dulle lege ich als Kontra quasi nur, wenn sie blank ist.

Spartakus, 14. Oktober 2012, um 07:38

Tront
Du musst das anders machen. Wenn Dein Re-Partner an Pos. 2 ohne Dulle sitzt, spieltst Du Trumpf, sitzt er Pos. 4, versuchst Du Dich mal am Fehlanschub. Anders herum bitte. :-)

Tja, wenn man immer vorher wüsste wo der Partner sitzt .....

Der Spielplan mit Kreuz, den ich ja auch wähle, geht hier bereits schief, indem alle bedienen. Das ist möglich, aber bei einer eigenen 4er-Länge nach meinen Erfahrungen nicht der Regelfall. Deswegen würde ich in ähnlichen Fällen immer wieder zur langen Farbe greifen.

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