Unterhaltung: Russland von heute

Ex-Füchse #365, 22. Juni 2013, um 11:28

Nachtrag:
Da hat sich ja so einiges überschnitten und erfreut nehme ich zur Kenntnis, dass meinem Wunsch nach persönlich gefärbten Berichten schon entsprochen wurde, bevor ich ihn wirklich geäußert habe.
:-)))))

Stoni, 22. Juni 2013, um 12:02

Eva, ja kommt noch, wenn von Interesse.

Ich möchte nur gerne den anstrengenden Putin-Faden nicht verlieren, es ist nicht einfach den Spagat hinzubekommen, verständlich zu machen, warum einerseits seine Darstellung im Westen aus Eigeninteresse häufig falsch ist, er wohl bei der russischen Mehrheit immer noch Unterstützung findet, auf der anderen Seite aber auch aufzuzeigen, welchen Irrweg er warum einschlägt ...

Die Zahlen beschreiben nun mal verständlich, wie sich das Leben unter Putin für die meisten Menschen verbessert hat, die Männer leben wieder 8 Jahre länger, sie bekommen wieder ihre Gehälter und Renten, ...

Stoni, 22. Juni 2013, um 12:08

Wie die Russen Putin sehen: Politik im Inneren *****************************************
Unter Jelzin wurde die Entwicklung des politischen Systems von vielen eher als Auflösung einer gesicherten und berechenbaren staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung empfunden.
Diese Phase blieb von Machtkämpfen zwischen den verschiedenen Interessengruppen geprägt.
Die politische Entscheidungsfindung im Geflecht des Familienclans Jelzins und seiner Hintermänner aus dem Kreis der Oligarchen, die durch die Privatisierungspraktiken der Regierung Jelzin innerhalb weniger Jahren zu immensen Vermögen gekommen waren, blieb intransparent, der Einfluss des Parlaments eng begrenzt.

Erst etwa ab der Jahrtausendwende stabilisierten sich die politischen Verhältnisse nach und nach, nicht zuletzt aufgrund der fortschreitenden Konzentration der Staatsmacht auf einen starken Präsidenten, die allerdings auch zu Lasten von Pluralismus und demokratischen Freiheiten ging.

Bei der Präsidentschaftswahl am 14. März 2004 gewann Putin auf dem Höhepunkt seiner Sympathie mit 71 Prozent der Stimmen und ging so in eine zweite Amtszeit. Beobachter konnten keinerlei Unregelmäßigkeiten im Wahlablauf feststellen, kritisierten jedoch die starke Chancenungleichheit der Kandidaten infolge der vielfach staatlich kontrollierten Medien, die im Vorfeld für Putin geworben hatten.

Nach seiner Wahl leitete Putin Maßnahmen ein, um den Vorrang des Kremls in der Innenpolitik wiederherzustellen. Russlands 89 Föderativsubjekte (Republiken, Bezirke, Gebiete sowie Moskau und Sankt Petersburg) hatten unter Jelzin eine zuvor ungekannte Autonomie erhalten. Sie ließ allmählich auch – gerade in Tschetschenien – separatistische Bestrebungen reifen und hatte den regionalen Gouverneuren allerlei Selbstherrlichkeiten gestattet. Putin strebte nun eine Machtvertikale an, wodurch die Föderativsubjekte wieder auf die Zentrale hören (sollten).
Auch die gesamten Duma-Mandate künftig ausschließlich nach den Listen im Verhältniswahlrecht zu bestimmen. Beides ist inzwischen für die Zukunft so beschlossen worden und hat einen weiteren Machtzuwachs für Putin gebracht.

Sein zweites Augenmerk galt den Oligarchen, der reich gewordenen Oberschicht. Im Wahlkampf hatten sie sich nach Putins Überzeugung durch finanzielle Unterstützung und Zulassen pro-westlicher regimekritischer Beiträge in ihnen gehörenden Medien unangemessen in die russische Politik eingemischt.

Anders als sein Vorgänger, knüpfte Präsident Putin vielfach wieder an Russlands sowjetische Vergangenheit an. Er betonte, dass das kommunistische Regime trotz seiner Verbrechen ein wichtiger Bestandteil der russischen Geschichte sei und einen wichtigen Einfluss auf die moderne russische Gesellschaft gehabt habe. In der Folge kehrten einige sowjetische Symbole nach Russland zurück, darunter die rote Militärflagge mit dem Sowjetstern und die sowjetische Nationalhymne – allerdings mit einem anderen Text.

Die Präsidentschaftswahl am 4. März 2012 gewann Putin im ersten Wahlgang. Er erhielt noch 63,60 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,34 Prozent. Die Amtsübernahme erfolgte am 7. Mai 2012. Am Vortag fand in Moskau eine Massenkundgebung gegen Putin statt. Kritiker hileten ihm Wahlbetrug vor, so stimmten über 90% Insassen einer Moskauer Irrenanstalt für Putin ..

Kritik:
In ihrem Buch In Putins Russland (2005) schildert Anna Politkowskaja die russische Demokratie unter Putin als „Konglomerat aus mafiosen Unternehmern, den Rechtsschutzorganen, der Justiz und der Staatsmacht.“
In einer Rezension der Süddeutschen Zeitung zu ihrem Buch werden „die Stärkung der Geheimdienste, die Verfilzung von organisierten Verbrechen, Polizei und Justiz, die staatliche Duldung rassistischer und neofaschistischer Organisationen, die brutalen und korrupten Verhältnisse in der Armee“ genannt.
Im März 2009 äußerte Gorbatschow, dass in Russland weder Parlament noch Justiz richtig frei seien. Ende Dezember 2011 kam es erneut zu kritischen Äußerungen über Putin. „Zwei Amtszeiten als Präsident, eine Amtszeit als Regierungschef – das sind im Grunde drei Amtszeiten, das reicht nun wirklich“, sagte Gorbatschow und meinte ferner: „Ich würde Wladimir Wladimirowitsch raten, sofort zu gehen“. Ausschlaggebend hierfür dürften nicht zuletzt die Vorwürfe der Wahlmanipulation bei der Parlamentswahl 2011 sein, welche in der russischen Bevölkerung Proteste ausgelöst haben.
Putins Pressesprecher Dmitri Peskow kommentierte Gorbatschows Äußerungen mit den Worten: „Ein ehemaliges Staatsoberhaupt, das seinem Land im Grunde den Zerfall brachte, gibt einem Menschen Ratschläge, der Russland vor einem ähnlichen Schicksal bewahren konnte“.
Insbesondere im Internet macht sich aber immer mehr Kritik breit.

Viele Russen sind immer noch froh, um die wiedergewonnene Stabilität.
Aber insbesondere die gebildeten Schichten in den Großstädten hat Putin mittlerweile verloren.

So, das war jetzt viel, aber wohl auch nötig, bevor meine eigene Einschätzung und die meiner Freunde erfolgen kann.

Stoni, 22. Juni 2013, um 12:40

OT: wie kann ich noch demonstrieren gehen?

Viele Freunde haben regelmäßig an Demonstrationen teilgenommen. Seit Putins 3. Amtszeit als Präsident steigt aber die Anzahl nicht genehmigter Demonstrationen an, auch die Höhe der Geldstrafen und die Fälle von Über-Nacht-Verhaftungen.
"Ich bin alleinerziehende Mutter. Ich kann mein Kind nicht über Nacht allein lassen und eine Geldstrafe ruiniert mich."
Die tatsächlichen Fälle sind gering bis kaum nachzuweisen. Die Einschüchterung wirkt dennoch.

