Unterhaltung: "Sitzenbleiben"...ja oder nein?

Ex-Füchse #17674, 18. Februar 2013, um 16:14

Was Kunst betrifft:

Dahinter steckt ja nicht nur Theorie sondern auch die Schulung diverser Fertig- und Fähigkeiten.
"Kunst" bedeutet ja nicht nur sich olle Schinken anzusehen, bzw. nachzumalen.
Ich sehe einen ordentlichen Kunstunterricht durchaus als eine Basis für ein späteres Studium (ob jetzt 'Design', 'Architektur' oder sonstiges).

Ex-Füchse #17674, 18. Februar 2013, um 16:15

Und:
So ein bisschen Basiswissen über Farblehre kann nie verkehrt sein, taugt auch für den Alltag ;-)

CaptainHook, 18. Februar 2013, um 16:19

ich liebe auch Musik, und finde auch Malerei schoen, aber das selbst zu erlernen empfand ich als Buerde.....Wahlfaecher frueher wuerden da schon helfen. Durch den fruehen Einsatz von Wahlfaechern und Foerderkursen kann man auch an Gesamtschulen den Leistungsgedanken pflegen, ich seh da keinen Widerspruch. Sitzenbleiben muss moeglich sein, auch wenn es sicher das letzte Mittel ist. Aber es schuetzt auch das Kind/Jugendlichen davor sich dauerhaft als minderwertig zu fuehlen, wenn es mit dem Stoff nicht klar kommt. Ohne ein bisschen Konsequenz, passiert bei vielen halt nix...

boomer01, 18. Februar 2013, um 16:23

wer damals bei uns in der klikke nicht einmal wiederholt hatte, war eh allen anderen ein wenig suspekt

Ex-Füchse #17674, 18. Februar 2013, um 16:25

Was übrigens Bildung im Allgemeinen betrifft:

Ich bin eine fanatische Anhänger des fächerübergreifenden Unterrichts. Die Unterrichtsinhalte sind nicht immer eindeutig zu trennen und können teilweise aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden.

Nehmen wir einmal das Beispiel Baumwolle:
Erdkunde-Unterricht: klimatische Bedingungen zum Wachstum
Biologie: Aufbau der Pflanze, Besonderheit der Faser,
Kunst/Textil: welche Textilien bestehen aus Baumwolle, wo werden sie außerdem verwendet, Materialeigenschaft. Praxis: Patchworkarbeiten aus Stoffresten
Geschichte: Wann wurde die Baumwolle in Europa bekannt, wie kam sie hierher?
Ethik: Sklaverei in Amerika
Mathe: Berechnungen zum Thema Baumwolle. Wieviel Platz (oder auch Wasser) wird benötigt um eine Tonne Baumwolle herzustellen.
Arbeitslehre/Wirtschaft: Handel mit Baumwolle - Export/Import....

Ex-Füchse #17674, 18. Februar 2013, um 16:27

(Zum Sitzenbleiben sag ich gleich auch noch was...)

boomer01, 18. Februar 2013, um 16:28

deutsch
baumwolle nach 3 jahren fehlerfrei schreiben

Schelmut, 18. Februar 2013, um 16:30

Du hast den Sport vergessen:
Kann man in Schuhen aus Baumwolle schneller rennen als in diesen neumodischen Plastiktretern?

;)

Dag, 18. Februar 2013, um 16:42

für mich fängt Bildung, Erziehung, Förderung schon sehr viel früher an, okay liegt an meinem Beruf.
Leider werden immer mehr Leistungen, Bildungschancen zunichte gemacht mit unserer Streichpolitik.
1,5 Erzieherstellen mit 25 Kindern in der Gruppe ab 3-6 Jahre.
Ab 2-6 Jahre hast du 2 Erzieherinnen in der Gruppe und bis jetzt dann etwas weniger Kinder BIS JETZT!
Das neue Kinderförderungsgesetz spricht eine andere Sprache und soll ganz schnell auf den Weg gebracht werden. Die Verschlechterungen alle aufzuschreiben würde den Rahmen sprengen.
Nur so viel es sollen geeignete Kräfte eingestellt werden, die nicht über eine Erzieherausbildung verfügen.

