Unterhaltung: Feiertage anderer Religionen - schulfrei oder nicht?

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 17:12

alter Provokateur^^

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 17:18

wenn´s euch glüklich macht, ich habe eine Statistik gefunden, die sogar das Dunkelfeld einbezieht, aus der hervorgeht, dass die Gewaltdelikte bei Jugendlichen, ganz besonders deutlich in Hamburg und Kiel, sogar rückläufig zu sein scheinen und die zu dem Schluss kommt, dass der überwiegende Teil von Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen eine vorübergehende Phase ist, also ganz im Sinne von Noddy und sprachlos...
jetzt leg ich das Ruder aber beiseite und stell lieber den Link ein...
http://www.soziales-training.de/down/aktuelles/DFK_Gewalt_Jugend_Forschungs%C3%BCberblick.pdf...
vielleicht bin ich einfach in einer zu intakten Umgebung groß geworden, dass ich mich nicht an solche Sachen erinnern kann, mein Empfinden ist also subjektiv, mein Entsetzen über solche Taten wird damit jedoch nicht geringer...

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 17:21

Soweit wollte ich ja garnicht gehen, ich würde auch keiner Statistik glauben die ich nicht selbst gefälscht habe, zumal wenn Dunkelziffern berücksichtigt sind. :-)

sprachlos, 28. Oktober 2012, um 17:24

da hab ich richtig was zu lesen,
danke.

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 17:32

Schade, jetz wollte ich auf Dagger nochmal eingehen und nu is es wech.

akaSilberfux, 28. Oktober 2012, um 18:15

Schon seit Jahren ist die Zahl der ernsten Delikte rückläufig. In dieser Hinsicht wird die Jugend immer besser. Wenn man bei der Gesamtzahl berücksichtigt, daß illegale Downloads früher Radiomitschnitte und legal waren und eine vernünftige Drogen- und Ausländerpolitik wohl die Hälfte der restlichen Delikte vermied, sind wir auf einem guten Weg.

In meiner Erfahrung war der Ethikunterricht so, daß man eine Art Religions- und Philosophie-Powerpoint-Präsentation erlebte. Die vielen unterschiedlichen Religionen, Weltanschauungen und Philosophien wurden angerissen. Mehr Zeit war schlicht nicht. Das Fach ist dennoch positiv bei mir besetzt.

Religionsunterricht bleibt wichtig und auch an öffentlichen Schulen sinnvoll.

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 20:15

meiner Auffassung nach macht Religionsunterricht (ich nenne ihn lieber Ethikunterricht) nur dann Sinn, wenn er verbindend und nicht trennend ist.

Fanthomas, 28. Oktober 2012, um 20:22

Religionsunterricht ist nicht gleich Ethikunterricht. Das haben wir doch schon viel weiter oben festgestellt. Verpflichtender Religionsunterricht verstößt meines Erachtens sogar gegen das Grundgesetz. Wir haben nämlich Religionsfreiheit und dazu gehört auch die Freiheit, Atheist zu sein. Ethikunterricht vermittelt dagegen grundlegende Werte des menschlichen Zusammenlebens und sollte ansonsten weltanschaulich neutral sein. Einen verbindlichen Ethikunterricht halte ich daher im Gegensatz zum Religionsunterricht für möglich und auch sehr sinnvoll.

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 20:29

okay, ich hatte mich nicht klar ausgedrückt, ich meinte eigentlich das selbe wie du, Thomas....

Stoni, 28. Oktober 2012, um 21:59

Zur Neu-Diskussion möchte ich sagen, dass Kritik selbstverständlich nicht an die Jugend zu richten ist, sondern an die Erziehenden und die Gesellschaft, denn sie sind verantwortlich.

Aufbauen möchte ich auf 2 wesentliche Ansätze von Papa:
1. Die Rahmenbedingungen des Kapitalismus verschärfen weltweit die Kluft zwischen Arm und Reich und verändern nachhaltig das soziale Miteinander.
2. Umstrukturierung der Kleinfamilie
Doppelverdiener, Kinderbetreuung (oder -verwahrung?) im wesentlichen jenseits der Eltern und vieles mehr.

Sinngemäß: die Botschaften und Wertebeitrag der Religion verblassen hinter aggressiven Parolen der Werbung (Medien) und einer zunehmenden Verherrlichung von narzißtischen und egomanen Verhaltensweisen.

Uff ... ja ... so ist das ...
ergänzen möchte ich noch: waren die sozialliberalen 70er und 80er Jahre von der Schaffung der Chancengleichheit Jugendlicher geprägt, verabschieden wir uns die letzten Jahre zunehmend mehr davon. Zudem driftet wie weltweit unsere ehemals zumindest zielorientiert soziale Marktwirtschaft in einen ungebremsten Schweinekapitalismus.

