Unterhaltung: Nach der Wahl - wie weiter?

sashimi, 27. September 2017, um 14:25

ich wüsste jetzt allerdings auf Anhieb nicht, wo ich lieber wäre als in Deutschland.

sashimi, 27. September 2017, um 14:29
zuletzt bearbeitet am 27. September 2017, um 14:36

meinst du da ist es sozial- und allgemein Politisch und von der Armut her besser? Das bezweifle ich.

SchwillTiger, 27. September 2017, um 14:41

@Mark: es geht mir darum, was im Jahr verraucht wird, nicht was sie im Jahr an Geld zur Verfügung haben.

Cabeza_doble, 27. September 2017, um 14:45

Die Handys, die die Flüchtlinge besitzen, sind oft das einzige, was diese Leute haben und ihre einzige Möglichkeit mit den Verwandten in Syrien oder Afghanistan zu kommunzieren.
Und die Markenklamotten? Die stammen oft genug aus der Altkleidersammlung, wo sie gelandet sind, weil sie von irgendwelchen Schnöseln aussortiert wurden, weil sie aus dem vorigen Jahr stammen und nicht mehr hip gneug sind.

Cabeza_doble, 27. September 2017, um 14:54

Ich kann mich übrigens noch sehr gut an die Jahre kurz vor oder nach der Wende erinnern.
Auch damals wurde von vielen Alteingesessenen alle Fremde und Neuartige abgelehnt.
Bloß waren es damals nicht die Syrer oder Iraker, denen mancher nicht die Butter auf dem Brot gönnte, damals waren es die deutschstämmigen Zuzügler aus Russland oder Polen, denen man jeden Pfennig neidete.
Genau wie heute so mancher Syrer sahen sich damals diese Leute ungerechten Anfeindungen ausgesetzt und mussten sich neidvolle Vorwürfe anhören.
Später waren es vielfach auch die ehemaligen DDR-Bürger, denen so mancher Wessi nicht mal die 100 DM Überbrückungsgeld gönnte.
Bedauerlich, dass manche Betroffene inwischen vergessen haben, wie beschissen sich diese Art der Ausgrenzung anfühlt.

SchwillTiger, 27. September 2017, um 15:01

Es wird halt immer auf das Huhn geschisse, das auf der Hühnerleiter am weitesten unten sitzt. Und sobald man eine Sprosse erklommen hat, freut amn sich darüber, jemand anderem auf den Kopf zu kacken.

Doc_Jule, 27. September 2017, um 15:18

kann sich noch jemand an die Argumentation nach der sog. "Wende" erinnern? "Die haben nicht einen Pfennig in "unsere" Rentenkasse gezahlt, warum sollen die jetzt plötzlich von "uns" Rente bekommen?"
Wenn in einer Gesellschaft einer nicht mal mehr dem anderen das Schwarze unterm Fingernagel gönnt...... läuft etwas gewaltig schief.
Wenn es sich nicht mehr lohnt, sich zu bemühen..... läuft etwas gewaltig schief.
Wenn der jährliche Ertrag aus einem ererbten Vermögen bei Weitem die Summe übersteigt, die selbst ein gut Verdienender im Laufe seines Lebens erwirtschaften kann....läuft etwas schief
Wenn es so gut wie nicht mehr möglich ist, eine Putzfrau zu finden, die nicht schwarz bezahlt werden möchte......läuft etwas schief
Wenn der Ferienjob eines Kindes auf Hartz4 angerechnet wird....läuft etwas schief
wenn fast jeder Handwerker oder Dienstleister einen Teil seines vereinbarten Lohns lieber schwarz kassieren möchte.....läuft etwas schief
Wenn allein die Tatsache, dass du Kinder großziehst, das Risiko erhöht, in Armut abzurutschen....läuft etwas schief
Es gibt unendlich viel mehr Beispiele für Dinge, die bei uns aus dem Lot geraten sind
Was schief läuft, würde ich gern mit euch gemeinsam "aufzudröseln" versuchen

Doc_Jule, 27. September 2017, um 15:20

vor allem, ob und wie sich etwas ändern kann, so dass sich alle Teile der Gesellschaft "mitgenommen" und vor allem mitverantwortlich fühlen......

