Unterhaltung: "An Euch linksradikale Raufbolde in Hamburg!"

Seb1904, 15. Juli 2017, um 00:29

@Murks: "Aber bin ich deswegen bereits ein Mitläufer?"

Als Mitsäufer, mein Lieber, bist Du mir jederzeit willkommen.

Ex-Füchse #113540, 15. Juli 2017, um 00:41
zuletzt bearbeitet am 15. Juli 2017, um 00:43

Murks, bei deinem Beispiel würde ich dich auch als Mitläufer sehen, egal mit welcher Absicht das Bier rausgeschleppt wird. Du beteiligst dich dann an Aktionen und bist mitten drin.

Das sind so einige, die einfach mitmachen. Erst gestern gab es einen Leserbrief im Abendblatt, bei dem angesprochen wurde, dass es auch wichtig ist, Maßnahmen zu ergreifen, damit sich junge Leute nicht von bestimmten Aufrufen angesprochen fühlen. Beispielsweise sollte mehr in Bildung investiert werden.

Lappen, 15. Juli 2017, um 01:45
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Seb1904, 15. Juli 2017, um 09:45

Bliebe zunächst zu klären, wer heutzutage legitime Vertragspartner sind. JJR ist lange Geschichte.

Kvothe, 15. Juli 2017, um 09:50

In welchem Zusammenhang möchtest du Tolkien hier einbringen?

Seb1904, 15. Juli 2017, um 09:59

Sry, falsches Forum.

Kvothe, 15. Juli 2017, um 10:08

'...denn dä Verfassungsschutz is mittlerweile och hä drin doheim', meinte WN damals schon.

Seb1904, 15. Juli 2017, um 10:20

(Dann eben Salzgebäck un Bier zum Frühstück.)

Dä is öwwerall ze huss, leider, dä vauess.

bischof_mixamatz, 16. Juli 2017, um 01:28
Dieser Eintrag wurde entfernt.

bischof_mixamatz, 16. Juli 2017, um 01:29
Dieser Eintrag wurde entfernt.

bischof_mixamatz, 16. Juli 2017, um 01:30

Wer von mir als als bekennendem Symphatisant der Demonstrationen gegen
den Gipfel verlangt, dass ich mich von den Gewalttätern distanziere,
soll das doch bitte auch von der Mutter mit 2 Kindern, die ein
Fußballspiel besucht, tun, wenn dort Hooligans ihren Schrecken
verbreiten, ebenso von den Politikern, die da vertreten waren und für
die Schrecken der Kriege in Afghanistan, Irak, Lybien, Syrien und und
und...verantwortlich sind. Die Schäden der jeweiligen Aktionen
gegeneinander aufzurechen, erspare ich mir, um den Vorwurf der
Relativierung zu vermeiden. Ausdrücklich bekenne ich mich zum auch
körperlichen Widerstand der Protestler im Verlauf der "Welcome to hell"
Demo, weil da Grundrechte mit Füßen getreten wurden.

Lappen, 16. Juli 2017, um 02:54
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Lappen, 16. Juli 2017, um 03:01
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Ex-Füchse #113540, 16. Juli 2017, um 11:29
zuletzt bearbeitet am 16. Juli 2017, um 11:30

Die von der Roten Flora sind durchaus nicht gegen gewalttätige Aktionen. Allerdings haben auch sie etwas dagegen, wenn Gewaltausschreitungen in ihrem Viertel stattfinden. Hatte zumindest ein Aktivist der Roten Flora, der vermutlich eine der Hauptrollen einnimmt, geäußert. Leider habe ich den Namen nicht parat. Er hat aber in einem Interview dazu Stellung bezogen.

bischof_mixamatz, 16. Juli 2017, um 11:57

Erspart mir doch, Euch auf fragwürdige Einzelmeinungen irgendwelcher Verstrahlter zu berufen. Ebenso geht aus meinem Beitrag nicht hervor, dass ich gewalttätige Demonstrationen befürworte. Dennoch hat man als Bürger nicht nur das Recht, sondern eigentlich die Pflicht, sich gegen Angriffe auf garantierten Bürgerrechte wie die Ausübung des Demonstrationsrecht zu wehren, ebenso, wie die Polizei die Aufgabe hat, die Bürger vor Zerstörung durch Idioten zu schützen. Das erste haben die Demonstranten gemacht, das zweite die Polizei nicht.

bischof_mixamatz, 16. Juli 2017, um 12:06

Ach und zum Vergleich mit der Fußballmutti: Distanzierung setzt ja zunächst mal Nähe voraus. Da ich der Fußballmutti keine Nähe zu Hooligans unterstelle, erwarte ich auch keine Distanzierung von ihr.

akaSilberfux, 16. Juli 2017, um 12:29
zuletzt bearbeitet am 16. Juli 2017, um 12:29

Das Grundgesetz garantiert die friedliche und unbewaffnete Versammlung (Art. 8 Abs. 1 GG). Versammlungen im Freien dürfen durch Gesetze eingeschränkt werden (Art. 8 Abs. 2 GG).

