Unterhaltung: 17. Juni 1953 - Volksaufstand in der "DDR"

Stoni, 17. Juni 2013, um 21:57

7. Ich fühle mich auch nicht schuldig, werde aber bestimmt nicht diejenigen als Mörder an unserem Volk anklagen, denjenigen den Deutschland das denkbar größte, menschliche Leid zugefügt hat.
Eben genau, weil das Bewusstsein für die Geschichte des eigenen Volkes unbedingt dazu gehört!
Deine Geschichtsschreibung beginnt scheinbar erst 1945 .. alles andere blendest Du aus, sonst würdest Du es nicht wagen, solche aberwitzigen Wertungen vorzunehmen.
Gegenüber dem, was nur 8 Jahre zuvor endete, war und ist der 17. Juni unvergleichbar unbedeutend. Und wenn Du schon die Täter des 17. Juni als Mörder anklagst, wie nennst Du die von 33-45?

Seb1904, 17. Juni 2013, um 22:23

Erstens dürfte das Geschehen von 1933-45 die Taten in der "DDR" 1953 kaum rechtfertigen, relativieren oder entschuldigen,
zweitens schrieb ich nicht ein Wort von Völkermord, sondern ich sprach von Menschen, und
drittens finde ich es immer überaus höhnisch, insbesondere den Hinterbliebenen gegenüber, die Todeszahl zweier Ereignisse vergleichend nebeneinander zu stellen, um dem einen weniger Bedeutung beizumessen.

Es ging mir im ersten Beitrag dieses Threads ebenso um das Gedenken an die toten Landsleute des Volksaufstandes vom 17. Juni wie das jetzt hier in meinem letzten der Fall ist.

Benderloin, 17. Juni 2013, um 22:31

Ich liebe es, wie immer alles aus dem historischen Zusammenhang gerissen wird und mit heutigen Wissen und Sicherheit über eine zumeist nur vom Hörensagen bekannte Zeit gesprochen wird.

Kvothe, 17. Juni 2013, um 22:33

Alleine durch die Selektion, bedingt durch den Titel, ergibt sich für manche bereits eine einseitige Darstellung mit Blick auf die Gesamtsituation.

Stoni, 17. Juni 2013, um 22:52

Seb, Du klagst an, mindestens 55 Menschen wurden durch das Sowjetregime ermordet.
Du sprichst von Mord.
Und Du hast nicht nur keine Ahnung, sondern zeigst auch 0 Empathie, was die Menschen in der UdSSR nur 8 Jahre zuvor erleiden mussten und wie bedroht sie sich vielleicht damals noch gefühlt haben mussten.
20.000.000 Tote Menschen
Auch 55 Tote sind 55 zu viel.
Ich habe keinen Russen getroffen, der von Deutschen als Mörder gesprochen hat.
Ich habe aber viele Russen getroffen, die mit trinken und tanzen wollten, als sie erfahren haben, dass ich Deutscher bin, auch die, deren Väter, Mütter, Brüder und Schwestern getötet wurden.
Der 17. Juni 1953 ist Teil des 2. Weltkrieges und seiner unmittelbaren Konsequenzen.
60 Jahre vorbei.
Eine Erinnerung daran in richtig, aber in Demut.
Hohn und für mich zutiefst falsch ist, wenn sich ein Deutscher in diesem Zusammenhang zum Ankläger aufschwingt und den Russen auch noch vorhält, dass sie mit DEU nicht so wohlwollend umgegangen sind, wie die anderen Siegermächte.
Auch wenn Du Zahlen dabei nicht lesen willst, erinnere ich doch an die Toten des 2. Weltkrieges
USA 300.000
GB 400.000
FR 500.000
UdSSR 20.000.000

Bevor Du Dich wieder zum historischen Ankläger ernennst, reflektiere erst einmal und fühle ein Hauch nach, was das wohl mit einem Land und seinen Menschen macht.

