Doppelkopf-Strategien: Standkarten entwickeln bzw. halten

Spartakus, 09. Januar 2013, um 11:41
zuletzt bearbeitet am 09. Januar 2013, um 11:51

Eines meiner Lieblingsthemen in Sachen Doppelkopf-Strategien ist das Thema Standkarten in Fehlfarben. Grundsätzlicher Gedanke dabei ist, dass durch einen möglichen Abwurf meines Partners ein zusätzlicher Stich erarbeitet wird, der sonst wegen des Fehlverlierers im späteren Verlauf mit ca. 25 Augen zum Gegner geht. Also meist geht es um eine Gewinnstufe, manchmal gar um eine mögliche Absagestufe, manchmal halt einfach um Sieg oder Niederlage.

Ein Beispiel dazu:#20.063.778

Ausgangssituation
Der Aufspieler zeigt mit Dulle nebst Fehlanschub an, dass er a) ein relativ starkes Blatt hält und b) über keine wichtigen, lauffähigen Asse verfügt (dass das Blatt wegen Doppelblau und Farbe frei auch ohne Abdeckung des Kreuz durch den Partner ein eigenes RE wert ist, soll hier nicht der Analysegegenstand sein).

Nachspielüberlegung
Da ich selber ebenfalls keine Asse zu spielen habe, stehen mir jetzt zwei mögliche Fortsetzungen bzw. Strategien zur Verfügung. Eine Möglichkeit wäre mit Herz Dame die günstige Sitzposition auszunutzen und die mutmaßlich vorhandene gegnerische Blaue anzugreifen. Eine Blaue wird der Aufspieler als ziemlich konventionssicherer Spieler als "Versprechen" aufgrund des Dullenvorspiels schon haben. Wäre das Kreuzanspiel mit eigener Ansage erfolgt, würde ich diese Fortsetzung wählen. So rechne ich meinen Partner nicht so stark wie in der Partie ein und komme zu dem Schluss, dass ich die Herz Dame vielleicht später noch gut gebrauchen kann. Schließlich verfüge ich über eine gute Trumpflänge, so dass ich die rote Dame relativ lange werde halten können.

So komme ich auf die Fortsetzung Pik 9! Sowohl mein Partner als auch ich haben ja offensichtlich von den Fehlassen her nichts zu bieten. Das bedeutet, dass Fehlverlierer ohnehin weggehen werden. Wenn mein Partner also einen oder mehrere Pik mithat, werde diese ohnehin auf Dauer verloren gehen. Der tiefere Sinn besteht in der Hoffnung, dass mein Partner entweder wie in der Partie in Pik frei ist oder eben nur einen davon hält. Wenn jetzt wie in der Partie beide Asse in den Stich fallen, verfüge ich im späteren Verlauf mit Pik 10 über eine ideale Anspielkarte, die je nach Verlauf zum Abwurf oder Überstechmöglichkeit meines Partners führt. Im letzteren Fall wäre die Pik 10 als entwickelte Standkarte sozusagen ein Ersatztrumpf.

Die Verteidigung
Mit einer gewissen Portion Spielerfahrung und einem Dokonäschen kann man den Versuch der Entwicklung einer Standkarte antizipieren, wenngleich das sicherlich auch unter erfahrenen Spielern nicht die allereinfachste Aufgabe darstellt. In jedem Falle tut die Gegenpartei gut daran, möglichst eine Standkarte zu behalten. Sicherlich hat Spieler 4 hier den Gedanken: Wenn der läuft, läuft der nur ein Mal. Das ist aber die 7 Augen (können auch mal 11 Augen sein bei Ausrüstung As und 9), um die es hier geht, nicht wert. Die Drohung der Entsorgung einer Fehlkarte durch die angreifende Partei wiegt mehr. Hier wäre folglich an Position 4 Pik König die bessere Wahl gewesen. Dann müsste der Remann im Falle des Nachspiels wenigstens stechen. Nicht immer sind die Folgen so harmlos wie in diesem Fall. Hier kann der Aufspieler seine Herzstellung lediglich von 2 auf 1 verkürzen. Geben wir ihm jedoch gedanklich mal drei Kreuz und 1 Herz. Dann wäre durch die Entscheidung der Rettung von 7 Augen ein ganzer Herzlauf mit in diesem Fall 22 Augen verloren gegangen.

Stoni, 09. Januar 2013, um 12:20

Gut.
In der Verteidigung lege ich als 1. kontra schon nur die 10, nicht As, das 2. muss ja mein Partner haben ... so habe ich beim Durchlauf auch noch Pos.4

Spartakus, 09. Januar 2013, um 12:34

Sehr gut. Zudem nimmt man den - wenn hier auch unwahrscheinlichen - Fall mit, dass der Partner sein blankes As beilegen muss und deshalb der Angreifer eine Standkarte entwickelt hat. Gerade bei längeren Assen (Gefahr des blanken As beim Partner sehr hoch) und eben wegen der anschließenden Sitzposition 1 auf 4 besser sein eigenes As stehen lassen im Wissen, dass der Partner hinter ihm das andere As hält. Vielen Dank für diesen ergänzenden Hinweis, Stoni.

Ex-Füchse #5718, 09. Januar 2013, um 18:34
zuletzt bearbeitet am 09. Januar 2013, um 18:36

Leider leider verbreiten auch gute Spieler dass gerade beim zweiten das eigene Ass "zwingend" zugegeben werden muss also:

Kreuz-AssKreuz-ZehnKreuz-KönigKreuz-Neun dann Re von 1 und Fortsetzung
Pik-AssPik-KönigPik-Zehn

Halte ich nun als Re ...Pik-AssPik-KönigPik-Neun... oder auch nur ... Pik-AssPik-König ... soll nach deren Theorie auf jeden Fall das Ass hinzugelegt werden, weil der zweite Pik nun zu 99,9% zu Kontra geht.

Ich rede da gegen Windmühlen an.

kESs, 09. Januar 2013, um 19:49

pro Doko oder pro Standkarte?#20.082.342

Mit Kreuz Ass ohne Dulle wird man sich definitiv für den Doko entscheiden, mit Dulle ohne Kreuz Ass wohl nicht, um dafür die 90 absagen zu können und evtl. weitere Absagen in die Wege zu leiten. Aber wie sieht es mit der vorliegenden Karte aus, wo man sich nicht sicher sein kann, ob man das Anspiel je wieder erreicht?

akaSilberfux, 09. Januar 2013, um 21:17

Es ist viel häufiger richtig, die Standkarte zu halten, als sie zu schmieren. Klar verliert man manche Spiele deswegen; umgekehrt geschieht dies weitaus häufiger. Optimal wäre es, wenn man weiß, wann man schmieren und wann man halten muß. In seltenen Fällen lasse ich mich mit ordentlichem Erfolg von "hwL" leiten..

Seb1904, 10. Januar 2013, um 23:22

hmmm.
hwL also

hmmm.....

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