Unterhaltung: Feiertage anderer Religionen - schulfrei oder nicht?

Ex-Füchse #17674, 28. Oktober 2012, um 15:59

Ich erzähl euch mal eine wahre Begebenheit, die sich vor etwa fünf Jahren ereignet hat.

Beteiligt daran waren 5 oder sechs Schüler unsere Schule.
Sie klingelten beine einer alten Dame und verwüsteten ihre Wohnung. Sie urinierten in die Ecke und zündeten ihren Wellensittich mithilfe einer Deo-Sprühdose an.

Zudem haben die Schüler (sie waren zwischen 11 und 14!) die alte Frau geschlagen und getreten.

Ich glaube das meint Jule mit Verrohung.

Zwei der Jungs haben auch Amseln auf dem Schulhof die Beine abgerissen oder Tauben Hälse verdreht...

Und so jemanden muss man unterrichten....

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 16:04

Na, da haste ne Aufgabe.

sashimi, 28. Oktober 2012, um 16:06
zuletzt bearbeitet am 28. Oktober 2012, um 16:08

was ist soziale Kälte, irgendwie kann ich den Begriff nicht zuordnen.
Felu, ich bin damals ganz bewusst nicht Lehrerin geworden und bin heilfroh (im Nachhinein ist man ja auch schlauer) mich so entschieden zu haben. gräuliche Geschichten, die du da erzählst.

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 16:12

@sash
ich verstehe unter "soziale Kälte" folgendes:
Früher kannte man sich in der Nachbarschaft half sich, und Familien waren häufiger intakt, ich finde, die Gesellschaft entwickelt sich immer mehr zu Einzelkämpfern oder Kleinstgruppen, wobei auf die Bedürfnisse anderer keine Rücksicht mehr genommen wird....Eltern werden oft ihrer Erziehungsverantwortung nicht mehr gerecht, erfahren aber auch keine Hilfe mehr von älteren Verwandten durch das Verschwinden von Großfamilien...

Ex-Füchse #17674, 28. Oktober 2012, um 16:14

Nunja, es gibt ja auch durchaus Positives!

Und ich glaube schon, dass man als Lehrperson die Entwicklung von Jugendlichen beeinflussen kann.

Die Frage nach sozialer Kälte:
Gar nicht so einfach....
Zunehmend muss jeder in der Gesellschaft selbst schauen wie er überlebt. Die Zeiten werden härter, der Wunsch nach Konsum steigt.
Bei den Kids bist du nur dann Jemand, wenn du die neueste Playsi (so nennen sie 'liebevoll ihre Playstation) oder ein tolles Smartphone hast.

Die Eltern meiner Schulform stellen ihre Kleinen mit materiellen Dingen zufrieden, oder soll ich sagen ruhig?
Gemeinsame Unternehmungen, Spielabende, Märchen vorlesen gibt es nicht.

Ex-Füchse #17674, 28. Oktober 2012, um 16:16

Um den Bogen zu schlagen:
Mit einem religiösen Rahmen komme ich da erst einmal nicht so weit...

sashimi, 28. Oktober 2012, um 16:17
zuletzt bearbeitet am 28. Oktober 2012, um 16:20

Danke für die Erläuterung, jetzt ist es klarer für mich.
Keine gemeinsamen Unternehmungen, bow , hm keine Wunschkinder, irgendwie versteh ich das nicht.

Ex-Füchse #365, 28. Oktober 2012, um 16:23
zuletzt bearbeitet am 28. Oktober 2012, um 16:25

Ich glaube, Ihr idealisiert das "Früher" ein wenig.
Natürlich sind solche Dinge, wie Felu sie schildert grässlich und absolut abzulehnen.
Natürlich ist es erschütternd, wenn in Berlin heute ein junger Mann beerdigt werden muss, der vor 2 Wochen von ein paar anderen jungen Männern auf offener Straße totgeschlagen wurde.
Aber ich bin sicher, ähnliche Taten gab es auch schon vor 20,30, 50 oder 100 Jahren.
Die heutige Jugend ist nicht verrohter als die Jugend früherer Jahrzehnte, da bin ich tatsächlich der selben Ansicht wie Sprachlos.
Ich hatte z.B. vor inzwischen 35 Jahren in meiner Abendschulklasse einen Mitschüler (damals etwa 25 Jahre alt), der hat seine Katze, die ihm lästig war, angezündet und verbrannt. Später landete der Typ dann übrigens bei der AAO-Kommune und predigte freie Liebe.
Und was ist mit den staatlich verordneten Rohheiten und Grausamkeiten der 30er und 40er Jahre (ja, ich meine den Holocaust)?
Natürlich will ich kein einziges der heutzutage stattfindenden Rohheitsdelikte beschönigen oder banalisieren, aber es sind definitiv keine Erscheinungen, die (nur) für unsere heutige, säkulare Gesellschaft kennzeichnend sind. Es hat sie immer gegeben, aber es liegt an uns, sie zurück zu drängen.

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 16:24

@Felu
meinst du nicht, dass die Eltern deiner Schüler mit ihren Kindern einfach nur das selbe tun, was die Gesellschaft mit ihnen selbst macht, Stichwort "Brot und Spiele"??

Ex-Füchse #17674, 28. Oktober 2012, um 16:29

Jetzt muss ich verständnishalber mal nachhaken:

Meinst du damit, dass - bedingt durch Werbung -Konsumwünsche entstehen, die befriedigt werden und damit als 'Ersatz' für andere, soziale Dinge dienen?

Ex-Füchse #17674, 28. Oktober 2012, um 16:29

Also praktisch vom Staat auch so gewollt...

