Unterhaltung: Feiertage anderer Religionen - schulfrei oder nicht?

Ex-Füchse #11407, 27. Oktober 2012, um 18:14

in der DDR gab es in den 70ziger Jahren die sogenannte "christenlehre"....sie fand immer nachmittags nach dem Unterricht statt...dort konnten alle hingehen...ich war 1 oder 2x mal dort dann nicht wieder warum weiss ich heute nicht mehr...ich glaube weil es nach Unterrichtsende war.

Lottospieler, 27. Oktober 2012, um 18:15

da stimme ich hier gern mal den Damen zu:
Wenn Religionsunterricht das einzige Mittel sein soll was jungen Menschen soziales Verhalten näher bringen kann, der aus ihnen erwachsene, selbständige, mündige Menschen machen soll die erkennen das sie nicht allein auf dieser Welt leben und nur an ihre Vorteile denken wird er diese hohen Ziele niemals erfüllen können. Das kann nur der erwähnte Ethik-Unterricht sein der genau diese Ziele verfolgt unabhängig von irgendeiner Religionszugehörigkeit.

Stoni, 27. Oktober 2012, um 18:28
zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2012, um 18:30

Eva, wenn Du schreibst, sie bekamen alle Antworten ... erst einmal müssen sie Fragen haben ...

Religion(s-Unterricht) bietet einen nahezu umfassenden Anriß unserer Welt ... und der damit verbundenen Fragen. Und ja er/sie liefert auch Erklärungen und Antworten. Kinder bekommen erst einmal einmal eine umfassende Orientierung zu einer nur noch schwer überschaubaren Vielheit der Positionen, ein Weltbild und fühlen sich aufgehoben, auch mit persönlichen Problemen, in der Gemeinschaft, mit diesen Antworten und Werten. Sie hören, bezweifeln aber auch, glauben, fragen ... und machen sie so selbst ein Bild ... von allein tun sie das nicht. Und wer glaubt, dies selbst so leisten zu können, ... der muss sehr ambitioniert sein und Zeit haben ... ich habe sie nicht. Und die Schule hat auch keinen Raum für die Entwicklung von Urteilsfähigkeiten oder das Reifen von Persönlichkeiten

Felu, es waren bei mir 2 Std pro Woche persönlichkeits- und charakterrelevante Beschäftigung im geschützten Rahmen. Ich sehe die Persönlichkeitserziehung in anderen Fächern nur partiell ... Jule, darüber hinaus gab es Kommunions-Unterricht ... das Mitmachen, Fühlen, Riechen und Spüren festlicher Anlässe, die (aktive) Teilnahme an Gottesdiensten und anderen sakraler Zeremonien, die Selbstreflexion vor der Beichte, Umzüge, das gemeinsame Singen christlicher Lieder, an besonderen Orten, zu besonderen Anlässen ... es gibt Erlebnisse, die lassen sich nicht nachholen. Auch das Evangelium übt eine bildende Kraft aus. Ein Kind kann erst dann frei seinen Talenten, Bestimmungen und Wünschen folgen, wenn es die Chance hat, diesem allen zu begegnen. Wer das den Kindern vorenthält, sollte gute Gründe haben, und etwas Vergleichbares bieten können.

"Die Kinder sollen sich „frei entwickeln“, in weltanschaulichen Fragen soll ihnen die Wahlfreiheit offengehalten werden. Aber damit wird den Kindern die Wahlfreiheit de facto nicht offen gehalten, sondern sie wird vereitelt. Das weltanschauliche Vakuum wird sich mit anderem, zumeist weniger Aufgeklärtem (Medien, Mythen, Sekten, Radikalismen, Drogen) füllen. Auf diese Weise wird der Zugang zum Glauben erst gar nicht als eine Lebensmöglichkeit eröffnet."

Ex-Füchse #4596, 27. Oktober 2012, um 19:10

[zitat]
Eva, wenn Du schreibst, sie bekamen alle Antworten ... erst einmal müssen sie Fragen haben ...