Beschäftigte staatlicher Institutionen, Universitäten werden "angespornt" an Pro-Putin-Demos teilzunehmen. Die Teilnahme an oppositionellen Demos hingegen ist für ihre Arbeitsstelle u.U. extrem schädlich ...

Im Allgemeinen konnte ich diese Einschüchterung oft erleben, auch in der Presse. Nur im Internet lebt die kritische Opposition unbehelligt.

Für mich gibt es im Moment nur drei Richtungen der institutionellen Opposition, die wahrgenommen wird, wenn man sich nicht weiter tiefer mit der russischen Gesellschaft beschäftigt.

1.) Die rechtsnationalistische bei der Limonow und auch Nawalny mitmachen. Da wird grundsätzlich vom Westen das rechtsnationalistische ausgeblendet, weil es geht ja gegen Putin. So ist der jetzt unter Anklage stehende Nawalny (der in der westlichen Presse gerade als Freiheitskämpfer gefeiert wird) u.a. dadurch aufgefallen, dass er die Russen via Videos aufgefordert hat, dem kaukasischen Gesindel die Fresse einzuschlagen.

2.) Die wohl größte Gruppe, die Kommunisten. Da wird gerne von den westlichen Medien verheimlicht, dass, wenn Putin nicht gewonnen hätte, ein Kommunist heute Präsident von Russland wäre.

3.) Die Neoliberalen, die in den 90ern Russland schon einmal nieder gemacht haben. Eigenartigerweise, konnte der damalige Präsident die Opposition sogar mit Panzern niederschießen, ohne dass es auch nur das geringste Aufmucken aus dem Westen gab. Die Neoliberalen, zu denen man Nemzow zählen kann, sind natürlich den USA am genehmsten, denn dann kann das Ausplündern von Russland weitergehen.

Dann gibt es noch Gruppen in Russland, die nicht so klein sind, die sich Gedanken über eine gesellschaftliche Veränderung machen und erst an zweiter Stelle an die Möglichkeit in die Machtzentralen einzuziehen.

Wenn auch schwierig vergleichbar mit gesellschaftlichen Diskussionen Ende der 60er und den 70er Jahren in Deutschland, die entstanden, nachdem nach 20 Jahren wirtschaftlichen Aufschwung, den Menschen langsam aufging, Geld ist nicht alles.

Es ist heute in RUS also sehr schwer, sich einer Opposition anzuschliessen, die sich jenseits der Partei Einiges Russland von Putin, für russische Interessen einsetzt.
Die Parteienbildung ist zwar frei und alle können kandidieren, aber es ist nicht leicht, einen geeigneten Kandidaten zu finden, der fähig ist und kein Dreck am Stecken hat, sich für RUS einsetzt und kein radikaler Nationalist oder Kommunist ist.

Die Medien sind nur theoretisch frei, sie unterliegen wirtschaftlichen Interessen. Ehemals bedeutende private Fernsehsender wie NTW, TV-6, TWS wurden aufgelöst oder wie NTW unter staatliche Kontrolle gestellt, von Gazprom aufgekauft.

Man hat dazu ganz legale Möglichkeiten, weil sich kaum ein Verlag, Sender, Zeitung nicht illegalen Methoden bedient hat. man darf ja nicht vergessen, dass nur 5 Mio. von 148 Mio Russen zur Jahrtausendwende überhaupt Steuern bezahlt haben.

Die unter staatlichem Einfluss stehende Justiz verfolgt also nur aufmüpfige Organisationen und lässt die Getreuen weitgehend ungeschoren.

Stoni, 22. Juni 2013, um 13:11
zuletzt bearbeitet am 22. Juni 2013, um 13:11

OT: was ist Korruption?

Die Korruption habe "widerwärtige Formen" angenommen, beklagt Präsident Dmitrij Medwedew, sie zerfresse das politische System. Aber seine Appelle zur Besserung verpuffen. Wohl in keinem europäischen Land sind politische Ämter und Reichtum so eng verquickt wie in Russland,.. Bestechung und Vetternwirtschaft prägen das gesamte öffentliche Leben, vom Gesundheitswesen bis hin zu den Gerichten.
Die "Korruption behindert uns von der politischen Spitze bis hinunter zur örtlichen Verwaltung", diagnostizierte Medwedew und beklagte wortreich, wie sehr sie zur Gewohnheit jedes Russen geworden sei: "Bei Ihnen in Europa zücken Autofahrer doch nicht automatisch ihre Geldbörse, wenn sie von Verkehrspolizisten angehalten werden", so der Präsident. ..
Der Bürger muss in die Tasche greifen, wenn er bei guten Ärzten einen Operationstermin ergattern, dem faulen Töchterchen die Noten für einen Studienplatz erkaufen oder demonstrativ gelangweilte Beamten dazu bringen will, noch rechtzeitig vor der geplanten Urlaubsreise den Auslandspass zu verlängern.

________________________
Renommierte Medizin-Uni unter Korruptionsverdacht.
Hat Moskau eine Geister-Uni?
Mehr als 700 Top-Abiturienten schafften es in diesem Sommer an eine renommierte Medizin-Hochschule, der staatlichen Moskauer Pirogow-Universität - allein, die meisten Bewerber gab es nie.
Als Phantomstudenten besetzten sie die gebührenfreien Studienplätze, die real aber freien Plätze sollten dann gegen Geld an schlechtere Bewerber gehen. Jedenfalls kostete Nikolai Wolodin die Aufnahme von 626 in der russischen Presse als "Phantomstudenten" bezeichneten, erfundenen Erstsemestern an seiner Uni den Job. Das Geld durfte er behalten ..
__________________________
..
Geschäftsleute erwehren sich der ständigen Inspektionen von Feuerpolizei, Sanitäts- und Umweltamt, indem sie den Staatsdienern Umschläge mit Geld zustecken. Nach einer Untersuchung des Moskauer Instituts Indem gehen jährlich 319 Milliarden Dollar Bestechungsgelder über den Tisch. Bei einer Bevölkerung von 142 Millionen entspricht das mehr als 2000 Dollar pro Kopf.
Einen Kilometer Straße zu bauen kostet den russischen Steuerzahler viermal mehr als in Europa. Das liegt nicht nur am harten Winter, sondern vor allem daran, dass auch bei der Vergabe von Staatsaufträgen Schmiergelder eher die Regel als die Ausnahme sind.

Die Trennung von politischer Macht und wirtschaftlichen Pfründen sieht Wladimir Ryschkow allenfalls in Sonntagsreden verwirklicht.
"Würde das Wirtschaftsblatt 'Forbes' eine ehrliche Liste der reichsten Russen aufstellen", sagt er, "wäre die Hälfte der Plätze mit Ministern und Mandatsträgern besetzt."

_______________
Jelena Nikolajewna Baturina war (seine) Sekträterin, bevor sie im Alter von 28 Jahren die Ehefrau des 30 Jahre älteren Jurij Luschkow wurde, des ehemaligen Moskauer Oberbürgermeisters (1992-2010) und Mitglieds des Führungskader der Putin-Partei "Einiges Russland".
In seiner Amtszeit hat sie es als Inhaberin eines Baukonzerns zur Dollar-Milliardärin und reichsten Frau Russlands gebracht (4,3 Mrd).
Der Bürgermeister erklärt den Erfolg seiner Liebsten mit deren außergewöhnlichem Geschäftstalent.
Die zahlreichen Aufträge von der Stadt Moskau: beispielsweise den Bau der 85.000 Sitze im Olympiastadion Luschniki erwähnte er nicht. Journalisten, die den beiden Vetternwirtschaft vorwerfen, überzieht das Ehepaar erfolgreich mit Prozessen.
Ihr Schwager Wladimir Petrowitsch Jewtuschenkow wird auf 6,3 Mrd geschätzt.