Individuell wie gesellschaftlich wie aber auch familiär führt der Egozentrismus und Konsumerismus zu schädlichen Entwicklungen. Der Anstieg der Scheidungsraten von 15 auf 55% fördert auch nicht gerade die Familie als Idealhort für Kindesentwicklung.
Der "Ersatz" ehemals gemeinschaftlicher, familiärer, ja auch religiöser Werte durch eine ungesteuerte Flut an Input durch Medien, Internet, Werbewelten, extreme Mitschüler führt zur Auflösung ehemals selbstverständlicher Normen und Grenzen in Persönlichkeit, Alkohohlkonsum, Drogen, Gewalt, zwischenmenschlichen Beziehungen oder Sexualität. Aufklärung über Pornos zwischen 8 und 10, erster Sex mit 11,12 ... laut Arche haben mehr 12jährige Erfahrungen im Analverkehr als bei Händchenhalten. ...

Kinder brauchen Aufmerksamkeit, Liebe, Werte, Grenzen, Vorbilder, Anreize ... wir geben ihnen Beaufsichtigung statt Betreuung, TV statt gemeinsames Spiel, Laissez-faire statt Führung, Konsum statt Ausflüge, Heidi Klum statt Mutter Theresa, Casting-Shows statt Sport-Wettkämpfe, Christian Wulff statt Willy Brandt, Playstation statt Abenteuerspielplätze, Pornos statt Bücher, ... und vielen keine Chance mehr... und das sind dann nicht die aufmüpfigen, hinterfragenden Jugendlichen wie bei Sokrates ... sondern die ungebremsten Extremisten unseres eigenen Systems...
Schade, dass religiöse Werte und Tugenden wie Glaube, Liebe, Hoffnung lächerlich und anachronistisch sind.

sprachlos, 28. Oktober 2012, um 22:24

@STONI

da laberst scheise,
ich bin allein erziehender vater seit ca 11jahren,
und du hast keinen plan.

meine beiden kinder (16 tochter und 17 sohn ( 18 monate abstand ) bereiten sich beide auf's abi vor.

erziehung heist vorleben,
das labern zählt null.

und das wissen eltern seid Jahrtausenden.

mfg

Ex-Füchse #4596, 28. Oktober 2012, um 22:28

Und das geht als Atheist? :-)

sprachlos, 28. Oktober 2012, um 22:31

wir sind halt die besseren!

grins

natürlich, wir wollen die welt ja auch weiter entwickeln.

mfg

Stoni, 28. Oktober 2012, um 22:37

hhm... mir erschließt sich zwar nicht ganz, worin in einer Ich-Tarzan-Du-Jane Argumentation eine Weiterentwicklung liegen soll, aber meine von mir allein erzogenen Kinder liegen auch 20 Monate auseinander, vielleicht habe ich deshalb keinen Plan von solcher Steinzeit Retro.

sprachlos, 28. Oktober 2012, um 22:41

ja

deine argumentation deutet drauf hin,
meine ex lebt 500 km weiter,
da musste ich mich entscheiden.

mfg

Stoni, 28. Oktober 2012, um 23:06

Was sagt mir das jetzt jetzt? Dass es Gründe geben kann, sich zu trennen?
Warum kann man nicht vernünftig diskutieren, ohne dass einem undifferenzierte Unterstellungen unterstellt werden?
Ich bin selbst geschieden, also werde ich sicher niemandem vorwerfen, dass er sich hat scheiden lassen...
Ich bin selbst aus der Kirche ausgetreten, also werde ich hier bestimmt keine unreflektierte Frömmigkeit verlangen?
Und schon gar nicht werde ich irgendjemand absprechen, dass er seine Kinder vernünftig erzieht, nur weil er es allein tut, ohne Religionsunterricht oder antiautoritär ...
Genauso wenig Lust habe ich Lust, zu einem Zwangs-Religions-Unterricht Stellung zu nehmen, wer bitte schön, hat das denn erwogen?
Und wenn ich schreibe "wir geben ihnen ..." dann verurteile ich gesellschaftliche Entwicklungen und nicht andere legitime Meinungen oder individuelle Erziehungsentscheidungen ...
Bisher hat der konstruktive Austausch erfreulich gut funktioniert ... nur so habe ich auch Lust darüber zu reden.

sprachlos, 28. Oktober 2012, um 23:11

@ stoni

ich werde mir deine letzten betiräge morgen noch mal ansehen, und wenn ich dir unrecht getan habe,
natürlich entschuldigen.

mfg

PapaSpagetti, 29. Oktober 2012, um 00:28

Ich möchte grundsätzlich gern noch schnell anerkennend den Daumen heben bei diesem Fred.
Angesichts der von mir weiter oben angeprangerten globalen Entwicklung zu einer von heimatlosem Kapital und asozialen Profitinteressen verdrehten Welt (immer druff, Nudel!) freue ich mich über jede Debatte, in der sich jemand die Mühe macht, an den bestehenden Übeln zu rühren.

