Oh, nein! Jetzt spürte er so ein widerliches Kribbeln in der Speiseröhre! Wenn Sander jetzt nicht die Fesseln löste, würde er ihm auch noch auf seine hochglanzpolierten Lackschuhe kotzen! Jonny erinnerte sich an den Magen-Darm- Virus von letzter Woche! Das war ein Kindergeburtstag im Vergleich zu diesen Krämpfen. Zog da gerade sein Leben wie ein Film an ihm vorbei?

Obwohl..Viren und Bakterien konnte eigentlich nicht der Auslöser für Johnnys Übelkeit sein. Er hatte fast einen Liter Sagrotan geschluckt, das konnte kein Krankheitskeim überlebt haben.
Doch nun drängte der Mageninhalt nach draußen und Johnny spuckte einen großen Schwall Sagrotanbrühe auf Sanders Schuhe und den gefliesten Fußboden.

( wenn wir weiter so intensiv die Szenen beschreiben, dauert der Roman in Echtzeit 5 Minuten :-) )

"kannst du nicht aufpassen" schrie Sander den armen Jonny an "du ruinierst mir meine Karl Lagerfeld Markenschuhe, hast du überhaupt ne Peilung, was solche Dinger kosten ? bestimmt nicht, du in deiner kleingeistigen Dokowelt, kennst doch nichts weiter als Schweine, Dullen und komisch aussehende schwarze und rote Damen".
"So redest du nicht mit mir" konterte Jonny mutig, das Erbrechen der ekelkigen Jauche hatte ihm Erleichterung verschafft und er fühlte sich schon viel besser, auch hatten die Darmkrämpfe nachgelassen. Allerdings merkte er, dass es sich in seiner Hose warm und feucht anfühlte. Nur gut, dass er seine feuchtigkeitsundurchlässige Trainingshose trug und der Geruch der Sagrotanweinkotze den Gestank der aus seiner Hose drang überspielte.

Durch diese sehr intensiven Gerüche wurde sein Hirn jedoch stark angeregt und er konnte plötzlich wieder ganz klar denken. Das war schon immer so gewesen, die geilsten Einfälle kamen ihm, wenn es um ihn herum stank.
Genau, nun erinnerte er sich wieder wo er den Replikator zuletzt gesehen hatte.

Er hatte sich in der gestrigen Doko -Runde nämlich des öfteren gefragt, ob er sich täuschte, oder tatsächlich mehr als zwei Dullen in einigen Spielen gesehen hatte. Allerdings führe er dies auf seinen nicht unerheblichen Alkoholspiegel zu fortgesxhrittener Stunde zurück und hatte deshalb lieber geschwiegen, um sich nicht zum Gespött zu machen

So einmal komlett von innen durchgespült fiel Jonny das Denken wieder leichter: Klar, sie hatten mit bis zu einem Dutzend Dullen gespielt, bis dieses heiße Geschoss in Sebs Kneipe auftauchte! Sie steuerte direkt auf Jonny zu, bestellte zwei Drinks und stieß mit ihm an! ....wieder wirds nebelig in Jonnys Kopf.......ein Wackeldackel auf einer Hutablage, daneben eine Autoklopapierrollenhäkelmütze......was war noch passiert, welche Hutablage war das? ...eine Rücksitzbank...und der Replikator....

"Das hätte dir wohl gepasst, du Bauernfänger", grinste Sander ihm entgegen. "Warum sollten mich die Bullen wegen einer geklauten Alten abknipsen?"

