Doppelkopf-Strategien: Taktisches Spiel in einem Bundesligakampf bzw. einer Mannschaftsmeisterschaft?!

Tront, 11. November 2012, um 19:24

Mal eine etwas andere Frage zu einem ebenfalls bekannten Thema.
Man "muss" gegen Spieler 2, dessen Mannschaft in Führung liegt, punktemäßig vorgehen. Nun werden einige Spieler behaupten, dass tue ich ohnehin schon meistens. (Als Re-Mann vielleicht) Kommen wir auf meinen speziellen Fall (Kontra-Karte diesmal) zurück und betrachen die verschiedenen Anspielmöglichkeiten.

Erstens: Was spiel ihr im "Normalfall" auf?
Zweitens: Was spielt ihr evtl. anders, weil Spieler 2 eben nicht so leicht das Anspiel erreichen soll? Macht ihr da Unterschiede?

Das zu behandelnde Blatt: Sitzposition 1 - mein Blatt, kein Anspiel-As, aber einen Fuchs auf der Hand - prima. Was ist die beste Anspiellösung? Normalerweise spielen die meisten von euch die blanke Pik 10 an, um noch den 2. Pik-Lauf, mit dem Fuchs einzustechen. Gilt das auch, wenn Spieler 2 der Mannschaft angehört, die man versucht einzuholen? (Man sollte doch das erlaubte, legale und taktische Spiel nicht ganz außer acht lassen)

Karo-DameKaro-DamePik-BubeKaro-BubeKaro-AssKreuz-ZehnKreuz-KönigKreuz-NeunKreuz-NeunPik-ZehnHerz-KönigHerz-Neun

a) ich spiele (wie immer) meine blanke Pik 10 vor
b) ich spiele jetzt wenig spektakulär einen Herz an
c) ich spiele die lange Farbe Kreuz an (welchen Wert eigentlich?)
d) ich spiele einen neutralen Trumpf an
e) ich spiele wie Noddy den Fuchs vor, jetzt erst recht

Ihr seht, es gibt wieder die unterschiedlichsten Spielzüge. Mich interessiert, ob ihr das Spiel in der von mir beschriebenen Situation grundsätzlich anders behandelt als in einem normalen Turnier oder an einem Vereinsabend. Würde mich wirklich interessieren und andere sicherlich auch! Vielen Dank schon einmal vorab!

Ex-Füchse #5718, 12. November 2012, um 08:42

Öhhm, ich hoffe, die Frage ist nicht Ernst gemeint. Hätte ich den Eindruck, dass auf einer Mannschaftsmeisterschaft jemand absichtlich schlecht spielt, würde ich da nicht mehr teilnehmen.

Ich habe die Buli-Quali mitgespielt und da wurden nach jeder Runde die Zwischenstände durchgegeben. Ich hatte da nicht den Eindruck, dass in der letzten Runde Mannschaftszugehörigkeit eine Rolle gespielt hat. Doko ist und bleibt auch im Mannschaftswettbewerb ein Partnerspiel und auch 2. kann Dein Partner sein.

Lusche, 12. November 2012, um 08:58

Im "Normalfall" das eigene Blatt stärken durch Pik10-Aufspiel, "wie immer".
Spiele ich nun gg. Pos.2 komme ich mit Kreuz9.
Das ist für mich die Karte mit der ich dem potenziellen Remann (ist er Kontra ist das Spiel im Mannschaftwettbewerb ja sowieso neutral) an Pos. 2 maximal schaden kann. Der größte anzunehmende Unfall wäre eine große Reabfrage nach hinten, dann heisst es Schadensbegrenzung. Im Optimalfall fragt mein kreuzfreier Partner das As ab und bringt dann nach einstechen die anderen Asse. So wäre mein Plan.

Ex-Füchse #16890, 12. November 2012, um 09:08

Ich möchte Verhindern, dass Spieler 2 ans Anspiel kommt, ohne selbst allzu großen Schaden zu nehmen, wenn Spieler 2 nicht mein Partner ist.
Die besten Chancen sehe ich hier in Herz oder Kreuz, weil 4 Restkarten fehlen.
Ein Trumpfanspiel erscheint mir mit meinem schlechten Blatt als viel zu forcierend.
Ich entscheide mich wohl für Kreuz-Neun, da das die Karte ist, bei der ich am ehesten nichts höre.