Bei den Ausschreitungen kommen sowohl Verstöße gegen "friedlich", als auch "unbewaffnet" und erst recht gegen die einfachgesetzlichen Verbote, wie z.B. das Vermummungsverbot (§ 17a Abs. 2 Versammlungsgesetz) in Betracht.

Selbst wenn die Polizei also Mist gebaut haben sollte, wäre dies zunächst von den Betroffenen auszuhalten, zu dokumentieren und hinter abzuurteilen (vgl. die rechtlichen und tatsächlichen Folgen von Stuttgart-21-Protesten). Dort gab es Presse wie: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/stuttgart-21-opfer-baden-wuerttemberg-schmerzensgeld
oder
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/stuttgart-21-polizeigewalt-gegen-demonstranten-war-rechtswidrig-a-1063391.html

Wollen wir in sechs Monaten mal sehen, was von Hamburg und den Randalierern berichtet wird? Rechtmäßige Gegenwehr und mit Schlagwerkzeugen und Steinen gegen Polizisten vorgehen ist kaum vorstellbar. Da müßte man schon befürchten, dass die Polizei dabei ist, die freiheitlich - demokratische Grundordnung zu beseitigen und davon kann bei einem Vorgehen gegen Straftäter erst einmal keine Rede sein.

Das ist der zentrale Vorteil des gewaltlosen Widerstands: es ist stets klar, wer die Lumpen sind, wenn etwas kaputt geht oder Menschen verletzt werden.

Seb1904, 16. Juli 2017, um 12:37

Wem ist denn das Demonstrationsrecht verwehrt worden, Eminenz? Doch wohl nur den vermummten Gestalten. Und da gab es im Vorfeld klare Absprachen zwischen Demo-Anmeldern und Behörden. Keine Vermummten!

Auch die Veranstalter haben die Vermummten wohl aufgefordert, sich freizumachen. Vielleicht halbherzig.
Jedenfalls gab es Aufforderungen der Polizei an die Vermummten, die Vermummung abzulegen, damit die Demo fortgesetzt werden kann.

Passierte das? Nein.

Nach Aussage der Polizei hat man dann beschlossen, die Vermummten von der restlichen Demo zu trennen, damit die Demonstration fortgesetzt werden kann und (Achtung!) die Demonstranten ihr Demonstrationsrecht auch ausüben können.

Nur: die Unvermummten stellen sich teilweise der Polizei in den Weg und behindern den Zugriff auf die Vermummten. Erst dadurch kommt es zu Zwischenfällen zwischen Demonstranten und Polizisten.

Man kann, finde ich, an dieser Stelle beide Auffassungen der Einsatzleitung vertreten:
1. (loose) Na komm, die Demo geht ja friedlich los, da stören die paar hundert Vermummten nicht, lass die mal machen, auch wenn das so nicht vereinbart war.
2. (tight) Wir hatten vereinbart: keine Vermummten! Also gibts auch keine! Später, wenn der Demo-Zug durch Wohngebiete zieht, haben wir keine Zugriffsmöglichkeit mehr, wenn die anfangen, Mülltonnen oder Autos anzuzünden. Ausserdem wollen wir nicht gleich am ersten Tag nachgeben, wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden.

Vielleicht! hätte "loose" insgesamt zu weniger Zoff und Ausschreitungen geführt. Kann man im Nachhinein gut argumentieren.
Die Annahme aber, dass im Schwarzen Block ein größeres Gewaltpotential schlummert und deshalb "tight" die richtige Entscheidung sein könnte, hat sich ja im Laufe des Wochenendes bestätigt.

Lappen, 16. Juli 2017, um 13:01
Dieser Eintrag wurde entfernt.