Fuchsweg, 17. Juni 2013, um 23:10
zuletzt bearbeitet am 17. Juni 2013, um 23:12

Den 17.6. als Teil des zweiten WK zu betiteln ist m. E. falsch. Jedoch gebe ich zu, dass dieses Ereignis ohne das 1000jährige Wahnreich sicherlich nicht stattgefunden hätte. Der Volksaufstand ist somit im unmittelbarem Kontext dieser verheerenden 12 Jahre zu sehen (aber nicht als Teil des WK II). Wenn dieser Verbundung jedoch hergestellt wird, kommt man nicht darum herum, dass die meisten europäischen Entwicklungen und Entscheidungen ohne den 8. 5. so nicht gefallen wären. Jedoch ist der Aufstand des 17.6. m. M. n. die Bekundung des Unmuts über die Wirtschafts- und Sozialpolitik der jungen DDR.

Stoni, 17. Juni 2013, um 23:39

Nicht als Teil des 2.WK aber als direkte Folge und ohne diesen auch nicht zu bewerten. Will man die Akteure, Täter, Opfer des 17.6 richtig verstehen, dann muss man eben weiter zurückgehen und einen breiteren Kontext betrachten, auch die Kriegswunden, die Umstände der Neuordnung der Welt, auch die Machtsicherungen aller Siegermächte in "ihren" Gebieten (Churchill unterstützte sogar die Niederschlagung des Protestes) und auch die Situation damals in der UdSSR ... Stalin war gerade erst gestorben, sein wichtigster Vasall, Geheimdienstchef Lawrentij Berija noch nicht mal abgesetzt, Chruschtschow noch nicht ... das alles führt aber viel zu weit und ist hier sicher nicht zu reflektieren.
Eine nationale Glorifizierung samt inkludierter Anklage und den albernen Gänsefüsschen ist aber keine angemessene Geschichtsbetrachtung und sollte nicht einfach so stehen bleiben.

Seb1904, 17. Juni 2013, um 23:59

Die durften das also, die Russen, damals, am 17. Juni und den Folgetagen?

Und das war auch moralisch alles richtig? Und das muss man doch verstehen, weil ja die Greueltaten des Zweiten Weltkrieges noch nicht verarbeitet sein konnten?

Und die Menschen, die da protestiert, gestreikt haben (weil sie Hunger hatten! und weil sie Freiheit wollten und nicht immer mehr Staat, Druck und Not) und aufgestanden sind, die hatten kein Recht dazu? Für die soll ich keine "Empathie" aufbringen?

Und all die bundesdeutschen Politiker - (fast) aller Parteien, im übrigen - entrüsteten sich völlig zu Unrecht über den Umgang mit ihren Landsleuten jenseits der Zonengrenze? Die waren alle nur ferngesteuert von den politischen und wirtschaftlichen Interessen der westlichen Siegermächte?

Und dass dieser 17. Juni sehr schnell zum "Tag der deutschen Einheit", zum Nationalfeiertag der Bundesrepublik wurde, das ist auch nur ein Geschichtsirrtum?

Wie umerzogen muss man eigentlich sein?

Und wenn ich der einzige bin, der in Deiner Aufstellung die Zahl der deutschen Toten des 2. Weltkrieges vermisst, dann mag das meinen auffälligen Ansichten geschuldet sein. Jedenfalls vermisse ich sie.

Der 17. Juni zeigt doch klar und unzweideutig, wie die Siegermacht UdSSR mit der ihr zugeteilten Zone des besiegten Deutschland umzugehen gedachte. Und die Entscheidungen des vorangegangen Parteitages, die ja auf massiven Forderungen der Russen fussten, machten klar, dass die politische Führung der "DDR" diesen Kurs zu gehen gewillt war. Das Volk, insbesondere in den grenznahen Gebieten, wollte diesen Kurs jedenfalls nicht.

Ich habe gerade länger mit meiner Frau über die Thematik geredet, die ja aus der "DDR" stammt, aus so einem innerdeutschen Grenzgebiet, und auch meine Schwiegereltern darauf angesprochen. Wenn jemand behaupten wollte, die Russen seien überall willkommen gewesen, dürfte er sehr schief liegen. Man konnte ja nur wenige hundert Meter weiter im Westen sehen, welche Möglichkeiten die Siegermacht USA den Besiegten bot. Die einen hatten Bananen im Überfluss, und die anderen noch nichtmal genug Kartoffeln.