sry, schon wieder Überschneidungen, bei mir stand Sander noch vor der Tür ;P

"Was ist jetzt?"Sander stiess ihm gegen die Schulter. "Wie bekomme ich meine Kohle von dir? Wie ich Dein erbärmliches Leben kriege weiß ich ja." "Wie wäre es, wenn wir nach Berlin fahren?" fragte Jonny stirnrunzelnd. "warum habe ich das Gefühl, daß Du mich verarschen willst, mein lieber Jonny?" "Vielleicht weil das alle machen?" Der Schlag in den Magen traf ihn unvorbereitet und brachte die Übelkeit zurück. "Bloß nicht frech werden, Freundchen!" schrie Sander während er die Fesseln löste. "Steh auf Du Arsch, wir haben ne kleine Reise vor." Jonny sah ihn an. "Darf ich vorher noch duschen und mir saubere Sachen anziehen?"
Kapitel 2
"So ein riesen Polizeiaufgebot für so ein kleines Ding!?" Sander linste ungläubig über den Kotflügel ihres Fluchtwagens, während 3-4 Kugeln knapp an ihm vorbei rasten und in die Wand hinter ihnen einschlugen. "Ich sagte doch, das Teil ist ne Menge wert." sagte Jonny. Sie hatten schon einige Dinger zusammen gedreht, aber er konnte sich nicht daran erinnern, daß es jemals so brenzlig gewesen war. Um genau zu sein waren sie gut in ihrem Job und konnten sich auf ihre Informanten bedingungslos verlassen. Warum diesmal alles bei der Flucht schiefgegangen war vermochte er nicht zu sagen. Der Bruch an und für sich verlief reibungslos. Rein und den Replikator schnappen war kein Problem gewesen. Nur die Flucht verlief alles andere als geplant. Plötzlich standen unzählige Polizeibeamte um das Gebäude verteilt. Besonders viele dort, wo sie die Laboratorien der Fuchsstich GmbH verlassen wollten. Wurden sie etwa verpfiffen? Sander schoss ein Magazin seiner 9mm in Richtung der Streifenwagen leer. "Kommen sie mit erhobenen Händen raus! Das Gebäude ist umstellt! Sie haben keine Chance!" tönte es kurz darauf von dort. "Leck mich!" stieß Sander hervor und schoss das nächste Magazin leer. "Aufgeben ist wohl nicht drin, oder?" fragte Jonny schmunzelnd. Sander war schon immer der erbarmungslosere. Aber das gefiel Jonny im Moment nicht so richtig. "Wie wollen wir denn hier raus kommen?" fragte er. "Woher soll ich das wissen? Du bist das verdammte Genie hier!" fauchte Sander zurück. "Vielleicht geht es aber hiermit?" Das war wohl keine Frage. Denn schon flog der kleine Sprengsatz den Sander eben noch in der linken Hand hielt Richtung Polizei. Er landete 1m vor einem Streifenwagen und explodierte. "Das war keine gute Idee." raunte Jonny ihn an. Kaum ausgesprochen hagelte es Kugeln. Hunderte schlugen in den Wagen oder in der Wand ein. Eine traf Sander am Oberschenkel. Mit schmerzverzerrten, wütendem Gesicht stieß er einen undefinierten Schrei aus und schoss schier endlos auf die Gesetzeshüter. In seiner Wut übersah er die Granate, welche unaufhaltsam auf ihn zu rollte. Keine 2 Meter von dem Fluchtwagen entfernt explodierte sie. Das Auto wurde durch die Wucht der Explosion ruckartig um einen Meter auf sie zu gestoßen und ein Flammenball umhüllte Sander. "SANDER!!!!" brüllte Jonny.......Jonny schreckte aus seinem Schlaf hoch."Na, Alpträume?" Sander sah ihn hämisch an. "Hast du auch allen Grund zu. Besonders wenn du wissen würdest was ich alles mit dir anstellen werde, wenn ich meine Kohle erst mal habe!" "Wo sind wir?" fragt Jonny und ignorierte die Drohung. "Der Zug fährt gerade in den Berliner Hauptbahnhof ein. Ich warne Dich, Jonny! Keine Spielchen!" Der Zug kam zum Stehen und sie stiegen aus. Auf dem Bahnsteig sah sich Jonny erst einmal ratlos um. "Kommen sie zum Berliner Hauptbahnhof" hatte die geheimnisvolle Stimme am Telefon gesagt. Hier war er jetzt. Und nun? Sander würde in den nächsten Sekunden ungeduldig werden und ihn fragen wo es jetzt hingeht. "Mr. Topside?" Jonny hätte die Stimme fast nicht erkannt. "Ja?" sagte er, während er sich zu der Stimme umdrehte. Und dann sah er in die wohl tiefsten blauen Augen, die er jemals zuvor gesehen hatte.

Der Mann, den alle nur die Nudel nannten, stand im Schatten des Spandauer Bahnhofs und beobachtete das Gewimmel, das sich wie üblich bildete, wenn die Passagiere einen Zug verliessen.

Er zog den Mantelkragen etwas zusammen und sog den Rauch der Zigarette tief ein, wobei er darauf achtete, dass die Glut von keinem der Menschen in seinem Umfeld wahrgenommen wurde - verdammt, seit sie diese Raucherbereiche auf den Bahnhöfen eingeführt hatten, war es immer schwerer geworden, seinem Laster nachzugehen, während man verdammt war, sich die Beine in den Bauch zu stehen.