[/zitat]

Es kommen keine Fragen wenn man erstmal der obligatorischen Tretmühle ausgesetzt is. Da wird ein Normal gesetzt, das man so akzeptiert und zu seinem Standpunkt macht. Man bemerkt nicht wenn Sachen nicht gut für einen laufen wenn sie sich in dem geprägten Rahmen bewegen. Und Religionen und zum hinterfragen anregen sind wirklich 2 Welten.

Stoni, 27. Oktober 2012, um 19:21

Werte und Inhalte von Religion sind doch heutzutage so häufig gegen die Lebenswirklichkeiten, dass sie schon automatisch Hinterfragen und Widerspruch auslösen. Schon damals hatte ich meine Umwelt lange damit genervt, warum um Himmels Willen ich bloss auch noch die andere Backe hinhalten sollte ...
Zu Standpunkten und Normen kommen Kinder ganz automatisch, immer ... es ist nicht die Frage, ob, sondern womit oder durch wen oder was sie volllaufen (siehe Zitat oben.)

Ex-Füchse #4596, 27. Oktober 2012, um 19:29

[zitat]
Zu Standpunkten und Normen kommen Kinder ganz automatisch, immer ... es
ist nicht die Frage, ob, sondern womit oder durch wen oder was sie
volllaufen (siehe Zitat oben.)
[/zitat]

Ja, nur sollte man seine Kinder nicht erstmal einer allumschlingenden Organisation vorwerfen und den Einfluss als Eltern ausüben. Dann noch zu sagen, die Kinder sollen danach noch selbst entscheiden is ein Hohn.

Stoni, 27. Oktober 2012, um 19:56

Natürlich muss man als Eltern von Anfang an für seine Kinder entscheiden und ihnen fast alles vorgeben. Alles andere ist fahrlässig bis schädlich bis lebensbedrohlich.
Nach und nach kann man sie altersgemäß einbinden, Gelegenheit zur Diskussion geben und Aspekte des Zusammenlebens mit den Eltern mitentscheiden lassen, sei es Reisen oder andere Kompromißfindungen.
Jule hat doch ein gutes Beispiel gesetzt: Eltern entscheiden, wann und was es zu essen gibt.
Kinder entscheiden, ob und wieviel sie essen möchten. Schon sehr früh kann man damit beginnen.

sashimi, 27. Oktober 2012, um 20:00
zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2012, um 20:06

ich habe meinen Kindern von klein an vorgegeben zu diskutieren und selbständig Meinungen zu vertreten. Das kostet auch heute noch viel Zeit und hat sich bewährt!
Ich denke, es gibt nicht den einen Weg, der zu einer erfolgreichen Erziehung und Entwicklung führt. Wichtig ist Konsequenz und Nachvollziehbarkeit und Liebe für die Kinder.

Ex-Füchse #17674, 27. Oktober 2012, um 20:12
zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2012, um 20:13

Stoni...ich zitiere zuerst mal:
"Felu, es waren bei mir 2 Std pro Woche persönlichkeits- und charakterrelevante Beschäftigung im geschützten Rahmen. Ich sehe die Persönlichkeitserziehung in anderen Fächern nur partiell ..."
----
Kann es sein, dass dies für dich persönlich gilt andere Kinder aber ebenso positive Erfahrungen (z.B. in der Schule, so etwas soll es ja noch geben) gemacht haben.
Was ich meine ist, dass du vielleicht eine tolle Erfahrung auf andere übertragen möchtest.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es noch viele solcher 'geschützten Räume' auch irgendwo anders gibt.

ein weiteres Zitat:
"Und die Schule hat auch keinen Raum für die Entwicklung von Urteilsfähigkeiten oder das Reifen von Persönlichkeiten"
---
Ein unbedingtes Veto meinerseits. Ich persönlich versuche diesen Raum unbedingt zu schaffen, und wage mal dreist zu behaupten, dass es mir auch stellenweise (mehr kann eine Religion meiner Meinung nach auch nicht) gelingt.

und ein drittes Zitat:
"Das weltanschauliche Vakuum wird sich mit anderem, zumeist weniger Aufgeklärtem (Medien, Mythen, Sekten, Radikalismen, Drogen) füllen."
---
Der Bruder einer Freundin von uns ist inzwischen in einer Sekte, obwohl oder weil? er von klein an im katholischen Glauben erzogen wurde...