Es ist gut, richtig und sehr zu begrüßen, dass bei den Russen von heute die Handreichung, gerne auch in Kombination mit einem Glas Bier und Vodka, im Vordergrund steht. Ich finde es schön, dass es heute (mehr oder weniger problemfrei) möglich ist, nach und in Russland bzw. der ehemaligen UdSSR zu reisen.

Der 17. Juni ist ein Teil der deutschen Geschichte. Nicht mehr, nicht weniger!

Stoni, 18. Juni 2013, um 00:53

Dann feiere die Freiheitsliebe und den Mut Deiner Landsleute.

Aber höre auf, alberne Gänsefüsschenspiele aus dem Kalten Krieg zu spielen.
Und wenn Du 60 Jahre zurückschaust, um jemand Mörder zu nennen, dann schaue auch 70 Jahre zurück.

Wenn wir heute den 17. oder 18. Juni 1953 hätten, wäre mein Protest gegen die totalitäre Unterdrückung gross und meine Gefühle sicher voller Sympathie mit den Protestierenden und voller Hass gegen die Unterdrücker.
Aber wir haben heute 2013, was man dem letzten Absatz Deines Eingangspostings wahrlich nicht anmerkt.
Der ist rückwärts gerichtet, spricht die Sprache und trägt die Emotionen Unverbesserlicher und Ewiggestriger.

Ex-Füchse #1947, 18. Juni 2013, um 01:08
zuletzt bearbeitet am 18. Juni 2013, um 01:09

Das Thema Volksaufstand ist doch heute aktueller denn je.
Man schaue nur in den nahen Osten,nach Afrika,China oder aktuell in die Türkei.
Insofern macht es Sinn,so ein tag wie den 17.JUni in den Köpfen zubehalten.

Fanthomas, 18. Juni 2013, um 01:21
zuletzt bearbeitet am 18. Juni 2013, um 01:23

Dann lassen wir mal den 17. Juni 1953 kurz beiseite und sprechen lieber über das Russland von heute. Ein Land mit einer sogenannten "gelenkten Demokratie", wo sich ein Vladimir Putin – ehemals beim KGB ein hohes Tier – durch die Rochade mit Medjedew eine eigentlich nach der eigenen Verfassung nicht erlaubte dritte Präsidentschaft zugeschanzt hat. Ein Herr Putin, der gerade wieder aktuell einen abscheulichen Machthaber wie Assad unterstützt, welcher in Syrien das eigene Volk tyrannisiert und wie wir neuerdings wissen, auch nicht vor dem Einsatz von Chemiewaffen zurückschreckt.
Und was soll man darüber denken, dass in Russland noch heute so ein Verbrecher wie Stalin, dessen Diktatur gleichwertig der Nazidiktatur war und ebenso wie diese Millionen von Opfern verursacht hat, in aller Öffentlichkeit geehrt wird und sogar eine Stadt stolz erklärt, an einigen Tagen des Jahres wieder seinen Namen zu tragen...
Das ist diese Art Blindheit, Unverbesserlichkeit und Ewiggestrigkeit, bei der ICH erschrocken den Kopf schüttle...

Stoni, 18. Juni 2013, um 07:11

Das kann ich verstehen, Thomas, würde ich sicher auch, wenn ich die Verhältnisse und Situation des Russlands von heute nicht ein bisschen besser kennen würde, und so zwangsläufig zu einem viel differenzierterem Bild (aber sicher nicht Pro Putin) kommen muss. Aber ich will das nicht in Sebs Fred ausführen.

Auch Syrien ist tausendmal komplexer als es bei uns ankommt. Und den Sieg der zum grossen Teil fanatisch islamistischen Opposition und damit die Fortsetzung des Bürgerkrieges sollte man sich kaum wüschen. Aber auch das will ich nicht in Sebs Fred ausführen.