Seinen Nickname kannten nur wenige Eingeweihte, und die hätten niemals ein Wort über die Enstehungsgeschichte verloren. Die Passanten, die links und rechts an ihm vorbeieilten, hätten sicherlich einen größeren Bogen um ihn geschlagen, wenn sie geahnt hätten, dass sie in der Nähe eines Mannes waren, dessen Fertigkeit darin bestand, aus nahezu allem eine tödliche Waffe zu machen und der seinen Ruf dadurch begründet hatte, dass er einem Angehörigen der napolitanischen Mafia mit einer schier unmenschlichen Präzision eine rohe Makkaroni so brutal ins linke Ohr gerammt hatte, dass dieser binnen weniger Sekunden tot zusammenbrach.

Er erstarrte: Da waren sie, Sander und Topside. Aber wer war die Rothaarige, die sich den beiden in den Weg gestellt hatte?

Jahrelang hatte er Topside beobachtet. Seit dem Raub des Replikators, bei dem sie Cohen geschnappt hatten. Wie zum Teufel konnte Topside damals entkommen. Das spielte jetzt aber keine Rolle mehr. Als sie Sander aus dem Knast entlassen mussten wußte er, dass er Topside aufsuchen würde. Schließlich war es seine Idee gewesen das Gerücht zu verbreiten, Topside hätte Cohen verraten um den Gewinn aus dem Verkauf des Replikators allein einzustreichen.Das dumme war nur, er hatte nicht herausfinden können wo dieser Replikator abgeblieben war. Topside mußte ihn behalten und versteckt haben. Eine andere Erklärung gab es nicht. Nichts Entgeht der "Nudel"!

Aber wer diese rothaarige, zugegebener Maßen, attraktive Frau dort war konnte er nicht sagen. Auch hatte er keinen Schimmer was in der Wohnung von Topside geschehen war und warum er jetzt verdammt nochmal in Berlin stehen mußte. "Scheiß Technik," murmelte er,"wenn es darauf ankommt versagt sie."

Ein leises Räuspern hinter seinem rechten Ohr machte der Nudel klar, dass sein Partner aufgetaucht war.
"Wie sieht's aus?", fragte der leise.
"Nun, du weisst ja, wie's ist", brummte er und schnippte die Kippe in die Handtasche eines alten Mütterleins, die gerade den Nahverkehrszug auf dem Nachbargleis erklomm. "Man sagt, ja mir entgeht nichts."

Er drehte sich halb um und sah in das unbewegte Pokerface des Bildchenwerfers. Seinen wahren Namen hatte er nie erfahren, aber er wusste nur zu genau, welche Geschichte sich um dessen Namen rankte. Mithilfe einer speziell präparierten Ossi-Dulle und einer ohne Ansage oder Zögern auskommenden Wurftechnik hatte es dieser nämlich zu unbestrittener Meisterschaft darin gebracht, anderen mit einer gut gezielten Spielkarte den Kehlkopf zu zertrümmern.

"Siehst du die Rothaarige da unten, die mit den blauen Augen? Das ist ne Perücke, jede Wette. Mir entgeht nichts."

"worüber sprechen sie?""Das sind 150Meter die zwischen uns liegen. Und das auf einen sehr belebten Bahnhof. Man nennt mich nicht Die Nudel weil ich besonders gut hören kann!" "Ja, ja schon gut, ich dachte nur du weißt mal wieder mehr als ich."Wie Bildchenwerfer es zur Spezialeinheit des BKA schaffen konnte war Nudel ein Rätsel.

"Mr. Topside, ich bin diejenige, die sie gestern angerufen hat. Ich hoffe sie haben den Replikator mitgebracht." "Moment,"fuhr Sander dazwischen, "was heißt hier mitgebracht? Ich wußte Du willst mich verarschen, Jonny! Du sagtest hier in Berlin bekomme ich meine Kohle. Wenn hier nicht so viele Leute wären, würde ich dir auf der Stelle eine Kugel durch den Kopf jagen und deiner kleinen Freundin auch!" Was dann geschah konnte sich Jonny nicht erklären. Er hörte Sander nur noch röcheln und Sekundenbruchteile später lag er auch schon am Boden. Seine geheimnisvolle Anruferin stand auch plötzlich neben ihm und sah verächtlich auf Sander herab der sich wimmernd an den Hals griff! "Ich hatte gedacht sie würden allein kommen, Mr. Topside!? Aber das Problem scheint jetzt gelöst. Kommen sie. Erklärungen gibt es später. Wir dürfen nicht zu lange an einem Ort verweilen!" "Wer sind sie?" fragte Jonny sichtlich verwirrt. "In meinen Kreisen nennt man mich Luschenqueen. Das warum tut jetzt nichts zur Sache. Kommen sie!" "Aber wir können Sander nicht einfach hier liegen lassen." "Ihr Freund wollte sie gerade eben noch abknallen. Lassen sie ihn liegen, man wird sich schon um ihn kümmern. Kommen sie, wir erregen Aufmerksamkeit!"