Doc_Jule, 16. Juli 2017, um 14:06
zuletzt bearbeitet am 16. Juli 2017, um 14:13

nur mal so.....
+++ STELLUNGNAHME ZU DEN EREIGNISSEN VOM WOCHENENDE +++

Wir, einige Geschäfts- und Gewerbetreibende des Hamburger Schanzenviertels, sehen uns genötigt, in Anbetracht der Berichterstattung und des öffentlichen Diskurses, unsere Sicht der Ereignisse zu den Ausschreitungen im Zuge des G20-Gipfels zu schildern.
In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 2017 tobte eine Menge für Stunden auf der Straße, plünderte einige Läden, bei vielen anderen gingen die Scheiben zu Bruch, es wurden brennende Barrikaden errichtet und mit der Polizei gerungen. Uns fällt es in Anbetracht der Wahllosigkeit der Zerstörung schwer, darin die Artikulation einer politischen Überzeugung zu erkennen, noch viel weniger die Idee einer neuen, besseren Welt.
Wir beobachteten das Geschehen leicht verängstigt undskeptisch vor Ort und aus unseren Fenstern in den Straßen unseres Viertels.
Aber die Komplexität der Dynamik, die sich in dieser
Nacht hier Bahn gebrochen hat, sehen wir weder in den Medien noch bei der Polizei oder im öffentlichen Diskurs angemessen reflektiert.
Ja,wir haben direkt gesehen, wie Scheiben zerbarsten, Parkautomaten herausgerissen, Bankautomaten zerschlagen, Straßenschilder abgebrochen und das Pflaster aufgerissen wurde.
Wir haben aber auch gesehen, wieviele Tage in Folge völlig unverhältnismäßig bei jeder Kleinigkeit der Wasserwerfer zum Einsatz kam. Wie Menschen von uniformierten und behelmten Beamten ohne Grund geschubst oder auch vom Fahrrad geschlagen wurden.
Tagelang.
Dies darf bei der Berücksichtigung der Ereignisse nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Zum Höhepunkt dieser Auseinandersetzung soll in der Nacht von Freitag und Samstag nun ein „Schwarzer Block“ in unserem Stadtteil gewütet haben.
Dies können wir aus eigener Beobachtung nicht bestätigen, die außerhalb der direkten Konfrontation mit der Polizei nun von der Presse beklagten Schäden sind nur zu einem kleinen Teil auf diese Menschen
zurückzuführen.
Der weit größere Teil waren erlebnishungrige Jugendliche sowie Voyeure und Partyvolk, denen wir eher auf dem Schlagermove, beim Fußballspiel oder Bushido-Konzert über den Weg laufen würden als auf einer linksradikalen Demo.
Es waren betrunkene junge Männer, die wir auf dem Baugerüst sahen, die mit Flaschen warfen – hierbei von einem geplanten „Hinterhalt“ und Bedrohung für Leib und Leben der Beamten zu sprechen, ist für uns nicht nachvollziehbar.
Überwiegend diese Leute waren es auch, die – nachdem die Scheiben eingeschlagen waren – in die Geschäfte einstiegen und beladen mit Diebesgut das Weite suchten.
Die besoffen in einem Akt sportlicher Selbstüberschätzung mit nacktem Oberkörper aus 50 Metern Entfernung Flaschen auf Wasserwerfer warfen, die zwischen anderen Menschen herniedergingen, während Herumstehende mit Bier in der Hand sie
anfeuerten und Handyvideos machten.
Es war eher die Mischung aus Wut auf die Polizei, Enthemmung durch Alkohol, der Frust über die eigene
Existenz und die Gier nach Spektakel – durch alle anwesenden Personengruppen hindurch –, die sich hier Bahn brach.
Das war kein linker Protest gegen den G20-Gipfel. Hier von linken AktivistInnen zu sprechen wäre verkürzt und falsch.
Wir haben neben all der Gewalt und Zerstörung an dem Tag viele Situationen gesehen, in denen offenbar gut organisierte, schwarz gekleidete Vermummte teilweise gemeinsam mit Anwohnern eingeschritten
sind, um andere davon abzuhalten, kleine, inhabergeführte Läden anzugehen. Die anderen Vermummten die Eisenstangen aus der Hand nahmen,
die Nachbarn halfen, ihre Fahrräder in Sicherheit zu bringen und sinnlosen Flaschenbewurf entschieden unterbanden. Die auch ein Feuer löschten, als im verwüsteten und geplünderten „Flying Tiger Copenhagen“ Jugendliche versuchten, mit Leuchtspurmunition einen Brand zu legen, obwohl das Haus bewohnt ist.
Es liegt nicht an uns zu bestimmen, was hier falsch gelaufen ist, welche Aktion zu welcher Reaktion geführt hat.