Somit landen dann immer mehr Kinder mit immer weniger Sozial und Lebenskompetenzen in den Schulen und damit die Gefahr, dass die Schere immer mehr auseinander geht.
Solange bei unseren späteren "Leistungsträgern" immer wieder kalt lächelnd gekürzt wird, solange werden wir nie die z.B skandinavischen Länder an Bildungsstand und lebenskompetenzen einholen.
Unser veraltetes und teilweise völlig mit unnötig vollgestopften Lernstoff Schulwesen würden neue Ideen gut tun, bitte keine Schnellschüsse wie G8 ohne den Lehrplan durchdacht, entmüllt und ergänzt zu haben, hier in Hessen gehen viele Schulen wieder zu dem alten Abi zurück.
Ich würde mir wünschen das jede Klasse Lehrerteams hätte ( doppelt besetzt) um vereinzelt, gemeinsam zu fördern.
Solange die Wirtschaft das Geld in den Arsch geblasen bekommt, aber an den Kindern gespart wird, sehe ich schwarz und die Förderung der Eltern ihrer Kinder daraus die resultierende Konsequenz.

boomer01, 18. Februar 2013, um 16:49
zuletzt bearbeitet am 18. Februar 2013, um 16:49

wenn die intrinisische motivation fehlt kannst du foerderangebote machen wie du willst...

Ex-Füchse #17674, 18. Februar 2013, um 16:57

Genau das ist der Knackpunkt!

CaptainHook, 18. Februar 2013, um 17:29

ist sicher mit das wichtigste, aber nicht jeder vermag so viel er auch will, das zu erreichen, was fuer einen anderen ein leichtes zu sein scheint. Auf deutsch: nur weil ich will, werde ich sicher kein Einstein oder Talentfrei, umgekehrt fehlt mir der Wille, werde ich es kaum zu irgend etwas nuetzlichem (im Sinne des Leistungsgedanken) bringen...

Doc_Jule, 18. Februar 2013, um 17:32

zu der Frage, warum ich Musik als Unterrichtsfach wichtig finde:
1. es gibt eine Untersuchung (aus der Schweiz?), die einen Zusammenhang zwischen dem aktiven Musizieren auf einem Instrument und der Leistung in Mathematik belegt, klingt komisch, ist aber wahr
2. Gemeinsames Musizieren steigert das Zusammengehörigkeitsgefühl, und da kann zum Beispiel auch jemand mal glänzen, dem es ansonsten schwer fällt
Meine Idee dazu wäre, in den Klassen 1-4(-6) ein Klassenorchester zu bilden, zunächst vielleicht nur mit leicht für jeden Schüler zu erlernenden Blockflöten, später dann mit Instrumenten eigener Wahl. Im Unterricht kann ein Stück gemeinsam geprobt oder später mittels Musiktheorie sogar ein eigenes Werk geschaffen werden. So ein gemeinsames Projekt stärkt den Zusammenhalt, weil jeder einzelne wichtig ist, zudem verschafft es auch ein gemeinsames Erfolgserlebnis.
In den höheren Klassen sollte dann Musik allerdings nur noch Wahlfach sein.

Stoni, 18. Februar 2013, um 17:39

Mir graust es vor Euren Streichlisten ... Geschichte, Gemeinschaftskunde, Kulturelle Fächer ... alle freiwillig (!) ... genau das bringt die Fachidioten ohne eigene Persönlichkeit, die nichts mehr überblicken ...
Oder Mathe weg in 12/13 ... wie in NRW der 80er ... man braucht das ja nicht ... ich habe da in Münster BWL studiert ... die ersten beiden Semester waren davon geprägt, die Vorlesungen gegen den Lärmpegel aufrecht zu erhalten, weil die Hälfte nicht mal wusste, was eine Ableitung ist ... Wachstumskurven ... die mussten erstmal 1 Jahr Mathe nachholen ...

Doc_Jule, 18. Februar 2013, um 17:49

Michael, nicht streichen, sondern fächerübergreifend vermitteln, darum ging es. Im Felus Beitrag wird das ganz schön anschaulich....
Weil sie keine Bezug zu irgendeiner Lebensrealität der Kinder und Jugendlichen haben, sind doch Fächer wie Geschichte oder Geografie am unteren Ende der Beliebtheitsskala angesiedelt, und was nicht interessiert, bleibt auch nicht im Gedächtnis.
Wenn es aber gelingt, eine Verknüpfung zur heutigen Situation herzustellen, kann das Interesse geweckt werden. Insofern halte ich es für sinnvoll, diese Fächer in ein Fach "Gesellschaftskunde" zu intergrieren und das Interesse beim einen oder anderen zu wecken, sich mit der speziellen Wisssenschaft in einem gesonderten Kurs näher auseinander zu setzen.