Cabeza_doble, 27. September 2017, um 15:35
zuletzt bearbeitet am 27. September 2017, um 15:36

Als ich jung war, konnte eine Familie passabel über die Runden kommen, wenn ein Elternteil eine feste Vollzeitstelle hatte. Das war selbst dann der Fall, wenn es sich bei dieser Arbeit um eher einfache Tätigkeiten handelte, für die man keine besondere Ausbildung brauchte.
Heute reicht das Geld oft selbst dann nur so gerade eben, wenn beide Eltern einen 40-Stunden-Job haben und gut ausgebildet sind. Von prekär Beschäftigten, Leiharbeitern usw. erst gar nicht zu reden.
Dass man trotz fleißiger Arbeit oft nicht in der Lage ist, die Familie adäquat zu versorgen, ist in meinen Augen der eigentliche Skandal.
Und auf der anderen Seite gibt es die Firmenerben, die kaum Erbschaftssteuern zahlen müssen, Aktiengewinnler, die ihre satten Gewinne unversteuert einstreichen und ...und. Ginge es nach mir sollten Kapitalertragssteuern, Reichensteuern für Einkommensmillionäre, Erbschaftssteuern auch für Firmenerben, Vermögensteuer usw. (wieder) eingeführt werden um z.B. den sozialen Wohnungsbau oder adäquate Bildung für alle finanzieren zu können.

sashimi, 27. September 2017, um 15:42

Ich bin gegen eine Vermögensteuer, da der Aufwand der Erhebung immens ist. Stattdessen könnte man z.B. beim Kauf ansetzen, z.B. Luxusgüter höher besteuern.

sashimi, 27. September 2017, um 15:44
zuletzt bearbeitet am 27. September 2017, um 15:45

spielfreak, vor 10 Minuten
es ist einfach zu beschreiben:
Den unsäglich in die Welt gesetzten Begriff 'Solidargemeinschaft' endlich umsetzen der sich immer wieder aufs Neue als glatte Lüge und
Heuchelei entpuppt.
------------------------------------------
es wäre schön, wenn du deine Beiträge mal Korrektur lesen würdest!

Einen Begriff umzusetzen, der sich als Lüge entpuppt.
Das wollltest du doch nicht wirklich sagen.

Octopussy, 27. September 2017, um 16:34
zuletzt bearbeitet am 27. September 2017, um 16:37

"Heute reicht das Geld oft selbst dann nur so gerade eben, wenn beide
Eltern einen 40-Stunden-Job haben und gut ausgebildet sind. Von prekär
Beschäftigten, Leiharbeitern usw. erst gar nicht zu reden.

Dass man trotz fleißiger Arbeit oft nicht in der Lage ist, die
Familie adäquat zu versorgen, ist in meinen Augen der eigentliche
Skandal.
"

Ich bin mir da nicht 100% sicher... Überleg mal, was die Leute sich früher geleistet haben und was sich heute die Leute leisten wollen.

Fernseher, Handy, Computer, Auto, Urlaub (am liebsten Hotel). Ich glaube, es ist nur das Gefühl sich nichts leisten zu können, weil andere sich viel mehr leisten können.

Meine Eltern waren beide berufstätig (Lehrerin und Job mit ähnlicher Gehaltsstruktur). Dennoch hatten wir nicht viel. Campingurlaub, schwarz-weiß Fernseher, kein Computer, ich habe die Klamotten meiner Brüder getragen. Essen gegangen 4 mal im Jahr.

Ich glaube, dass die Ansprüche deutlich stärker gewachsen sind, als die Löhne (inflationsbereinigt) gefallen sind.

Unter der Armutsgrenze leben auch heute deutlich mehr Leute als vor 30 Jahren, weil diese heute anders definiert wird, oder nicht?!

Das bedeutet aber nicht, dass es mir gefällt wie es läuft. Dennd as Problem ist eben das immer schnellere auseinanderdriften. Selbst wenn sich der untere teil der Schere auch positiv entwickelt.

silberfuchs hatte es mal gesagt: es gibt eigentlich kein Land, dem es heute schlechter geht als vor 50 (???) Jahren. Ist wie ein gut laufender Fond. es gibt immer Abschnitte, in denen es einen abwärtstrend gibt. Aber langfristig entwickeln sich alle Länder und auch alle soziale Schichten dieser.

sprachlos, 27. September 2017, um 16:41

schäuble verlässt sein ministerium,
und will jetzt 2ter mann im staate werden.

jamaika rückt näher.

sashimi, 27. September 2017, um 16:43

FInanzministerium also für die FDP freigeräumt?