Sicherlich ragt das weit über die Ausgangsthematik hinaus, aber auch die kulturellen (und religiösen) Hintergründe der Menschen sind an so vielen Stellen aus ihren Zusammenhängen gerissen, dass ich die Frage nach einem toleranten Umgang mit den jeweiligen Feiertagen und Bräuchen erst in zweiter Linie zu meiner machen mag.

Um hier aber keine Antwort schuldig zu bleiben:
Jeder nach seiner Facon, das wäre mein Vorschlag.
In einem weltanschaulich unabhängigen Staat bedeutet das Ethikunterricht. Ich habe wenig Problem damit, wenn hier auch Religionslehrer unterschiedlicher Konfessionen antreten, es sollte allerdings eine Kontrolle verhindern, dass hier orthodoxe Besserwisser den Lehrerberuf ausüben.

Zuguterletzt: Die Achtung gegenüber einer anderen Religion sollte sich unbedingt auch in der Achtung ihrer Feiertage zeigen. Wenn hier jemand darauf besteht, sein Kind nicht zur Schule zu schicken, sollte man nach einem Weg suchen, dies zu ermöglichen.

Lottospieler, 29. Oktober 2012, um 01:15
zuletzt bearbeitet am 29. Oktober 2012, um 01:25

Papa,
dem meisten kann ich dir uneingeschränkt zustimmen bis auf den Begriff 'Besserwisser' der insgesamt nur negativ besetzt ist so auch hier auf dieser Platform.
Im Zusammenhang mit Lehrern/ Lehrberufen finde ich den absolut unangebracht.
Mir ist schon klar wie du das gemeint hast.
Allerdings solltest du immer bedenken das es in manchen Bereichen (ich denke da an Naturwissenschaften) öfter keine geteilten Meinungen gibt, das es sogar zu den Aufgaben eines Lehrers zählt es in vielen Bereichen 'besser zu wissen'. Du kannst auch versichert sein das es insgesamt unter Lehrern viel weniger 'Besserwisser' gibt als allgemein in unserer Gesellschaft, heute erst recht.
Zu ihrer Ausbildung und auch zu ihren Fähigkeiten gehört es kontroverse, verschiedenste Diskussionen und Meinungen zuzulassen sogar zu fördern wenn es um Fächer außerhalb der Naturwissenschaften geht.
Den Lehrer alter Prägung den 'orthodoxen Besserwisser' der glaubt alles zu wissen oder alles zu können gibt es doch schon lange nicht mehr (wenn es ihn denn jemals gegeben hat) oder er müßte sich selbst belügen.
Jetzt hoffe ich nur ich hab nix falsches geschrieben und die 'Profis' stimmen mir hier zu, da bin ich aber ziemlich sicher :-)

Lottospieler, 29. Oktober 2012, um 02:04

ich kann mich an Religionsunterricht an meiner Schule erinnern, der keinesfalls die übliche Form hatte.
Es stand zb jedem frei sich ein eigenes Thema zu wählen und darüber einen Vortrag zu halten, natürlich auch zu anderen Religionen, kann mich gut erinnern das ich Buddhismus wählte und das Thema ganz toll fand, das ist jetzt 40 Jahre her und scheint komischerweise heute nicht mehr so üblich zu sein.
Für mich macht nur ein Religionsunterricht in dieser Form Sinn ohne Bevormundung irgendwelcher Art.

Stoni, 29. Oktober 2012, um 08:43

Entschuldigungen tun nicht Not. Lieber wäre mir Akzeptanz oder Offenheit für divergierende Positionen, ein konstruktiver Diskussionsstil, der Weiterentwicklung ermöglicht ... und persönlich wertvolle Hinweise und weitere Horizonte.

Mir hat zB Terrys Vorschlag eines offiziellen deutschen Islam-Feiertages immens gefallen. Nicht unmittelbar zur sofortigen Umsetzung ... aber als Idee ... was wäre das für ein überragendes Zeichen von Toleranz, Offenheit ... eine einzigartige Botschaft an die Völker der Welt ... eine selbstbewusst offene (christliche) Gesellschaft bricht sich damit sicher kein Zacken aus der Krone ... ich weiß, es gibt tausend Gründe dagegen, trotzdem lohnt sich das Gedankenspiel ...