Doc_Jule, 27. Oktober 2012, um 20:22

eine nicht religiös geprägte Erziehung ist meiner Meinung nach durchaus ebenso geeignet, Werte zu vermitteln. Wie schon einige vor mir angemerkt haben, in erster Linie ist es wichtig, die Kinder zu begleiten, ihnen zuzuhören und ihre Fragen altersgemäß zu beantworten, also Liebe und Fürsorge. Antworten auf alle Fragen kann man auch geben, ohne dafür irgendeine Religion bemühen zu müssen. Ich habe angesichts dieser Diskussion auch mal zurück geblickt, was mich eigentlich geprägt hat. Dabei fiel mir auf, dass ich am meisten von Personen angenommen habe, die authentisch waren in dem Sinne, dass ich das Gefühl hatte, dass sie wussten, wovon sie sprechen und mich nicht mit Allgemeinplätzen abgespeist haben. Ganz besonders dankbar bin ich dafür meinem Vater und meinem Klassenlehrer, den ich von der 7. bis zum Abi hatte, beides übrigens nicht besonders religiöse, aber moralisch vorbildliche Männer....

Stoni, 27. Oktober 2012, um 21:00

Natürlich gibt es nicht den einen Weg, Ela, der für alle gelten muss. Gute Erziehung muss ja immer die aktiven Subjekte berücksichtigen und kann nie objektiv vorgegeben werden.
(Sogar antiautoritär kann gut sein, wenn das sehr engagiert begleitet wird - als Regel halte ich es für meist nicht durchführbar.)

Und natürlich Felu, Jule kann man es auch ohne oder sogar trotz ;-) Religion sehr gut hinbekommen.
Das ist doch aber nicht die Frage.
Die Frage ist, ob unsere Religionen einen positiven Beitrag zur Persönlichkeitsfindung, Erziehung und weltanschaulichen Ausbildung leisten können.
Und da kommt von mir ein klares entschiedenes JA, und ich halte deshalb auch den Religionsunterricht als Regelfall für immens wichtig - gerade für die vielen Kinder in Berlin und anderswo, die nicht das Glück engagierter und aufmerksamer Eltern haben. Die schon jetzt vernachlässigt sind ohne Führung, Begleitung oder sonstiger Aufmerksamkeiten - sei es aus Desinteresse, falschen partnerschaftlichen Ansätzen oder materiellen Abspeisungen...
Gerade für die kann Religion wertvolle Sozialarbeit sein, eine Hoffnung für die Persönlichkeitsfindung. Als freiwillige AG am nachmittag gehen Kinder da doch nur auf elterlichen Druck hin.

Ex-Füchse #4596, 27. Oktober 2012, um 21:11

Stoni, jetzt is es der elterliche Druck, der nötig ist die Kinder den nicht gewollten Einflüssen zu entziehen. In meinem Fall war es klar ein ausgrenzender Faktor als einziger vom Religionsunterricht befreit zu sein. Die Lehrpläne waren auch nicht darauf ausgerichtet, die Religionsstunden waren mitten in den Schulstunden.

Es hat lange gedauert bis jemand in Bayern erstritten hat, seine Kinder nicht unter einem Holzkreuz unterrichten zu lassen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit wenn man unser Grundgesetz zur Hand nimmt, stattdessen wurde dessen abweichende Weltanschauung hervorgehoben, mit der er auf die Guten Einfluss nimmt.

Es is alles ok, solange man die Wahl hat, is der Weg an der Religion vorbei der Sonderweg ist das faul.

sashimi, 27. Oktober 2012, um 21:19
zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2012, um 21:19

Für uns als diskussionsorientierte, gewaltfreie, antiautoritäre Familie, ergab sich eher das Problem einer anders orientierten Umwelt. Meine Tochter konnte mit keinem diskutieren, der ihr mal schnell einen Tritt in den Bauch geben wollte oder ihren elaborierten Code nicht verstand. Da half einfach erstmal nur einmal etwas anders.