Cabeza_doble, 27. September 2017, um 16:46

Octo, früher gab es das alles eben nicht.
Da das Handy noch nicht erfunden war, benötigte man es halt auch nicht, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Für den Computer gilt das Gleiche.
Auto? Auch meine Eltern bekamen erst ca. 1960 ihren ersten Gebrauchtwagen. Aber damals hatte quasi niemand ein Auto, da war das normal. Man wurde nicht schief angesehen, wenn man mit dem Fahrrad oder den Öffis zur Arbeit fuhr, ganz davon abgesehen, dass auch niemand von einem erwartete einen Job anzunehmen, der 60 oder mehr Kilometer vom Wohnort entfernt war.
Klamotten - ja, da kann man die Kinder entsprechend erziehen. Meine Söhne würden aus Prinzip keine Markenklamotten tragen, das wäre ihnen peinlich. Aber die kommen halt auch aus dem Wedding, wären sie in Zehlendorf zur Schule gegangen, könnte das anders sein. Man möchte ja auch nicht erleben, dass die Kinder gehänselt werden, nur, weil sie Jeans von C und A tragen, den von mir gestrickten Pullover oder Sachen aus dem Second-Hand-Shop, statt der neuesten Modelle von Diesel oder Calvin Klein.

Octopussy, 27. September 2017, um 17:00

Eben. Sag ich doch.

sukniper, 27. September 2017, um 17:08

Cabeza- du gefällst mir !

Cabeza_doble, 27. September 2017, um 17:18

Freut mich. Danke.
😄

Doc_Jule, 27. September 2017, um 17:48
zuletzt bearbeitet am 27. September 2017, um 18:10

früher konnte ein Verdiener die Familie ernähren, weil die Ansprüche geringer waren......das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Mein Vater, immerhin Facharzt für Orthopädie, hatte nach unserer Flucht aus der DDR 1955 eine Stelle als Assistenzarzt in einer Privatpraxis (später stieg er als Teilhaber des Sohnes und Praxisnachfolgers in die Praxis ein). Er verließ morgens um 6 die Wohnung und kehrte oft erst nach 20 Uhr heim. Bis wir 1961 unser erstes Auto (einen Opel 12M) bekamen, fuhr er mit der U-Bahn zur Arbeit.
Wir lebten als Familie mit 4 Kindern in einer 3-Zimmer-Wohnung, eins der Zimmer war dazu noch ein Durchgangszimmer. Kleidung wurde selbstverständlich, wenn es irgend ging, von den jüngeren Geschwistern "aufgetragen". Fleisch gab es eigentlich nur am Wochenende, ich erinnere mich auch an die Suppen und Eintöpfe, die bei uns traditionell samstags auf den Tisch kamen.
Wir hatten ein Radio mit Plattenspieler, ein paar Puppen, Spielzeugautos und Bausteine, das wars aber auch schon an Spielzeug.
Erst nach dem Tod meines Großvaters, als auch noch meine Großmutter aus der DDR zu uns kam, zogen wir in ein kleines Reihenhaus, in dem sich meine Brüder das eine, meine Schwester und ich das andere, Kinderzimmer teilten.
Schokolade war etwas ganz besonderes für uns, ich erinnere mich daran, dass ich von unserem Briefträger einmal zum Geburtstag eine Tafel geschenkt bekam, das war ein richtig tolles Geschenk! Auch der Schulweg war lang (und spannend), niemand dachte auch nur im Traum daran, uns zu holen oder zu bringen.
Ich denke, dass es heute viele als Zumutung empfinden würden, so leben zu müssen. Für uns war es damals "normal", denn die meisten Familien lebten ähnlich. Die ärmeren lebten in sogenannten "Nissenhütten", teils weil sie ausgebombt worden waren, teils, weil sie als Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten gekommen waren, und Hamburg einfach noch nicht genug Wohnungen wieder aufgebaut hatte.
Trotz allem empfinde ich im Rückblick meine Kindheit und Jugend als eine glückliche Zeit und habe nicht das Gefühl, dass ich hätte auf irgendetwas verzichten müssen.
Das Problem heute scheint mir zu sein, dass es eben allzu auffällige Unterschiede in der Verteilung gibt und dass es nicht mehr ausreicht, sich anzustrengen, um auf der Leiter weiter nach oben zu kommen. Die "oberen Plätze" werden vererbt oder für viel Geld erkauft (oder mit viel Betrug zugeschanzt).....

zur Übersichtzum Anfang der Seite