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 16:30

Ja, es is so gewollt

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 16:34

@Eva,
die Gräueltaten in Kriegen und Diktaturen sind glaube ich, ein anderes Thema, da wird ja zunächst ein "Feindbild" geschaffen und in den Köpfen verankert, und damit gezielt die Hemmschwelle herabgesetzt.
Aber was treibt vermeintlich "ganz normale" Heranwachsende, wie in Felus Beispiel, zu so einer Tat? Und bist du sicher, dass so etwas vor etwa 50 Jahren genau so stattgefunden hätte? Ich sagte ja schon, einzelne Soziopathen, wie deinen Katzenverbrenner, gab es immer, aber diese Form von gezielter Gewalt gegen Wehrlose wird zunehmend in den Kreisen sozial verwahrloster Jugendlicher "gesellschaftsfähig".....und es wird mehr, nicht zuletzt auch, weil es durch die Medien bekannt gemacht wird und Nachahmer findet....

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 16:34

@Felu
genau das meinte ich.....

Ex-Füchse #17674, 28. Oktober 2012, um 16:35

Das sehe ich auch so, wollte nur bei Jule nachfragen, ob sie es AUCH so meinte. ;-)

sprachlos, 28. Oktober 2012, um 16:38

@
Doc_Jule

hast für deine these,
der verrohung, irdendwelche zahlen.
oder ist das ein bauchgefühl von dir.

diese sicht ist auch nicht neu.

mfg

Ex-Füchse #17674, 28. Oktober 2012, um 16:39

Das Problem bei den Jugendlichen sehe ich auch darin begründet, dass sie sich immer etwas neues, 'besseres', 'bizarreres' suchen müssen um sich von ihren Altersgenossen abheben zu können.

Welche Möglichkeit haben denn die Kids der 'unteren' sozialen Schichten?
Sie bekommen zu hören, dass sie doof sind und Zuhause erhalten sie auch keine Wärme.
Somit nehmen sie diese 'Rolle' sehr schnell an und spielen diese.

Wie aber kann man jetzt diesen Teufelskreis unterbrechen? Teufelskreis insofern, dass die heutigen Jugendlichen das Erlernte an ihre eigenen Kinder weitergeben werden.

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 16:55

Gib ihnen eine Zukunft, eine Perspektive.

Ex-Füchse #365, 28. Oktober 2012, um 16:59
zuletzt bearbeitet am 28. Oktober 2012, um 17:00

Jule, in Bezug auf KRIEGSgräuel magst Du recht haben, die gehören vielleicht tatsächlich in eine eigene Kategorie.
Aber der Holocaust m.E. nicht unbedingt. Die Grobheiten, Unterdrückungen, Ausgrenzungen, Brutalitäten gegenüber Juden und anderen Menschen, die den Nazis nicht in den Kram passten, begannen ja schon lange vor Kriegsausbruch. Und es beteiligten sich "ganz normale" Bürger daran. Schon kurz nach der Machtergreifung, wo die Indoktrination durch die Nazis eigentlich noch gar nicht wirklich greifen konnte, gab es die ersten Untaten. Ich will dieses Thema jetzt nicht allzu weit durchleuchten, das würde in der Tat zu weit weg vom Ursprungsthema führen.
Ich will eigentlich nur sagen, dass antisoziales Verhalten kein Ausdruck der heutigen Zeit ist. Das hat es leider immer gegeben.

@Noddy
Ja! Das wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 17:01

@sprachlos,
nein, ich habe keine Zahlen, es kann durchaus sein, dass der statistische Anstieg von Jugendgewalt nur "gefühlt" ist, weil es mehr Anzeigen und damit eine größere "Hellziffer" gibt und weiterhin eben auch durch die Medien mehr darüber berichtet wird..... trotzdem sollte man sich über die Ursachen Gedanken machen.....

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 17:03

Du merkst aber selbst was Du da von Dir gibst, Jule?

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 17:03

@Noddy
genau das ist der springende Punkt, eine Gesellschaft, die zulässt, dass Mitglieder "überflüssig" sind und ihnen das auch noch deutlich zeigt, darf sich nicht wundern, wenn diese die Werte dieser Gesellschaft für sich außer Kraft setzen...

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 17:04

jaja, ich hab ja schon zurück gerudert, is nu gut?

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 17:06

Nich wirklich, wir bewegen uns doch etwas über Stammtischniveau.

PapaSpagetti, 28. Oktober 2012, um 17:12

Zweierlei möchte ich in die inzwischen sehr breit angelegte Debatte werfen:

1. Die Rahmenbedingungen des Kapitalismus verschärfen weltweit die Kluft zwischen Arm und Reich und verändern nachhaltig das soziale Miteinander.

2. In unserem Land ist die Umstrukturierung der Kleinfamilie in den letzten 2 Jahrzehnten im wesentlichen abgeschlossen. Normalfall sind künftig (notwendig!) Doppelverdiener, Kinderbetreuung (oder -verwahrung?) im wesentlichen jenseits der Eltern und vieles mehr.

Auf diesem Hintergrund kann man die Rolle der Religion hoch und runter diskutieren, aber sicherlich verblassen ihre Botschaften und ihr Beitrag zum Wertekanon zusehends hinter aggressiven Parolen der Werbung und einer zunehmenden Verherrlichung von narzißtischen und egomanen Verhaltensweisen.

Für mich persönlich wird die Frage immer drängender, an welchen Stellen ich mich diesen Rahmenbedingungen verweigern kann.
Tatsächlich hat mich die Aufgabe der Kindererziehung häufig 'bei der Stange' gehalten, mich dieser Frage weiter zu stellen.
Ich muss allerdings gestehen, dass eine aktive, auf Veränderung abzielende Lebensweise in meiner Lebenswirklichkeit kaum noch stattfindet.

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