Mannes moralischen Einwand teile ich überhaupt nicht. Bei Mannschaftswettbewerben sollte sich jeder Spieler dem Mannschaftsinteresse unterordnen und ggf. riskanter oder gegen einen unmittelbaren Konkurrenten spielen.

Unsportlich wird es für mich erst dann, wenn man eine dritte Partei ohne eigenes sportliches Motiv sponsert.

Stoni, 12. November 2012, um 09:22

Ich denke auch, dass das Spielen "gegen" jemanden häufiger vorkommt ... So werde ich auch in Privatrunden sicher nicht den Listenführenden heiraten, wenn ich selbst noch gewinnen will. Oder eben bei Mannschaftswettbewerben versuchen, ihm nicht das Aufspielrecht zu schenken. Kreuz9 erscheint mir hier auch am besten .... nachdem Trumpf an ihm vorbeispielen ausscheidet ... Pik bekommt er mit grosser Wahrscheinlichkeit ...

Ex-Füchse #5718, 12. November 2012, um 09:28
zuletzt bearbeitet am 12. November 2012, um 09:30

"So werde ich auch in Privatrunden sicher nicht den Listenführenden heiraten, wenn ich selbst noch gewinnen will." Genau so ist mal eine Privatrunde bei uns gescheitert. Gerade bei Privatrunden sollte man doch auf solche Mätzchen verzichen.

OK .... dann steche ich als Hochzeiter beim nächsten Mannschaftswettbewerb so gegen Ende den Fuchs des Listenführenden nicht ein, sondern lege meinen dazu. Interessante Diskussion.

Stoni, 12. November 2012, um 09:40

... ich sehe das als normalen sportlichen Ehrgeiz, Manne, etwas offen taktisch zu spielen, ist ja nicht verwerflich ... ich sehe das nicht eng ... mache es aber meistens nicht, zumindest nicht in Privatrunden, um nicht die Ästethik des einzelnen Spiels zu stören ...

Ex-Füchse #5718, 12. November 2012, um 09:51

Kann jeder so machen wie er mag. Ich find' es schon lustig wenn zu mir einer sagt: "Sorry, normal reklamiere ich das nicht (irgend eine Kleinigkeit) aber im Mannschaftswettbewerb muss ich es machen." Nein, muss er nicht. Er will es machen, es ist seine Entscheidung und ich merke es mir genau so, als wenn es kein Mannschaftswettbewerb ist.

Lusche, 12. November 2012, um 10:07

Ich wollte das Turnier in LG auch nicht durch mögliche Strafpunkte von so`nem Heinz aus Bremen gewinnen ;o)
Vor einigen Jahren bin ich im Viertelfinale DMM ausgeschieden weil mein "Feind" erstklassig taktisch gespielt hat: Ich habe eine 5 Trumpf-Hochzeit an Pos. 1 und takte mit einem Karovollen auf. An Pos. 2 taucht der "Feind" mit 12 Trumpf weg und ich verliere das Spiel mit Re/Kontra unter 60....

Spartakus, 12. November 2012, um 10:42

Manne
Deine Einstellung zu Verhalten in Mannschaftswettbewerben finde ich beachtlich. Spieler ala Mutter Teresa findet man dort eher selten. Ich selber reklamiere in Mannschaftswettbewerben nahezu alles, während ich in Einzelturnieren sehr selten reklamiere. Ein schlechtes Gewissen habe ich dabei nicht, da nach meiner Erfahrung viele andere Spieler ähnlich verfahren.

Ich eröffne im Beispielblatt gegen Spieler 2 mit Kreuz-König

Ex-Füchse #5718, 12. November 2012, um 10:44

Sparta: Ich habe bisher nur an einem einzigen Mannschaftswettbewerb teilgenommen. Ich wunderte mich, dass jemand das "Gesund" bei einer Vorführung reklamierte (demjenigen war nicht gewahr, dass jetzt die Vorführung ansteht). Wenn das so in Mannschaftswettbewerben üblich ist ... ich kenne auch die Regeln. Und deutlich besser als viele andere ...

Fanthomas, 12. November 2012, um 12:45
zuletzt bearbeitet am 12. November 2012, um 12:46

Ich bin der Auffassung, dass man im Einzelwettkampf so viele Punkte wie nur möglich mit regelkonformen Mitteln für sich selbst gewinnen sollte und das gleiche auch im Mannschaftswettkampf dann für die Mannschaft. Einer Reklamation geht ja immer ein Fehler im Sinne eines Regelverstoßes des Gegners voraus. Wieso sollte der Gegner daraufhin nicht bestraft werden und man selbst bzw. die eigene Mannschaft davon nicht profitieren? Ich verstehe diese beim Doppelkopf oft aufkommenden moralischen Bedenken überhaupt nicht. Solche Bedenken haben für mich mit Fairness im sportlichen Wettkampf nichts zu tun. In anderen Sportarten gibt es Fouls und die werden sanktioniert. Punkt. Und beim Doko immer dieses Theater...