Stoni, 22. Juni 2013, um 13:22

OT: Scheidung hin oder her: Wer kein warmes Wasser hat, dem wird geholfen (Wlada)

Es gibt nicht so viele Gründe nach Petrozawodsk zu fahren, genau deshalb will ich hin. Ich will wissen wie es in einer russischen Stadt aussieht, die weder besonders groß, noch besonders klein ist, weder besonders aufregend, noch besonders öde.
Außerdem habe ich durch das Netzwerk Couchsurfing Zhenya kennen gelernt, die mich einlud.

Zhenya ist 27. Nach sieben Jahren Ehe lässt sie sich gerade von ihrem Ehemann scheiden. Auch er heißt Zhenya. Ich lerne ihn gleich kennen, weil wir zu ihm duschen gehen. Nach der Trennung wohnt Zhenya in der Wohnung ihrer Oma, in der im Sommer warmes Wasser abgestellt wird. Ich mache mir Sorgen, ob eine fremde Person in einer derart emotional aufgeladenen Umgebung duschen sollte, aber Zhenya winkt ab.
"Scheidung hin oder her: Wer kein warmes Wasser hat, dem wird geholfen."

Der "große Zhenya" entpuppt sich wie die meisten bösen Ex-Freunde als ein ziemlich netter Kerl. Seine Eltern sind gerade nicht da. Vor drei Jahren zogen die Zhenyas nach Pertozawodsk, letztes Jahr kamen die Eltern nach und zogen bei ihnen ein. Für Russland ist das nicht ungewöhnlich. Die Liebe von Zhenya und Zhenya, die ohnehin schon bröckelte, ging aber daran kaputt.

Dabei begann ihre Geschichte wie eine, die man gern seinen Kindern erzählen würde: Als die kleine Zhenya den großen Zhenya trifft, ist sie 18. Sie wohnt in Petrozawodsk, er in Norilsk, über sechs Flugstunden entfernt. Sie lernen sich auf einem Geburtstag in Murmansk kennen. Großer Zhenya hat ein Grübchen rechts, kleine Zhenya links. Beide studieren auf Lehramt. Zwei Jahre später heiraten sie. Kleine Zhenya zieht nach Norlisk.

"Mit dem Liebsten ist es auch im Zelt schön", zitiert Zhenya ein russisches Sprichwort.
"Zumindest für die erste Zeit", sagt sie. Und: "Manchmal wünsche ich mir, dass es ein Gesetz gäbe, das Zwanzigjährigen verbietet zu heiraten."

Dabei fasziniert mich diese Entschlossenheit: Du liebst - also heiratest du. Du liebst - also ziehst du nach Norilsk. Du liebst - also versuchst du alles an dieser Person zu lieben. Sogar die dazugehörige Familie, die bei dir einzieht.
Bestimmt ist es unvernünftig, bestimmt geht das nicht gut.
Aber wenn ich Zhenya erzählen höre, denke ich: Lieber die erste Verliebtheit überstürzen, als nichts in dieser Welt wichtig zu nehmen außer sich selbst.

Stoni, 22. Juni 2013, um 13:36

Warum fährt Russland einen politischen Anti-Homo-Kurs?

Russland ist ja, wie wir wissen, im Winter 2011/12 in eine politische Krise geraten, die bis heute nachwirkt. Die Wahlfälschungen im Dezember 2011 führten zu großen Demonstrationen, das Vertrauen zu Putin ist gesunken. Nun steht das Regime vor dem Problem, seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen zu müssen — besonders unter jungen Russen. Und das wird auf zwei Wegen versucht: Zum einen versucht man, die Opposition mundtot zu machen, und zum anderen die konservativen Bevölkerungsteile zu mobilisieren. Für Letzteres wird alles, was an Vorurteilen in der Bevölkerung existiert, instrumentalisiert.
Das hat schon bei Pussy Riot gut funktioniert — für uns war es ein Skandal, da das Verfahren fehlerhaft war und das Urteil der Tat völlig unangemessen war. Die Meinungsumfragen in Russland selbst aber zeigen, dass 60 bis 70 Prozent der Befragten das Urteil für völlig angemessen halten. Innenpolitisch war Pussy Riot deshalb ein Erfolg und außenpolitisch ein Desaster. Vor diesem Hintergrund—dass das Putin-Regime versucht, sich mithilfe einer rechten Mobilisierung zu stabilisieren—passt das Gesetz gegen „homosexuelle Propaganda“ in die Regime-Pläne.

Dann geht das Regime davon aus, dass die Mehrheit der Russen homophob ist?

Wir wissen aus Umfragen, dass zwischen 70 und 80 Prozent der russischen Bevölkerung Homosexualität ablehnen, für eine Krankheit halten, dafür bestrafen wollen und dergleichen. Obwohl Homosexualität als strafbare Handlung in Russland sogar früher aufgehoben worden ist als in Deutschland, lehnt die Masse der Bevölkerung das ab.
Ich warne aber davor, die Ablehnung von Homosexualität der russischen (National-)Kultur zuzuschreiben. Sowohl in der russischen als auch in der deutschen und amerikanischen Kultur gibt und gab es Wertewandel. Und wenn man sich die entsprechenden Umfragen aus den 80er Jahren ankuckt, dann war die Ablehnung von Homosexualität in Deutschland damals ähnlich hoch wie heute in Russland. Dass sich das geändert hat, hat damit zu tun, dass wir über viele Jahre eine offene Gesellschaft waren und Lobbygruppen das Thema nach vorne gebracht haben. Das ist ein Weg, den Russland noch vor sich hat.

Kann man über Homosexualität je wieder diskutieren, wenn das entsprechende Vokabular verboten ist?

Unter einem repressiven Regime wäre das natürlich nicht möglich, aber inzwischen ist Russland in vielerlei Hinsicht eine offene Gesellschaft. Von den Studenten, zum Beispiel, reist ein hoher Prozentsatz ins Ausland oder studiert da für kürzere oder längere Zeit. Wenn junge Russen im Ausland studieren, werden sie mit den Diskussionen konfrontiert, die hier geführt werden. Ich denke nicht, dass das Regime das Verbot von solchem Vokabular auf Dauer aufrechterhalten kann. Westliche Lebensformen sind für jüngere Russen ausgesprochen attraktiv und dienen auch zur Orientierung.
Gerade passiert zwar ein Rückschritt, aber das Regime kann den Öffnungsprozess nur verlangsamen, nicht aber stoppen.

Ex-Füchse #11750, 22. Juni 2013, um 13:50
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Ex-Füchse #4596, 22. Juni 2013, um 14:36

Gibs zu, Du hast den Flugzeugwitz noch nich verarbeitet.

Ex-Füchse #11750, 22. Juni 2013, um 14:45
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Stoni, 22. Juni 2013, um 15:00

ok, ich mache eh Pause ... aber es ist ja egal, wann man das liest ... zur Linie gehört noch Putin, meine Meinung zu ihm und das über russische Menschen und die russische Seele.