CaptainHook, 18. Februar 2013, um 17:52

die Schule soll schon auf Beruf vorbereiten, in diesem Sinne wird eine mit dem Alter fortschreitende Spezialisierung unvermeidbar. Es ist auch wichtig, dass Jugendliche selbststaendig lernen ihre Zukunft zu planen. Die Freiheit und Verantwortung dazu, liegt zu einem grossen Teil in der Auswahl ihrer Faecher. Daneben hat die Schule einen Nebenauftrag Bildung im allgemeineren Sinne zu betreiben...deswegen muss sich das nicht alles widersprechen... Warum soll sich jemand mit Mathe quaelen, wenn er nicht moechte? Wenn er dann Physik oder Chemie studieren will, wird er sowieso schnell aussortiert...den Auftrag die Eingangsvorraussetzungen (nicht nur an den Notenschnitt) anzupassen, kann man auch an Hochschulen weiterleiten..

Doc_Jule, 18. Februar 2013, um 17:54

Beispiel:
Wir leben in einer Demokratie. Was bedeutet das? Woher kommt der Begriff? War das hier schon immer so? Ist es überall auf der Welt so? Schon diese wenigen Fragen bieten eine Möglichkeit für unendliche Anntworten und Ausflüge in Geschichte und Geografie

Ex-Füchse #365, 18. Februar 2013, um 17:55

Dass ich dem Captain mal voll zustimme ist ja auch nicht selbstverständlich, aber hier ist es der Fall.

Basti1909, 18. Februar 2013, um 17:58
zuletzt bearbeitet am 18. Februar 2013, um 18:01

Interessantes Thema. Was ihr alles zum Schulsystem geschrieben habt, ist sicherlich in der Entwicklung eines Schülers sehr wichtig. Intelligente Mitschüler, engagierte Lehrer und ein Lehrplan, der Interesse weckt und dabei alles Notwendige abdeckt, was später zu einem Wissenstand führt, mit dem man sich weiter spezialisieren oder direkt ins Berufsleben einsteigen kann führen ganz entscheidend zur Qualifikation des Schülers bei.

Mindestens genauso wichtig ist allerdings das private Umfeld, welches sich anfangs fast ausschließlich aus der Familie und später aus Freundeskreis und Sportverein und anderen Freizeitvereinigungen speist. Dabei steht der Familie die wichtigste Rolle zu, denn sie ist es, welche in der Anfangsphase das Kind zu einem wissbegierigen Kindergartenkind und später zu einem interessierten Schüler führt. Natürlich kann trotz toller Vorgaben ein Kind (in der Pubertät) vom gewünschten Weg abkommen aber meistens schaffen es die Kinder aus einem solchen Umfeld.

Ich erlebe es tagtäglich, wie anstrengend es ist, mich ernsthaft mit meinen Zwillingen zu beschäftigen. Ich kann vollkommen nachvollziehen, dass man nach der Arbeit irgendwie Ruhe sucht und einen bequemeren Weg (TV anschalten) geht. Da ich es selbst so erleben durfte, gebe ich es meinen Kindern halt weiter. Wäre das nicht so gewesen, würden evtl. meine Kinder zuhause nicht so begleitet.

Zurück zum Thema: Ein Kind, welche das private Umfeld nicht hat, wird selten von einem noch so tollen Schulsystem aufgefangen werden. Die Schulen sind meiner Erfahrung nach schon auf dem richtigen Weg. In den Kindergärten hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan. Aber das scheint regional unterschiedlich zu sein. Wir hatten drei junge engagierte Erzieherinnen pro Gruppe (10-14 Kinder).

Dag, 18. Februar 2013, um 18:10

nur mal kurz zur eigenen Motivation, wenn Kinder nicht genügend Möglichkeiten gegeben werden, neue Erfahrungen zusammeln, auszuprobieren, zu scheitern, zu glänzen, Spaß am neu entdecktem zu haben, wenn nur noch 0/815 betreut wird, dann bleibt Neugierde, Spaß und Motivation auf der Strecke

CaptainHook, 18. Februar 2013, um 18:12

deswegen muessen sich (wie Basti schon erklaert hat) zu allererst die Eltern und das direkte Umfeld (Vewandten, Freunde) an die eigene Nase fassen...

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