An den 17. Juni darf und sollte man erinnern, aber nicht als Haßtag, sondern als Feiertag für Deutsche Freiheitsbestrebung.

Ex-Füchse #365, 18. Juni 2013, um 08:48

Bitte alle nochmal Stonis letzten Satz genau durchlesen!
Sehr richtig, genau so sollte man den Tag würdigen.

Fuchsweg, 18. Juni 2013, um 10:53

Der Satz ist kaum zu toppen!

dirk0801, 18. Juni 2013, um 23:53

ich finde die menschen die in der ddr gelebt haben , sind die einzigen die ein wahres recht auf meinung zu diesem tag haben....fragt doch bitte solche leute und sb1904 du gehörtest dazu??????????? die bewohner der alliierten besatzungszone frage ich mal in die runde ...brd gründung september49, ddr gründung oktober49....? warum erst brd dann ddr....die ddr soll doch deutschland getrennt haben?

Seb1904, 19. Juni 2013, um 00:46

Ich bin es ja gewohnt, Dirk, dass Du mich von links unten anranzt. Von daher bleibe ich recht gelassen. Nur lasse ich mir von Dir ganz sicher nicht das Recht absprechen, eine Meinung zu dieser oder auch jeder beliebigen anderen Thematik zu haben.

Deine "Frage in die Runde" verstehe ich nicht wirklich. Die Aufteilung Deutschlands wurde noch zu Kriegszeiten während der Krim- bzw. Jalta-Konferenz beschlossen, die Differenzen zwischen Ost und West wurden in der Folge nicht kleiner, die westlichen Siegermächte und Frankreich beschlossen, ihre Besatzungszonen zu einem Gebiet zusammenzuschließen, unter anderem vermittels einer gemeinsamen Währungsreform. Die Russen machten das natürlich nicht mit. Für ihre BZ setzten sie eine eigene Währungsreform in Gange, wodurch faktisch das Land geteilt war. Daran dürften alle Entscheidungsträger der damaligen Zeit eine Mitverantwortung tragen.

Oder meinst Du mit "die ddr soll doch deutschland getrennt haben" den Mauerbau? Doch wohl kaum, der war ja erst Jahre später.

dirk0801, 19. Juni 2013, um 01:11

nö aber solch konservatives rechtslastiges gedankengut ist mir nur zuwider...um auf links unten zu antworten...., verkennst mich aber, einer meiner besten freunde hat seine gesamte kindheit in torgau verbracht....erkundige dich mal...entstation für jugendliche von margot honnecker unterschrieben , fühl mich aber durch solche leute wie dich echt angepisst....da du null ahnung hast und nichts ausser DEINE propaganda kennst...und ich lass meine meinung nur von systemen unterdrücken, aber nich von seps....grins
P.S. was hatt eine währungsreform damit zu tun das dadurch das land geteilt wurde und die ostmark auch erst später als die d-mark kam? siehst du eigentlich wie verblendet du bist?....lach dich aus....und tschüss

Hogjaw, 19. Juni 2013, um 07:45

und ... wieder nüchtern?

Seb1904, 19. Juni 2013, um 07:47

Ach lass mal, Hog, der Dirk kennt einen, der einen kennt, der.....

Der kann mitreden!

Stoni, 19. Juni 2013, um 09:07

Als sich die zwei grossen Blöcke heraus kristallisierten, wurde die Aufteilung D als schwacher Spielball zwischen den Mächten unausweichlich ... eine Schuldfrage erübrigt sich.

neuerhotte, 19. Juni 2013, um 09:29

Das sehe ich genauso,
dieser 'schwache Spielball' hat doch außerdem alleine zu verantworten das es dazu kam bzw er hat sich selbst dazu gemacht, es war eine logische Folge was mit diesem passierte.
Jetzt immer und immer wieder auch noch nach so vielen Jahren andere in irgendeiner Weise dafür anzuklagen (egal wen auch immer) halte ich für sehr merkwürdig und das wird kaum jermand verstehen weltweit und bei uns nur gewisse Leute, die ewig gestrigen eben.

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