Was wir aber sagen können: Wir leben und arbeiten hier, bekommen seit vielen Wochen mit, wie das „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ ein Klima der Ohnmacht, Angst und daraus resultierender Wut erzeugt.
Dass diese nachvollziehbare Wut sich am Wochenende nun wahllos, blind und stumpf auf diese Art und Weise artikulierte, bedauern wir sehr. Es lässt uns auch heute noch vollkommen erschüttert zurück.
Dennoch sehen wir den Ursprung dieser Wut in der verfehlten Politik des Rot-Grünen Senats, der sich nach Außen im Blitzlichtgewitter der internationalen Presse sonnen möchte, nach Innen aber vollkommen
weggetaucht ist und einer hochmilitarisierten Polizei das komplette Management dieses Großereignisses auf allen Ebenen überlassen hat.
Dieser Senat hat der Polizei eine „Carte Blanche“ ausgestellt – aber dass die im Rahmen eines solchen Gipfels mitten in einer Millionenstadt entstehenden Probleme, Fragen und sozialen Implikationen nicht nur mit polizeitaktischen und repressiven Mitteln beantwortet werden können, scheint im besoffenen Taumel der quasi monarchischen Inszenierung von
Macht und Glamour vollkommen unter den Tisch gefallen zu sein.
Dass einem dies um die Ohren fliegen muss, wäre mit einem Mindestmaß an politischem Weitblick absehbar gewesen.
Wenn Olaf Scholz jetzt von einer inakzeptablen „Verrohung“, der wir „uns alle entgegenstellen müssen“, spricht, können wir dem nur beizupflichten.
Dass die Verrohung aber auch die Konsequenz einer
Gesellschaft ist, in der jeglicher abweichende politische Ausdruck pauschal kriminalisiert und mit Sondergesetzen und militarisierten Einheiten polizeilich bekämpft wird, darf dabei nicht unberücksichtigt bleiben. Aber bei all der Erschütterung über die Ereignisse vom Wochenende muss auch gesagt werden:
Es sind zwar apokalyptische, dunkle, rußgeschwärzte Bilder aus unserem Viertel, die um die Welt gingen.
Von der Realität eines Bürgerkriegs waren wir aber weit entfernt.
Anstatt weiter an der Hysterieschraube zu drehen sollte jetzt Besonnenheit und Reflexion Einzug in die Diskussion halten.
Die Straße steht immer noch, ab Montag öffneten die meisten Geschäfte ganz regulär, der Schaden an Personen hält sich in Grenzen.
Wir hatten als Anwohner mehr Angst vor den mit Maschinengewehren auf unsere Nachbarn zielenden bewaffneten Spezialeinheiten als vor den alkoholisierten Halbstarken, die sich gestern hier ausgetobt haben.
Die sind dumm, lästig und schlagen hier Scheiben ein, erschießen dich aber im Zweifelsfall nicht.
Der für die Meisten von uns Gewerbetreibende weit größere Schaden entsteht durch die Landflucht unserer Kunden, die keine Lust auf die vielen Eingriffe und Einschränkungen durch den Gipfel hatten – durch dieLieferanten, die uns seit vergangenem Dienstag nicht mehr beliefern konnten, durch das Ausbleiben unserer Gäste.
An den damit einhergehenden Umsatzeinbußen werden wir noch sehr lange zu knapsen haben.
Wir leben seit vielen Jahren in friedlicher, oft auch
freundschaftlich-solidarischer Nachbarschaft mit allen Formen des Protestes, die hier im Viertel beheimatet sind, wozu für uns selbstverständlich und nicht-verhandelbar auch die Rote Flora gehört.
Daran wird auch dieses Wochenende rein gar nichts ändern.
In dem Wissen, dass dieses überflüssige Spektakel nun vorbei ist, hoffen wir, dass die Polizei ein maßvolles Verhältnis zur Demokratie und den in ihr lebenden Menschen findet, dass wir alle nach Wochen und Monaten der Hysterie und der Einschränkungen zur Ruhe kommen und unseren Alltag mit all den großen und kleinen Widersprüchen wieder gemeinsam
angehen können. Einige Geschäftstreibende aus dem Schanzenviertel
BISTRO CARMAGNOLE
CANTINA POPULAR
DIE DRUCKEREI - SPIELZEUGLADEN SCHANZENVIERTEL
ZARDOZ SCHALLPLATTEN
EIS SCHMIDT
JIM BURRITO'S
TIP TOP KIOSK
JEWELBERRY
SPIELPLATZ BASCHU e.V.
MONO CONCEPT STORE
BLUME 1000 & EINE ART
JUNGBLUTH PIERCING & TATTOO
SCHMITT FOXY FOOD
BUCHHANDLUNG IM SCHANZENVIERTEL
WEIN & BOULES

Seb1904, 16. Juli 2017, um 14:21

Der REWE gar nicht dabei?

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