Oder Manne, kannst Du Dir zum Beispiel beim Snooker etwa vorstellen, dass für eine versehentlich falsch berührte Kugel kein Foul und Strafpunkte gegeben werden bloß weil der Gegner so gutmütig ist und nicht davon profitieren möchte? Die meisten Top-Spieler beim Snooker sind sogar so ehrlich, ein vom Schiedsrichter unbemerktes eigenes Foul anzuzeigen. Die Spieler haben nämlich Ehre und nehmen die Verantwortung für ihre Fehler auf sich.
Und beim Doppelkopf? Da ist es genau andersrum. Da wird dem reklamierenden Spieler noch ein schlechtes Gewissen eingeredet. Normal ist das nicht...

Spartakus, 12. November 2012, um 13:11

"Ich verstehe diese beim Doppelkopf oft aufkommenden moralischen Bedenken überhaupt nicht."

Das vermitteln auch die Leiter der Schiedsrichter-Seminare aus der Regelkommission stets so.

Ex-Füchse #5718, 12. November 2012, um 13:17

Fanthomas: Ich lerne ja gerne in allen Belangen dazu.

Meine bescheidene Meinung dazu: Ich bin froh, dass es noch Leute gibt, die zu RL fahren. Ich hatte letzt' jemanden auf der Regio, der hat 6 Vergehen in nur einer einzigen Liste gehabt. Supernervös. Ich kann jetzt 6 Mal den Schiedsrichter holen, die Nervosität wird sich dann wahrscheinlich legen ... oder noch steigern und die Person wird nie wieder gesehen werden

Da weise ich lieber höflich aber bestimmt auf die Regelwiedrigkeit hin und spiele weiter. Dafür, dass ich letzt' einen Moralischen gemacht habe habe ich mit bei dem Beteiligten und in einem extra Thread entschuldigt.

Fanthomas, 12. November 2012, um 13:29
zuletzt bearbeitet am 12. November 2012, um 13:31

Wer so schlecht spielt wie von Dir beschrieben, sollte einem Ranglistenturnier besser fernbleiben. Auch im eigenen Interesse des unerfahrenen Spielers. Man muss den Leuten auch mal ganz klar sagen, wenn es für sie ein paar Nummern zu groß ist und sie besser erst noch länger im Verein üben sollten. Aber es kann doch nicht sein, dass hier Regeln nicht mehr eingehalten werden.

Ich vertrete die Meinung, dass auf Turnieren eine Reklamationspflicht eingeführt werden sollte. Denn sonst entstehen wieder andere Ungerechtigkeiten. Der eine hat mit seinen Vergehen Glück, weil ihm verständnisvolle Mitspieler die Strafpunkte erlassen und der andere hat Pech, weil ein scharfer Hund mit am Tisch sitzt. So geht es ja nun auch nicht.

Spartakus, 12. November 2012, um 13:44

Naja Thomas. Wir sind ja nun wirklich nicht so üppig bestückt im Verband, dass wir es uns leisten können, durch besonders harte Richtlinien Spieler zu vergraulen. Ich meine so wie es geregelt ist macht es schon Sinn.

Was aber gar nicht geht - da bin ich bei Dir - ist das Aufregen von Spielern über den Ruf eines Schiedsrichters.

Kvothe, 12. November 2012, um 14:24

Das liegt wohl in der Natur der Dinge, leider.

OpaAdonisES, 12. November 2012, um 14:27
zuletzt bearbeitet am 12. November 2012, um 14:27

Bei den DMM wurde im Halbfinale nicht einmal der Schiedsrichter benötigt und im Finale nur einmal...das war eine faire und tolle Veranstaltung...

Tront, 12. November 2012, um 16:28

@ Manne
Meine Fragen und Berichte , die ich im Bereich Doppelkopf-Strategien einstelle, sind immer ernst gemeint. Sonst würde ich ja die Überschrift Unterhaltung oder Sonstiges dafür wählen!

Ich würde auch niemals einen vorgespielten Fuchs bei Hochzeiten laufen lassen oder eine Kontra-Dulle vorspielen, so viel "Taktisches Spiel" wird kein Spieler ernsthaft erwägen.