Ex-Füchse #365, 22. Juni 2013, um 23:22

Pause ist OK.
Aber ich würd mich freuen, wenn Du den Thread nicht dauerhaft einschlafen lässt.
Deine Infos sind schon recht interessant.

dirk0801, 23. Juni 2013, um 00:18

ds stoni fands sehr interessant und bereichernd...

Stoni, 23. Juni 2013, um 10:19

Danke Euch ...

Zu den am häufigsten anzutreffenden Stereotypen über RUS zählen wohl folgende: In Russland trinkt man Wodka. Man fährt einen Lada. Die Bären laufen durch die Städte. Alle russischen Frauen wollen einen Ausländer heiraten, und sind alle sehr schön. Im harten russischen Winter taucht man nach der Banja in ein Eisloch der unendlichen Weiten ein. RUS, ein Land, in dem Korruption, Ungleichheit und Oligarchen herrschen.

Das Mysterium der russischen Seele
************************************
"Mit Verstand kann man Russland nicht begreifen,
Mit allgemeinem Maβstab kann man es nicht messen
An Russland kann man nur glauben. "
Fjodor Tjuttschew, 1866

"Russland ist ein Rätsel umgeben von einem Mysterium, innerhalb eines Geheimnisses"
Winston Churchill

"Wer seine Seele zu Hause läßt, wird in Rußland immer ein Fremder bleiben."
"Liebe am Don" - Heinz G. Konsalik

Wenn man mit einem Russen eine gute Kommunikation aufbauen will, ist es sehr wichtig zu einer tiefen, vertraulichen Beziehung zu kommen.
Man sagt „von Seele zu Seele sprechen können” ist das wichtigste für die Russen.
Sie brauchen immer ziemliche Nähe zueinander, sie wollen immer viele persönliche Sachen über einander wissen. Sie mögen es nicht wenn jemand sich nicht öffnet. Es wird quasi verlangt, das man die eigene Seele öffnet, und nur dann wird man ihm vertrauen können.

Wenn Deutsche in RUS Geschäfte initiieren wollen, sind sie gewohnt, für 4 Stunden im Anzug nach Moskau zu fliegen, im Gepäck ihre bekannten Powerpoint-Präsentationen und pflichtbewusste Fragen und Argumente. Nicht selten werden sie aber erst einmal zum Fischen oder Picknik gebeten, wo man sich dann bei gutem Essen und etwas Wodka kennenlernen möchte.

Es wird in Russland behauptet, das die russische Seele anders, als alle anderen sind. Die absoluten Qualitäten der russischen Seele sind Spiritualität, Barmherzigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Moralität. Gefühlsmäßig sind die Russen eher asiatisch, im denken — eher westlich. Dadurch besteht gewisser Dualismus. Emotionalität und Intellekt kämpfen miteinander, und genau das macht den russischen Charakter so kompliziert. Die Russen wissen selbst nicht genau, wo sie hingehören, aber sie sind sicher einen eigenen Weg zu haben.Wenn man in einer solchen Kultur und mit solchen Einstellungen aufgewachsen ist, dann ist es nicht leicht, sich anderswo anzupassen. Sie fühlen sich an die heimische Erde, das „Mütterchen-Erde” gebunden.
Es gibt eine starke Mutter-Kind Bindung zwischen dem Land und den Russen im kollektiven Unterbewussten. Deshalb leiden sie oft und stark an Heimweh und es gibt kaum Fälle, wo man sich auch woanders zu Hause fühlt.

„Ich denke, ich werde unterwegs Menschen begegnen, die äußerlich kühl erscheinen mögen, doch trotz allem sehr menschlich, verständnisvoll, klug und geduldig sind. Jedenfalls habe ich bislang immer solche Erfahrungen gemacht. Wenn ein Russe sein Wodkaglas erhebt und einen Trinkspruch ausbringt, stecken hinter seinen Worten stets aufrichtige Gefühle", erzählte der Regisseur des Filmes „Lasst uns trinken!" Benny Jaberg aus der Schweiz.
Genau das, so Jaberg weiter, vermisse er bisweilen in der Schweiz, echte Gefühle. Diese hoffe er in Russland zu finden. Und auch „ein herrliches Gefühl für Humor". Die Melancholie und Poesie der Russen hätten seine Arbeit stark beeinflusst. Ihm scheine, dass eben diese Eigenschaften es vielen russischen Künstlern ermöglicht hätten, die komplizierte menschliche Natur sehr viel besser zu erfassen als westliche Künstler.

Die russische Seele: Leid und Hoffnung
"Ich glaube, das wichtigste, das wesentlichste geistige Bedürfnis des russischen Volkes ist das Bedürfnis, immer und unaufhörlich, überall und in allem zu leiden. Mit diesem Lechzen nach Leid scheint es von jeher infiziert zu sein. Der Strom der Leiden fließt durch seine ganze Geschichte; er kommt nicht nur von äußeren Schicksalsschlägen, sondern entspringt der Tiefe des Volksherzens. Das russische Volk findet in seinem Leiden gleichsam Genuss."
Fjodor Dostojewski 1873 in seinem "Tagebuch eines Schriftstellers"

Das russische Phlegma, dem Gontscharow in seinem Roman den Spiegel vorhielt, erscheint wie die Flucht vor der Verantwortung des eigenen Handelns. So erklärte es jedenfalls Nikolai Berdjajew, der den Russen die Einsicht absprach, dass der Mensch seines eigenen Glückes Schmied sei.
Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang die russische Sprache, die den Verbrecher auch als "Unglücklichen" bezeichnet, ihm so die Verantwortung für seine Taten abnimmt und sie den äußeren Umständen anlastet.
Russische Autoren haben zwar wiederholt an ihre Landsleute appelliert, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen und das nationale Elend gemeinsam zu überwinden.

Das Prinzip Hoffnung ist jene vierte Dimension der Seele, die Rilke beschrieb. Und so überrascht es kaum, dass auch Oligarch Michail Chodorkowski in seinem Plädoyer vor seiner neuerlichen Verurteilung viel von Hoffnung sprach: der enttäuschten und der neuen Hoffnung, der Hoffnung als Triebkraft sowie der Hoffnung auf ein besseres Morgen. In Russland verleiht die Hoffnung dem Leiden einen Sinn: Es ist nicht umsonst, Schmerz und Kummer können überwunden werden.

Dafür muss aber jetzt gelitten werden, denn nur in der Hingabe an das Leiden liegt die Möglichkeit zu dessen Überwindung. Tatsächlich hört auf diese Weise das Leiden jedoch niemals auf - die glückliche Zukunft beginnt ja immer erst morgen.

Man hört dies so vielen russischen Liedern an, zB auch wenn sie ihre Hymne singen:
http://www.youtube.com/watch?v=eWa1iR_b0No

Straschnikow: "Wir Russen leben eben immer im Traum, im Gestern und im Morgen, in der Erinnerung und in der Hoffnung."

Natürlich ist es unmöglich, in wenigen Monaten die Menschen und ein Land zu begreifen, in dem man innerländlich Roaminggebühren zahlt und das sich über 9 (11) Zeitzonen erstreckt.
Es ist ein riesiges Land voller riesiger Fehler und riesiger Herzen, es verströmt unglaubliche Emotionen und Sehnsüchte und macht seine Menschen und ihre Lebensart anziehend und liebenswert.
Ein Leben reicht nicht, um es zu begreifen.
Dafür habe ich mich selbst besser verstanden.