Bei für die meisten sehr persönlichen Themen wie Ehe, Kinder, Lebensweisen ... neigen die meisten immer zu totalen Verabsolutierungen und kämpferischen Rechthabereien ... meist sind heftige Streitigkeiten die Folge ... am Ende hat man sich die Köpfe heiss geredet ... aber niemand hatte eigentlich was davon ...

Anders finde ich es fruchtbarer ... bei meinem letzten Heimatbesuch kamen meine alten Freunde ins Schwärmen über mein neues Leben nach der Trennung ... Freiheiten, Ausgehen, Reisen, schöne junge Freundin ... sie fühlten sich in ihrem Familientrott etwas eingefahren ... ein bisschen midlife bekriselt ... ich sagte, dass ich sofort mit jedem von ihnen tauschen würde ... die Freiheiten gegen ein glückliches Familienleben ... es entstand eine Diskussion, bei der alle Beteiligten gegenseitig Vorteile und Stärken im Leben des anderen betonten, konstruktiv kritisierten, lobten ... wir hatten einen bereichernden Abend.

Vielerorten, besonders in BAD-BAD, erlebe ich immer wieder, wie giftig und unversöhnlich sich berufstätige Mütter und Zuhausebleibende gegenüber treten. Da wird hintenrum gelästert oder sich gegenseitig Vorwürfe gemacht ...
In unserem Berliner Kindergarten hatten wir einen Gesprächsabend, der völlig anders lief ... eine Zuhausgebliebene äusserte Bewunderung, wie eine Berufstätige das alles schaffen würde ... diese gab zu, oft überfordert zu sein und ständig ein schlechtes Gewissen ihren Kindern gegenüber zu haben, dem wiederum wurde widersprochen, die Kinder sein doch glücklich und aufmerksam erzogen ... die Zuhausgebliebenen bekundeten ihre schlechten Gefühle, nicht auch etwas "Richtiges" arbeiten zu können, ihnen wurde aber wiederum klar gemacht, dass Kinder ja wohl das Wichtigste überhaupt seien ... usw ...

Möglichkeiten, im täglichen Leben die eigene Position nicht verabsolutieren zu müssen, sondern auch das Gute im anderen zu sehen, hilft oft weiter und schafft ein besseres Klima ... für Weiterentwicklungen ... auch etwas, was man im Religions-Unterricht lernen kann ... aber sicher nicht nur dort.

Ex-Füchse #365, 29. Oktober 2012, um 09:18

Stoni, Du hast in Deinem Beitrag sehr viel Gutes und Richtiges geschrieben.
Gelebte Toleranz ist ein eminent wichtiges Prinzip für ein friedliches Zusammenleben der Menschen.
Gerade darum bin ich aber dafür an Stelle des Religionsunterrichtes einen verbindlichen Ethikunterricht einzuführen, denn Wert und Normen müssen doch ALLEN Schülern vermittelt werden und nicht nur den katholischen, evangelischen, den jüdischen oder muslimischen Kindern.
Und zumindest die Grundregeln gelten doch eigentlich religionsübergreifend.
Da sind zunächst die Tabus:
- du sollst nicht töten
- du sollst nicht stehlen
- du sollst nicht Ehe brechen
- du sollst nicht lügen
Ihnen gegenüber stehen die Tugenden:
- Hilfsbereitschaft
- Toleranz
- Friedfertigkeit
- Solidarität
- Verlässlichkeit
Das sind doch einfache Regeln, über deren universelle Gültigkeit eigentlich keine Differenzen bestehen.
Wenn wir dann noch die Menschenrechtscharta der UN allem Handeln (dem privaten und dem staatlichen) zu Grunde legen, dann wäre doch schon viel gewonnen.
Und über solche Dinge lässt sich im Ethikunterricht doch genauso gut oder besser reden als in einem stets kirchlich geprägten Religionsunterricht.
Hinzu käme für mich dann allerdings, dass auch der Staat seinem Handeln und seinen Gesetzen stets diese Maximen voranstellt. Daran hapert es jedoch zur Zeit massiv.

Fanthomas, 29. Oktober 2012, um 09:41

Die ersten zwei Tabus würde ich so vorbehaltslos anerkennen.