Es ging mir nur in erster Linie darum, Meinungen zu sammeln, welches das womöglich beste Anspiel in "besonderen" Spielsituationen ist.

Das ist mir z. T. auch gelungen. Zusätzlich habe ich noch eure Informationen über das sog. "Reklamationsrecht" bis hin zur "Reklamationspflicht" erhalten. Danke zunächst schon einmal dafür.

Gibt es weitere Meinungen zum 1. Anspiel?

jensbonath, 12. November 2012, um 16:46

Zunächst einmal einen GW an @Noddy - jetzt hast du es ja tatsächlich geschafft, dich in der Doppelkopfszene unsterblich zu machen (siehe im Eingangsthread unter Punkt e) DER NODDYFUCHS).^^
Und ich würde hier (aus taktischen Gründen) wohl auch zum Kreuzkönig greifen.

Ex-Füchse #4596, 12. November 2012, um 16:52

Da biste spät dran, mit dem Fux hab ich schon die Szene aufgemischt als 80% der Spieler den für Re mit DD hielten. :-) Und Begriffe wie noddyesk oder so kursieren auch schon länger. :-) Ich weiß zwar wie s gemeint is, da ich aber eh so verstehe ich das willl nehm ich auch das als Kompliment :-)

Talentfrei, 12. November 2012, um 17:18

Wir alle leben in einer Zeit, in der Noddy das Doppelkopfspiel revolutioniert. Das erfüllt mich mit Stolz.

akaSilberfux, 12. November 2012, um 17:21

Bei Mannschaftskämpfen reklamiere ich auch schärfer als in eigenen Angelegenheiten. Pingelig bin ich zwar nicht, aber wenn es keine Kleinigkeit ist, reklamiere ich es üblicherweise.
Wenn ich allein spiele, entscheide ich situationsabhängig. Ist das Spiel noch unverändert spielbar? Entstehen Vorteile, die unerwünscht sind? Welche Auswirkungen hat eine Reklamation, welche hat eine unterbliebene Reklamation?

Bregoulou, 12. November 2012, um 17:38

was wird denn da so reklamiert? ich spiele nur inner stammkneipe. da sind ausdrücke wie "sachste wat" (egel ob re oder kontra) vielleicht drin, aber sonst?
aus der zeit als mein vater preisskat mit einigen vereinsskatspielern absolvierte, weiß ich, dass da quasi redeverbot herrschte, also ein völlig inakzeptabler zustand und er da auch schnell aufgehört hatte.
karten ohne reden zu dürfen...
ist das bei dokowettkämpfen auch so?
was ist mit rülpsen, furzen, räuspern etc??
gruß
bregoulou

Tront, 12. November 2012, um 17:53

Es fängt z. B. damit an, dass an Tischen, wo die Stimmung schon fast den Nullpunkt erreicht hat, ein vorzeitiges Gesundmelden mal reklamiert wird. Im Ernstfall gibt es für den Verursacher 3 Strafpunkte.

Dann gibt es Spieler, die ein versehentliches Legen von 2 Karten, z. B. fallen beide Kreuz-Könige in einen Stich auf ein gespieltes Kreuz-As des Ausspielers, bereits reklamieren, obwohl so etwas sicherlich schon unter "Strafpunkteräuberei" fällt.
das gäbe bereits bei einer Reklmation 12 Strafpunkte.

Natürlich stimme ich meinen Vorrednern zu, dass nicht der Reklamierer an den Pranger zu stellen ist, sondern im Zweifelsfall schon der Verursacher.

Nur in meinen eben aufgeführten Fällen reklamieren doch die meisten Spieler nicht ernsthaft, oder?

Und dann gibt es viele Fälle, wo erst nach einem oder mehreren Stichen ein Bedienfehler nachgewiesen werden kann. Meist gibt der Verursacher seinen Fehler selbst zu, aber die Gegenpartei muss andernfalls spätestens vor dem Legen ihrer nächsten Karte nach Bekanntwerden des Nichtbedienens dann reklamieren. Das wären dann wiederum 12 Strafpunkte für den Verursacher.

Dann gibt es Spiele, wo die Gewinnerpartei schon feststeht, also eine Re-Parte z. B. schon 124 Augen erzielt hat und erst dann wird sich verworfen. In diesem Fall gibt es für den Verursacher keine 12 Strafpunkte mehr, da das Spiel bereits für eine Partei entschieden ist.

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