Wer Russland wirklich kennt, liebt die Leute und das Land.
Manchmal bringen mich die Menschen dort auch zu einer anderer Meinung.
Helmut S. Durinkowitz

Heinrich Böll, 1976
"Ja, ich weiss, diese Völkerscharen, die sich durch Moskaus Straßen bewegen, haben nicht ihr Auto um die Ecke stehen, die meisten wohnen zu eng, viele von ihnen hätten gern westliche Schuhe, einen westlichen Hut oder eine westliche Bluse, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie - plötzlich in den Westen versetzt - fröhlicher oder entspannter wären. Nur wenige Emigranten sind hier so glücklich, wie wir sie gern hätten.
Es fehlt ihnen etwas - nein, nicht die russischen Schuhe, Hüte, Blusen: es fehlt ihnen - mag man die gesamte russische Literatur in einen Computer füttern, um endlich herauszufinden, was das ist - es fehlt ihnen Rußland. Ich nehme an, es fehlt ihnen, um fröhlich zu sein, und es fehlt ihnen möglicherweise sogar, was ihnen d o r t fehlte.
Ich werde mir nicht anmaßen, die russische Seele zu ergründen, ich möchte nur feststellen: Es gibt sie."

boomer01, 23. Juni 2013, um 10:32

ich find es auch sehr interessant - da das meiste aber ja aber kopiert ist, solltest du vielleicht die quellen angeben.

Stoni, 23. Juni 2013, um 12:20

Danke, aber das ist mir leider zu anstrengend, boomer, es ist ja hier kein wissenschaftlicher Text, sehr vieles ist von mir selbst, von meiner Website über RUS, vieles aus eigenen Gesprächen zitiert, vieles aus dem Forum www.forum.aktuell.ru/, in dem sich Deutsche in und über RUS austauschen, einiges aus der Presse, Internet.

Ich möchte als nächstes gerne zur komplizierten eigenen Einschätzung zu RUS und Putin kommen.
Vorab aber noch eine selbst erstellte chronologische Kurzbiographie, Faktensammlung zu Putin, für Interessierte, die nicht aber unbedingt notwendig ist ...

Putin
******
Wladimir Wladimirowitsch Putin (*1952) ist bei seinen Eltern in einer Leningrader „Gemeinschaftswohnung“ auf 20qm aufgewachsen; Bad und Küche mussten sie sich mit den Nachbarn teilen.
Putin wird Patriot, Stärke und Stolz bedeuten ihm viel, nationale Souveränität.
Unter Andropov geht er 23jährig zum KGB, mit 33 kommt er nach Dresden und lernt perfekt deutsch.
1989 kehrt er zurück nach St. Petersburg, das Ende der DDR und der beginnende Verfall der UdSSR sind für ihn ein Schock.
1991 verlässt er als Oberstleutnant nach dem gescheiterten Putch gegen Gorbatschow den KGB und schliesst sich den Reformern an, wird stv. Bürgermeister seiner Heimatstadt, heute St.-Petersburg. Putin versorgt durch Geschäfte mit ihm bekannten, deutschen Geschäftsleuten die hungernde Bevölkerung.
1993 kommt es zum Aufstand gegen die Privatisierungen an die Oligarchen. Sie werden von Jelzin blutig niedergeschlagen. Putin verabscheut die Oligarchen, arbeitet aber für sie.
1996 geht Putin in den Kreml. Jelzin verliert an Rückhalt in der Bevölkerung. Die Kommunisten drohen, die Oberhand zu bekommen.
Die Oligarchen greifen ein. (vor allem Beresowski und Abramowitsch) "Ohne die richtigen Politiker können wir unser Vermögen nicht schützen."
Sie lassen Geld und TV spielen .. Jelzin gewinnt noch einmal.
Aber ein Nachfolger wird bereits gesucht, zumal Jelzin krank und versoffen ist.
Die Oligarchen wollen eine devote Marionette ohne grossen Ehrgeiz und machen Putin 1998 zum Chef des FSB, des Geheimdienstes.
Er soll die Korruptionsbekämpfer bremsen. So war zB der damalige Generalstaatsanwalt Skuratow kurz davor, Jelzin selbst u.a. der Familie der Korruption zu überführen. Der FSB unter Putin stellte diesem eine Falle, filmte ihn mit Prostituierten und sendete es im Fernsehen.
Jelzin vertraute Putin nun. 1999 ernennt Jelzin den damals unbekannten Putin auf Familienwunsch zum Premierminister.
Die Bombenanschläge 1999, bei denen 300 Russen sterben, waren für ihn Anlaß, sich bei der Bevölkerung bekannt und beliebt zu machen. RUS greift als Rache Tschetschnien an und bombadiert Grosny.
Für die Parlamentswahlen Ende 1999 gründet die Familie, vor allem wieder Beresowski und Abramowitsch die Partei "Einheit" zur Förderung von Putin. Zum Jahreswechsel wird Putin von Jelzin zum Übergangspräsidenten ernannt.
Als Gegenleistung garantiert dieser Jelzin Immunität gegen Strafverfolgung und eine hohe Pension.
2000 steigt eine riesige Imagekampagne, die ihn als Piloten von Kampfjets zeigen, als energischer, harter Mann. Im Tschetschenien-Krieg beweißt er dies besonders. Sein einziger wirklicher Gegner im Präsidentenwahlkampf ist der Kommunist Sjudanow. Putin erhält 52% der Stimmen.
Er will die alte größe RUS wieder herstellen. Er aktiviert RUS Energiereserven.
Gazprom ist sein Instrument.
Er holt ehemalige politische Weggefährten und Ex-KGB-Offiziere in den Kreml und stärkt so seine Machtbasis.
Er geht gegen die Macht der Oligarchen vor. Gussinski, dessen TV-Sender den Tschetschenien-Krieg kritisierte ist der 1. Oligarch.
Gazprom fordert Kredite zurück, Gussinski kann nicht zahlen und kommt in Haft. Er darf das Land verlassen, seine Gazprom-Aktien bekommt der Staat.
Beresowski ist der Nächste. Er wird als Einziger nicht zum Oligarchen-Treffen in den Kreml eingeladen.
Den Oligarchen verkündet Putin das Ende ihrer politischen Einmischung. Wirtschaft ja, Politik nicht mehr.
Ende 2000 der Untergang der Kursk, des russischen Atom-U-Bootes. Beresowski wirft Putin Versagen vor.
Putin sorgt dafür, dass Beresowski nach London fliehen muss. Gazprom übernimmt NTV und kontrolliert nach und nach alle Sender und setzt Zeitungen unter Druck.
Putin aktiviert alte Größen-Symbole der UdSSR, u.a. die Hymne mit neuem Text, setzt einerseits für die Alten auf Stärke und Nostalgie und aktiviert anderseits eine starke Jugendbewegung mit bis zu 100.000 Aktivisten, finanziert durch Gazprom.
Gazprom ist sein wichtigstes Machtinstrument, er duldet keine Konkurrenz.
Der Oligarch Michail Chodorkowski, Besitzer des mächtigen Öl- und Gaskonzerns Yukos unterstützt die Opposition, Chodorkowski wird im Oktober 2003 wegen Steuerhinterziehung festgenommen und zu neun Jahren Haft verurteilt, Yukos verstaatlicht.
Es ist klar: Wer sich gegen den Präsidenten stellt, hat in RUS keine Chance mehr.
Putin initiiert selbst eine ihm hörige Oligarchen-Kaste. Sie kontrollieren Politik, Wirtschaft und Justiz.Putin erhält 2004 über 70% der Stimmen.
Nach der innenpolitischen Festigung der ersten Amtszeit bemüht sich Putin nun auch aussenpolitisch um Kontrolle.
2004 gewinnt in der Ukraine nach massiver westlicher, finanzieller und politischer Hilfe durch NGOs ein prowestlicher Regierungschef. Ein Trauma in direkter nachbarschaft.
2006 stoppt Putin Gaslieferungen an die Ukraine. Die Ukraine muss nachgeben und bekennt sich wieder zu RUS als bestimmenden Partner.
2005 sichert Putin mit Schröder, Berlusconi, .. Pipeline-Macht mit Gazprom in der Mitte.
Putin kontrolliert Medien, Wirtschaft, Politik, Justiz .. er hat eine starke Hausmacht.
2008 versucht er, der mächtigste Mann RUS zu bleiben, Putins Wahlblock "Einiges Russland" bekommt eine verfassungsändernde 2/3 Mehrheit im Parlament und macht den 2002 zum Gazprom-Chef ernannten Medvedev zum Präsidenten unter ihm.
Er selbst wird Premierminister.
2012 übernimmt er wieder das Amt des Präsidenten. Er erhielt 63,60 % der Stimmen.
Seit 2012 nimmt die Repression und Kontrolle in RUS zu, verschärftes Demonstrationsstrafrecht, Meldegesetze, NGO-Kontrolle, Internetkontrolle. Er verstärkt seinen geschwächten Rückhalt durch populäre Religions- und Anti-Homo-Gesetze.
Das Internet bleibt sein einziger, nicht zu konrollierender Gegner.