Doc_Jule, 27. Oktober 2012, um 22:00

@Stonis, dein Satz
"....Die Frage ist, ob unsere Religionen einen positiven Beitrag zur
Persönlichkeitsfindung, Erziehung und weltanschaulichen Ausbildung
leisten können.
...."
ist insofern bemerkenswert, als du von Religionen im Plural sprichst.
Wenn du damit nicht ausschließlich die christlichen Konfessionen meinst, sondern alle großen Religionen, stimme ich dir zu, denn sie alle versuchen, Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu geben, die auch Kinder früher oder später stellen. Aber ich finde es nach wie vor nicht richtig, den Kindern nur eine Vorauswahl, getroffen von Eltern oder Lehrern, zu präsentieren, sondern wenn man schon Religionen befragt, dann doch bitte alle. Es bleibt den Erziehenden natürlich unbenommen, im Gespräch mit dem Kind zu begründen, warum man diese oder jene Antwort bevorzugt. Mir persönlich hat übrigens in meiner Kindheit der christliche Gott furchtbare Angst gemacht, der alttestamentarische strafende ohnehin, ich fand es immer grausam, wie er die "Glaubenstreue" geprüft hat, z.B. in der Hiobs-Geschichte. Noch weniger einleuchtend war mir, dass er zuließ, dass sein Sohn gekreuzigt wurde, den Zusammenhang, dass dadurch allen Gläubgen das ewige Leben gegeben sein soll, sehe ich bis heute nicht. Später kamen dann natürlich noch andere Fragen hinzu, wieso ein allmächtiger Gott so etwas Unvollkommenes wie den Menschen geschaffen hat, warum er zulässt, dass in seinem Namen Menschen gegenseitig umbringen und noch einige Ungereimtheiten mehr. Ich hätte meinen Kindern auf solche Fragen keine Antwort geben können, da ich sie bis heute selbst nicht habe, und alles, was ich bisher dazu in Gesprächen mit Theologen gehört habe, überzeugt mich wenig.
Ich möchte schon an ein übergeordnetes Prinzip, an einen "Sinn" glauben können, finde mich da aber viel eher in einigen Naturreligionen wieder....

sprachlos, 27. Oktober 2012, um 22:17

es kann doch nicht sein,
das wir der religion (oder den religionen), einen so großen platz einräumen.
als wenn sie in schule und alltag,
noch etwas zu bestimmen hätten.

leute, wir leben im 21 jahrhundert,
und werte haben sich immer unabhängig von religionen entwickelt.
sie sind für ein miteinander nötig.

und das der nachwuchs, respektlos ist,
haben schon die alten griechen ( das war vor dem christentum ) beklagt.

mfg

Doc_Jule, 27. Oktober 2012, um 22:19

sie haben (leider) in Schule und Alltag noch sehr viel zu bestimmen. Liest du ab und zu mal Zeitung oder informierst dich bei SPON oder anderen Informationsseiten im Internet, sprachlos?

sprachlos, 27. Oktober 2012, um 22:25
zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2012, um 22:26

ja,

aber es war ein aufruf,
die pfaffen an die laternen zu hängen,
wie es die franzosen 1789 gemacht haben.

mfg

ps und heute reichen die laternen für alle

Ex-Füchse #4596, 27. Oktober 2012, um 22:40

[zitat]
die pfaffen an die laternen zu hängen,

wie es die franzosen 1789 gemacht haben.
[/zitat]

Sorry, wir sind anders erzogen. Mehr als aus der Kirche austreten is nich drin.

sprachlos, 27. Oktober 2012, um 22:43

schade

Biotischer-Gott, 27. Oktober 2012, um 23:46

Schönes Schlußwort, oder?

dagro, 28. Oktober 2012, um 01:09
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Ex-Füchse #11407, 28. Oktober 2012, um 01:16
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Stoni, 28. Oktober 2012, um 08:22

Oh mein Gott! Jetzt wird es ...
Da verabschiede ich mich lieber ...

Ex-Füchse #11407, 28. Oktober 2012, um 10:14

Eintrag gelöscht gehört nicht hierher

Doc_Jule, 28. Oktober 2012, um 11:40

ich auch, auf "Totschlagargumente" kann und will ich nicht reagieren.....

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