"Und nun lass uns abhauen!"
Zögernd sah sich Johnny erneut nach dem keuchenden Sander um, der inzwischen blau angelaufen war. Ein paar Passanten hatten sich zu ihm gesellt und riefen aufgeregt durcheinander: "Ein Arzt, gibt es hier einen Arzt?" "Feuerwehr, ruf doch mal jemand einen Rettungswagen, verdammt nochmal."
"Nun los, lass uns verduften, ehe hier jemand merkt, dass ich meinen Voodoozauber angewandt habe."

Nudel stand ungläubig dreinblickend mit offenen Mund da. Die Zigarette, die er sich gerade eben noch angesteckt hatte viel aus seinem Mundwinkel zu Boden. "Hast du das gesehen, hast du das gesehen?" schrie Bildchenwerfer. Nudel hatte unwillkürlich das Bild eines kleinen Äffchens im Sinn, das aufgeregt um eine Drehorgel tanzte und um ein Leckerchen bettelte. Spezialeinheit des BKA, schon klar. Er legte ihm die Hand mit sanften Druck auf die Schulter und sagte:" Beruhige Dich, ich habs ja gesehen." aber wenn er ehrlich sein sollte, konnte er garnicht sagen was er gesehen hatte. Eben stand Cohen noch auf seinen Beinen, dann stand die Rothaarige plötzlich neben ihm deutete irgendwas mit den Fingern und er sank röchelnd zu Boden. Und jetzt wollten sie und Topside verschwinden. "Los jetzt, reiß dich zusammen. sie entkommen uns noch." und schon spürte er das Jagdfieber.

Jonny riss sich zusammen. Schließlich wollte Sander ihm vor wenigen Augenblicken noch eine Kugel durch den Kopf jagen. "Wo wollen wir denn hin?" fragte er. "Am Hintereingang wartet mein Chauffeur in meinem Wagen. Er bringt uns erst einmal zu einem Anwesen ausserhalb der Stadt."Während sie eiligen Schrittes den hinteren Eingang des Bahnhofs ansteuerten rasten tausend Gedanken durch Jonny`s Kopf. Klar, er hatte in seiner Vergangenheit ein durchaus aufregendes Leben gehabt, aber was in den letzten 2 Tagen passiert ist......und der Tag heute war noch nicht vorbei.Wenn das so weiter.......Abrupt hielt er in seinen Gedanken inne. Folgten diese seltsamen Vögel ihnen? Er hatte den einen zu Beginn ihrer Flucht bemerkt, wie er aufgeregt im Raucherbereich auf sie deutete. Aber das hatte er den vorangegangenen Ereignissen zugeschrieben. Jetzt war ein zweiter Kerl bei ihm und sie blickten beide in ihre Richtung."Lauf schneller!" sagte er der Luschenqueen. "Sieht so aus als würden wir verfolgt."Sie steigerten ihr Tempo, iher Verfolger aber auch.

Und da hatte Luschenqueen endlich den rettenden Einfall: Hatte sie nicht gestern noch beim Dokoturnier den vorletzten Platz gemacht und eine Banane gewonnen? Und hatte sie die nicht zusammen mit der Luschen-Kreuz-9 völlig entnervt in ihrer Jackentasche verschwinden lassen? Wie gut, dass sie gestern so verflixt schlechte Blätter bekommen hatte... nicht auszudenken, wenn sie unter den ersten drei Plätzen gewesen wäre und die Preisgelder gewonnen hätte... oder womöglich den letzten Platz und die rote Laterne. So konnte sie nun die Banane aus ihrer Jackentasche ziehen, sie in vollem Tempo schälen - Jonny dachte, er sehe nicht richtig und wollte schon an ihrem Verstand zweifeln - und in gekonntem Bogen über ihren Kopf nach hinten werfen.