Stoni, 23. Juni 2013, um 13:11

fanthomas: "was soll man darüber denken, dass in Russland noch heute so ein Verbrecher wie Stalin, dessen Diktatur gleichwertig der Nazidiktatur war und ebenso wie diese Millionen von Opfern verursacht hat, in aller Öffentlichkeit geehrt wird und sogar eine Stadt stolz erklärt, an einigen Tagen des Jahres wieder seinen Namen zu tragen...
Das ist diese Art Blindheit, Unverbesserlichkeit und Ewiggestrigkeit, bei der ICH erschrocken den Kopf schüttle .."

++++++++++++++

Ich habe ja bereits erklärt, dass Stalingrad als National- und Freiheitssymbol gefeiert wird und nicht Stalin als Person. Zu den grossen Feiern des 70. Jahrestages des Sieges in Stalingrad (wo Volgograd für 6 Tage wieder ihren alten Namen annahm) habe ich jedenfalls keine Verehrung gesehen. Seine Verbrechen werden gesehen.

Nichtsdestotrotz ist richtig, dass die alten sowjetischen Führer wie Breschnew in der Bevölkerung mit über 60% oder auch Putin wesentlich höhere Sympathiewerte haben als die im Westen geschätzten Jelzin oder Gorbatschow mit 15%.
Das klingt zunächst absurd, ich kann es aber gut verstehen.
1991 haben sich die allermeisten Russen, bis auf vielleicht 10-20% Altkommunisten auf Demokratie und Freiheit gefreut. Doch sie wurden in Person von Jelzin und Gorbatschow bitter enttäuscht.
Sie brachten den ohnehin von der UdSSR nicht gerade verwöhnten Russen unvorstellbares Leid, Verbrechen und Elend.
Das Land zerbrach, 100 Mio Menschen verliessen die UdSSR, jedes Jahr sank die Zahl der Russen um 1. Mio (!).
10% (!) jedes Jahrgangs verloren ihr Leben durch Verbrechen, Mord, Totschlag, 100.000 Menschen jedes Jahr, dazu 40.000 Alkoholvergiftungen, unzählige Medizintote, die Lebenserwartung der Männer sank um 10 Jahre auf 56 (!) - noch heute gibt es 10-15% mehr Frauen als Männer in RUS - und eine um 500.000 gesunkene Geburtenzahl (-40%), weil die Menschen einfach nichts mehr zu essen hatten, keine Gehälter mehr bekamen, Renten, Kindergeld.

Am schwarzen Dienstag, dem 11. Oktober 1994 mußten die Russen einmal mehr erleben, wie sie zum Spielball von Kräften wurden. Riesige Warteschlangen bildeten sich vor Wechselstuben in der Moskauer Innenstadt. Alle wollten ihre Rubel in Dollar tauschen. Ihr Geld verfiel an einem einzigen Tag um mehr als 30%, die meisten Russen verloren insgesamt 2/3 ihrer Ersparnisse.

Und niemand war da, der das wie in der DDR mit Transfers von über 1.000 Mrd EUR hätte auffangen können.
Und niemand schützte die Russen vor plötzlicher Kriminalität. Im Gegenteil hielt diese plötzlich Einzug bis ganz nach oben, Korruption aller Orten.

Unter Gorbatschow und Jelzin wurde RUS unter westlicher Beratung geplündert und verramscht, die Oligarchen entstanden und zumindest Jelzin berreicherte sich auch persönlich und mit ihm die ganze Führungs- und Beamtenelite.
Als das Volk 1993 dagegen aufbegehrte ließ Jelzin sie mit Panzern zusammenschießen - ohne westlicher Aufschrei übrigens.

Und so ist es doch kaum erstaunlich, dass die Mehrheit der Russen von Demokratie und Freiheitsrechten, wie sie sie unter Gorbatschow und Jelzin erlebt haben, bis heute eher nichts wissen wollen, und stattdessen eher die sowjetischen Führer verehren als die sog. Demokraten wie Jelzin, denn da ging es ihnen besser, sie konnten sicher überleben und hatten zu essen.

Demokratische Grundrechte, Menschenrechte für Minderheiten, schön und gut. Nur es gibt etwas, was wohl für den einzelnen noch darüber stehen kann und wohl auch darf. Nämlich das Recht auf ein würdevolles und gesichertes Leben. Ich will damit sog. demokratische Grundrechte nicht relativieren. Nur ist es nicht so, dass viele Russen der Überzeugung sind, Putin habe für ihr (wirtschaftliches) Überleben viel getan oder auch in Bereichen nationaler Würde, und empfinden viele demokratische Grundrechte eher als sekundäre Luxusgüter? Und haben nicht auch diese Menschen das Recht, ihre Prioritäten erfüllt zu bekommen? Oder sich einfach mangels Alternativen aus Kommunisten, Nationalisten oder schwachen, westorientierten Liberale für Putin zu entscheiden? Wer Hunger hat und um sein Leben fürchtet, der hat enge Interessen. Viele Russen glauben einfach, dass Putin mehr für ihre Menschenrechte auf ein sicheres, würdiges Leben mit halbwegs ausreichendem Wohnen und Essen tut, als seine Vorgänger oder aktuellen Konkurrenten .. Und das sollte man in DEU beachten, dass Menschen in sibirischen Dörfern Sicherheit, Nahrung, Medizin, Bildung für die Kinder wichtiger sind als ungetrübte Pressefreiheit, Demonstrationsrechte für schwule Minderheiten oder eine faire Chance für die Opposition.

Dass das heute wieder anders sein müsste und sollte und dass Putin nicht wirklich für sie da ist, dazu möchte ich jetzt kommen.