Aber "Ehe brechen" als Tabu aufzufassen passt nicht mehr in die heutige Zeit. Wenn eine Ehe zerbricht sind ja meistens beide dran schuld und nicht nur der Fremdgeher. Ehebruch wird es immer geben, egal wie hoch moralisch entwickelt eine Gesellschaft sein wird. Die Vorstellung, dass jede Ehe zu 100% bis ans Lebensende ohne Fremdgehen halten könnte ist vollkommen unrealistisch. Da spielen auch grundsätzliche biologische Eigenschaften der Gattung Mensch mit hinein, die wir trotz unserer übergestülpten Kultur nicht ausschalten können.

"Du sollst nicht lügen" kann auch kein Tabu sein. Man stelle sich mal vor, nur einen Tag lang würden alle Menschen nur die nackte Wahrheit von sich geben. Das würde nicht funktionieren, weder im privaten noch im beruflichen Bereich. Dann wird immer der Begriff der Notlüge herangezogen, um die kleinen Höflichkeitslügen zu rechtfertigen. Aber wo ist dabei die Grenze? Ohne Lüge geht es nicht. Ich behaupte, dass jeder Mensch an jedem Tag in irgendeiner Weise lügt und es anders auch gar nicht geht. Die erste Lüge ist zum Beispiel schon früh morgens, wenn ich einen verhassten Nachbar treffen und mit "Guten Tag" begrüße, obwohl ich gerade denke: "So ein Pech, dass ich heute morgen schon wieder diesem Idioten im Treppenhaus begegnen muss."
Ziel sollte somit eher sein, so wenig wie nur möglich zu lügen. Stellt sich natürlich dann wieder die Frage, was ist so wenig wie nur möglich. Da hat dann jeder eine andere Auffassung...

Stoni, 29. Oktober 2012, um 09:43

Wofür ich plädiere ist Religion und Ethik nebeneinander im regulären Vormittags-Unterricht.
Im letzten Jahrtausend wurde Religion bei mir zumindest von einem Pfarrer, Kaplan, einem Geistlichen nicht nur unterrichtet, er/sie lebte das ja auch. Neben Wissensvermittlung und Diskussion, wie sie im Ethik-Unterricht möglich ist, stand dahinter das Vorbild eines gelebten Lebens und eine religiöse Gemeinschaft, mit der man als Schüler auch im täglichen Leben öfter mal konfrontiert war ... auf Festlichkeiten, an Feiertagen, durch präsente Zeichen und Zeremonien. Das hat deutlich mehr Potential als ein zweistündiger Unterricht neben vielen anderen Fächern ... klar besser als nichts ... aber mMn nicht so viel wie in einem (freiwilligem) Religions-Unterricht steckt, bei dem man auch den Mumm hat, einen eigenen Wertekonsens zu lehren, zu erziehen, zu erarbeiten als nur gleichgewichtet verschiedene Wertealternativen darzustellen.
Einige sehen darin die Gefahr der Bevormundung, Manipulation, ... ich sehe darin vor allem Stärkung, Persönlichkeitsentwicklung ...
Ich denke, Erziehung ist immer auch Manipulation, und Kinder füllen sich den Raum sowieso, besser für mich sie werden auch von Religiösem geprägt - das heutzutage nun wirklich nicht mehr überrepräsentiert ist - als nur von Medien/Konsum ... bei engagierten Eltern kann das sicher ersetzt werden ... bei den vielen vernachlässigten Kindern ist es sicher eine Stütze, die wie im Falle der Arche auch dankbar angenommen wird ... Religion wird dort im menschlichen Miteinander gelebt, nicht in starren, veralteten Kirchen-Dogmen.

Kvothe, 29. Oktober 2012, um 09:50

Mir gefiel der Beitrag von Stoni auch sehr gut und ich reihe meinen erhobenen Daumen neben dem vom Papa ein, bezüglich der überwiegend anregenden Diskussion.
Kann und Soll Ethikuntericht den Religionsunterricht ersetzen? Diese Frage tauchte öfter auf und wurde sehr unterschiedlich beantwortet:
-Religion hat in der Schule nichts verloren
-Religionsunterricht, als exemplarische Vertiefung, hilft zu begreifen, Ethikunterricht bleibt an der Oberfläche
-Für den Religionsunterricht spricht ein bewährter Lehrplan, Ethikunterricht ist 'zu schwammig'
-Ethikunterricht kann vorbehaltlos Religionen und Philosophien abgleichen
-Religionsunterricht ist grundsätzlich durch die Kirche geprägt und grenzt Andersgläubige aus
Mich würden weitere Meinungen und Argumente hierzu interessieren.
In Sachen Feiertagen würde ich es begrüßen wenn ein Erlass den Schulen die Freistellung grundsätzlich nahelegt, es jedoch keine starre Regelung bezüglich der Anzahl der Tage gäbe.

zur Übersichtzum Anfang der Seite