Stoni, 23. Juni 2013, um 13:40

Putin und Wirtschaft
*******************
Was mich in Bezug auf Putins Russland besonders ärgert ist, dass es ja an sich ein reiches Land ist und durchaus ganz anders für seine Menschen sorgen könnte (so wie beispielsweise das ebenfalls mit Öl gesegnete Norwegen es tut).
Leider ist es nun mal aber so, dass sich ein paar wenige Multimilliardäre, die sogenannten Oligarchen, einen Großteil dieses natürlichen Reichtums im Windschatten der Regierung oder vermutlich sogar (und dafür gibt es einfach unübersehbar viele Anzeichen) in deren Einvernehmen und mit deren Unterstützung die Taschen vollhauen.
Den ganz überwiegend ziemlich ärmlich lebenden Leuten wird zugleich vorgegaukelt, dass man ja tüchtig und nach besten Kräften an einer Verbesserung deren Verhältnisse arbeite.
Es sei ja aber alles nicht so leicht und in Westeuropa sei es ja auch alles andere als anders.
Dabei schreit alleine schon die Flattax von 13 % (!) in so einem Land, wo ganz wenige ganz viel vom Allgemeinvermögen einsacken, als Ungerechtigkeit einfach nur zum Himmel. In Deutschland liegt der Spitzensteuersatz bei 47,5 %(!), der EU-Durchschnitt liegt bei 43,3 %. In den USA immerhin auch bei 39,6%.
Was muss man sich als russischer Staatspräsident eigentlich einfallen lassen, um so einen Schwachsinn gegenüber dem einfachen russischen Einkommensempfänger im mittlere dreistelligen Eurobereich zu rechtfertigen?
Richtig, man lässt ihn (bzw. die ihn repräsentierenden Sprachrohre) einfach nicht zu Wort kommen und macht ihm möglichst viel Angst vor der jüngsten Vergangenheit und vor den Ländern, wo es doch weitaus gerechter zugeht.
Ähnlich wie Merkel macht Putin Wirtschaftspolitik gegen die Mehrheit und findet trotzdem deren Unterstützung. Nur das um ein Vielfaches schlimmer.
Auch er hat die tatsächlichen und geschönten Verbesserungen der letzten Jahre auf seiner Seite. Deswegen ist meine ganz persönliche Meinung, dass Putin eigentlich vorallem dazu am Ruder sitzt, seinen zentralen Machtapparat zu manifestieren, um den Reichen ihren Reichtum zu bewahren, den Beamten ihre Pfründe und das Volk mit "Brot und Spielen" halbwegs bei Laune zu halten.
Er hat zwar einige Oligarchen entmachtet, aber nur weil sie ihn politisch störten.
Er hat ihre wirtschaftliche Macht und die Volksberaubung nicht etwa zurückgenommen, sondern nur durch seine Leute (und sich selbst) ersetzt. Und das macht mich immer wieder ziemlich wütend.

Wie fast überall, gibt es aber nur fundierte Vermutungen (Kritiker sprechen von über 50Mrd$, die Putin unterschlagen haben soll) aber wenig Beweise.

Stoni, 23. Juni 2013, um 13:45

Putin und die Korruption
***************************
Korruption ist eine verbreitete Erscheinung in Russland. Diese ist historisch aufgrund der zentralistischen Systemstrukturen und der Weite des Landes gewachsen. So repräsentierte zwar der Zar und Kaiser bis 1917 die höchste Macht im Staat. Doch er repräsentierte sie nur. Die Vollzugs-Macht hatte er nicht. Für diese waren die Beamten zuständig. Die Gesetze verkörpern die politische Vernunft und die Bürokratie vollzieht sachkundig die vernünftige Gesetzesordnung. Demnach hat die Verwaltung keine eigene Macht, sondern ist lediglich Umsetzungsorgan der Politik. Dieses (nur in der Theorie funktionierende) Leitbild prägte lange die westlichen Staatsvorstellungen, doch in Russland ist es anders. Die Gesetze sind widersprüchlich, die Organisation des Beamtenapparates ist undurchschaubar. Es ist ein System der organisierten Verantwortungslosigkeit und es herrscht administratives Chaos. Die Schwäche in der Gesetzgebung und der Organisation des Staats ist die Grundlage der Macht des Beamten. Wenn die Gesetze und die Zuständigkeiten im Vollzug nicht klar sind, hängt es vom Beamten ab, ob und wie ein Gesetz vollzogen wird. Dies ermöglicht behördliche Willkür und eröffnet Bestechungsmöglichkeiten. Fälle behördlicher Willkür passieren daher nicht weil ein Befehl von oben kommt. Das heißt, in brisanten Angelegenheiten werden behördlichen Entscheidungen so gefällt, wie seine Vorgesetzten es gerne hätten.

Und Putin tut nicht wirklich etwas dagegen, dass über 300Mrd $ jährlich in gesellschaftsferne Kanäle abfließen und jeder Russe im Schnitt 2.000$ dafür jährlich aufwenden muss.
Es gibt zB keine Gebühren für Paßverlängerungen u.ä., aber wenn ihr versucht, euch zu registrieren oder noch vor dem Urlaub einen Reisepass zu bekommen, dann bleibt nichts anderes als direkt bar zu schmieren.
Im Gegenteil profitiert Putin selbst davon, direkt durch eigene Begünstigungen, indirekt durch Festigung seines Machtapparates, weil faktisch niemand eine weiße Weste hat und er jeden, wirklich jeden wegen Steuerhinterziehung oder Korruption ins Gefängnis schicken kann.
Es gab ja in RUS die Zeit, wo nur 5 der 148 Mio. Russen überhaupt Steuern gezahlt haben und es gab die Zeit, wo man nur mit Bestechung Geschäfte machen konnte.
Es gibt also niemand, der nicht erpressbar wäre.

Wie fast überall, gibt es aber nur fundierte Vermutungen aber wenig Beweise.

Stoni, 23. Juni 2013, um 14:00

Putin und demokratische Freiheit
**********************************
Formal herrscht in RUS politische Freiheit für Presse, Parteien, Opposition, Demonstrationen, ..

In Wirklichkeit gibt es fast keine Gewaltenteilung. Der Präsident besitzt weitgehend alleinige Macht, die Duma ist ihm ausgeliefert. Fast alle jüngsten Gesetze werden nahezu einstimmig entschieden. Kaum einer traut sich dagegen zu halten. Sogar homosexuelle Abgeordnete stimmten für das Homosexuellen-Demonstrationsverbot.

Auch über die und mittels der Judikative übt Putin starken Druck aus.

Zwar gibt sich der Staat nach außen demokratisch dar, schon alleine durch die fehlende Gewaltenteilung ist dies keine lebenige Demokratie.

Unter Präsident Putin fand Russland zu mehr politischer und wirtschaftlicher Stabilität, allerdings auf Kosten der Meinungs- und Pressefreiheit und einer Zentralisierung der Macht.

Die Presse- und Redefreiheit ist sehr stark eingeschränkt. Verwiesen wird in westlichen Medien z. B. auf mehrjährige Gefängnisstrafen von Kritikern wie Grigori Pasko und Igor Sutjagin. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtet in seinen Länderinformationen zu Russland zu den Einschränkungen der Pressefreiheit: So ist die staatliche Einflussnahme im Bereich des Fernsehens am deutlichsten. Alle drei landesweit sendenden TV-Stationen sind entweder direkt in staatlichem Besitz, oder unter staatlicher Kontrolle. Im Radiobereich ist die Situation ähnlich.
Allerdings bedarf es auch hier NICHT einer offiziellen Zensur durch die Regierung.
Ähnlich wie in anderen Redaktionen in Westeuropa gibt es auch hier verantwortliche Redakteure, die alles tun, um Beiträge zu vermeiden, die gegen die gewünschte Redaktionslinie verstoßen und Missfallen erregen könnten.
Die Zensur ist in den Köpfen der Leute!"

Wie fast überall, gibt es auch hier nur fundierte Vermutungen aber wenig Beweise für ein direktes Eingreifen Putins.
Bedrohte und getötete Journalisten, Aufkäufe von TV-Sendern, Druck auf Journalisten, .. nie ritt Putin persönlich in Erscheinung.

Über die Einschüchterung, an Demonstrationen teilzunehmen, habe ich berichtet.

Auch darüber, wie schwer sich eine Opposition formieren kann, wenn sie kaum oder keine Öffentlichkeit in der Presse und schon gar nicht im Fernsehen hat.

Und wenn ihre Führer wie Nawalny von der Judikative bedroht sind.

Putin hat sich in den letzten Jahren die absolute Kontrolle gesichert, Opposition gibt es, aber nur die sattsam bekannten, chancenlosen Nationalisten, Altkommunisten und schon verbrannten Neoliberale haben eine halbwegs faire Chance.

Einer neuen, chancenreichen Opposition, die die Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse zB der gebildeten, urbanen Mittelschicht, zu der auch meine Freunde meist gehören, bleibt nur das Internet, und selbst hier versucht Putin einzugreifen.

Ex-Füchse #11750, 23. Juni 2013, um 14:09
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Stoni, 23. Juni 2013, um 14:15

Putins Neue Repression
**********************
Das Lewada-Zentrum hat auch mal eine Umfrage durchgeführt, wie den die Russen die Situation in ihrem Land einschätzen, in dem sie leben.Ergebnis: 59% der Russen sind der Meinung, dass die Freiheitsgrundrechte im Land genügend verwirklicht sind.
16% denken, dass es zu viele Freiheiten gibt.
18% denken, dass es zu wenige gibt.

Viele wissen eben noch aus der Jelzin-Epoche, wozu die uneingeschränkte Freiheit führen kann ..
Die meisten Russen sehen z. B. dass Pussy Riot verurteilt worden sind, als gut an, weil sie gegen das Menschenrecht der Religionsfreiheit verstoßen haben. In der westlichen Sichtweise sind sie Opfer einer Menschenrechtsverletzung und nicht Täter....
Ähnlich sieht es mit den jüngsten Verschärfungen gegen Minderheiten wie Homosexuelle aus.

Es ist für Putin also nicht besonders schwer, seine neuerlichen Verschärfungen durchzustzen und damit sogar noch auf Stimmenfang zu gehen.
Anständige Politiker vermeiden allerdings Themen wie Homosexuelle, Todesstrafe, um zu punkten, nicht so Putin.

Ein Freund sagt: "Wenn man mal den Kurs von Medvedev und den jetzigen Kurs vergleicht, dann kann man da schon ganz klar einen Schwenk in Richtung mehr Repression feststellen. Ich denke, dass das jeder bei halbwegs objektiver Betrachtung von vorher und nachher erkennen wird. Medvedev hat es doch sehr schön gezeigt, wie man das Land langsam in die richtige Bahn bringen könnte ohne sich zu destabilisieren. Das ist doch das Perverse, dass es plötzlich einen klaren Lichtblick gegeben hat, der sich dann im Nachhinein als kleines Intermezzo und als Farce herausstellte. Unter Medvedev sind erhebliche Signale gesendet worden, die zu einer deutlichen Verbesserungen der internationalen Beziehungen und auch der Lage innerhalb Russlands geführt hatten. Erst die Rückkehr Putins hat doch dieses zarte Pflänzchen wieder zertreten. Sich dann hinzustellen und zu sagen, Russland sei halt noch nicht so weit oder etwas in der Richtung, ist da Augenwischerei. Allein Putin ist nicht so weit!"

Ein anderer: "Damit stellt sich die Frage, ob dieser Schwenk zu rechtfertigen ist und daher im Ergebnis trotzdem ok erscheint. Putin begründet es ja immer wieder mit der angeblichen Gefahr einer Destabilisierung Russlands durch NGO's und Oppositionelle, sprich einer Destabilierung des Landes aufgrund einer Durchdringung der Zivilbevölkerung mit einer selbstbewussten Haltung gegenüber dem Staat. Für eine damit verbundene Destabilisierung des Landes gibt es aber schlichtweg keine Belege. Destabilisert würde allerdings tatsächlich der aktuelle Machtapparat in seiner Selbstherrlichkeit und genau um dessen Erhalt geht es Putin. Er verwechselt daher laufend seine eigene Stabilität mit der Stabililtät Russlands und malt Teufel an die Wand die es so überhaupt nicht gibt."

Aus meiner Sicht wird Putin durch den sinkenden Rückhalt in der Bevölkerung immer nervöser und repressiver gegen oppositionelle Kräfte.

Nur wer glaubt, Putin mit billigen Vorurteilen und plumpen, westlichen Medienkampagnen an den Karren fahren zu können, der wird öffentlich zerlegt, so wie aktuell WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn.

http://www.merkur-online.de/aktuelles/politik/putin-zerlegt-ard-reporter-joerg-schoenenborn-reaktionen-meta-2840356.html

Stoni, 23. Juni 2013, um 14:15

*** Ende *** )))

Ex-Füchse #11750, 23. Juni 2013, um 14:55
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Stoni, 23. Juni 2013, um 16:04

Am Wochenende muss man sich vom Vorabend erholen ... )) ... wenn man nicht gerade zur vermögenden Ober- oder Mittelschicht gehört, besucht man sich eher gegenseitig privat als dass man in Kneipen, Cafes oder Restaurants geht ... es gibt in Volgograd vielleicht nur 5% relativ zur Bevölkerung wie in Berlin, und das Bier mit 5EUR auch zu teuer ..
Restaurants sind gut und nicht teuer ... und zT wunderschön
http://photography-now.com/newsimages/zftrus1.jpg

Die Sommer sind lang und heiss, von April bis September über 30° ... viel passiert dann natürlich draussen ... Man trifft sich viel an der Volga, zum Spazieren, Grillen, Nachtschwimmen, ... es gibt sehr viele Feste, die meisten ohne Alkohohl (!) .. ok kann man sich besorgen ... oft sind die Menschen dabei auf den Strassen sehr spontan, lustig ... es wird getanzt ... ok es gibt auch Lesungen (siehe ganz unten )))
http://photography-now.com/newsimages/zftrus_fest.jpg

Im Winter trifft man sich eher privat, mit Bier, das man in 2 Liter Flaschen frisch gezapft aus dem Supermarkt holt, und getrocknetem Fisch ... die Abende ufern aber oft eher in Gelage aus ... viel essen ... trinken ... manchmal kommen Freunde, Nachbarn spontan noch vorbei ... Normale Russen trinken Wodka zumindest nur dabei .. in Gesellschaft, eingerahmt von vielen Gängen ... getrunken wir nie ohne Trinkspruch, ein Lied, in das dann alle einstimmen, ein kleines Gedicht o.ä. ... sehr herzlich, sehr offen, nichts ist peinlich ...

zur Übersichtzum Anfang der Seite